Mit Gott vernetzt sein

Juni-Juli 2022

Veränderung ist gut für uns, heißt es, und ich hatte gerade solch eine, wenn auch eine außergewöhnliche. Lass mich dir erklären.

Andere haben im Sommer Urlaub und erleben irgendwo Neues, ich hatte meine Veränderung in der eigenen Wohnung, wo ich eine Zeitlang regelrecht campiert habe.

In unserem Gebäudekomplex mussten die ganzen Installationen erneuert werden. Wasserleitungen, Abwasser, Heizung und Heizungsrohre, wie auch teilweise neue Stromleitungen mit einem neuen Sicherungskasten. Sie gingen dabei so vor, dass immer eine Stockwerkreihe dran war, bei uns 5 Stockwerke, was eine Menge Krach und Dreck verursachte. Alles in der Wohnung musste abgedeckt werden, selbst die Türen wurden mit Folie eingepackt. Dazu bekamen die Türeingänge ein spezielles Flies gegen den Feinstaub, mit Reißverschluss zum rein und rausgehen, was mich erst recht an campieren erinnert hat. Auch der Fußboden wurde in allen Zimmern der Laufstraße freitags bevor es losging mit Folie beklebt. ich lebte regelrecht woanders.

Meine Zimmerpflanzen musste ich auf den Balkon bringen,

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wo sie sich in dem kleinen Schattenplatz zusammenkauerten.

Eine Wand im Bad, hinter der all die Rohre und Stromleitungen waren, musste abgerissen werden (Krach, Staub und Dreck), die alten Rohre herausgesägt werden, um den neuen Platz zu machen. Für 2 Tage hatte ich dabei kein Wasser mehr in der Küche, das Bad war ja sowieso nicht mehr benutzbar. Im Treppenhaus wurde eine Ersatzwasserleitung angebracht, wo ich Wasser holen konnte, auch wie beim Camping. Das Abwasser kam in einen Schacht vor dem Haus. Doch die Arbeit war gut durchorganisiert – das ganze wurde ja in 5 Stockwerken zur gleichen Zeit gemacht – und so waren die neuen Wasserrohrleitungen am 3. Tag schon wieder installiert und konnten angeschlossen werden.

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Für abends nach Feierabend um 4 wurde Gott sei Dank eine Ersatztoilette angeschlossen, doch tagsüber musste ich die bereitgestellte mobile Toilette hinter dem Haus benützen – auch wie beim Camping. Die habe ich aber nicht oft benützt, da ich mit meiner schwachen Blase ziemlich oft Pipi gehen muss und es mir zu blöd war, immer da nach draußen zu laufen. Ich habe einfach einen Eimer mit Deckel benützt und den abends ins Klo gelehrt.

bettnachbarn

Meine Badmöbel wurden solange neben mein Bett im Schlafzimmer gestellt und aus Platzmangel platzierten sie mir das Waschbecken und die Toilette auf die andere Seite vom Bett – nicht gerade inspirierende Bettnachbarn, aber wie gesagt, beim Camping ist auch manches nicht wie sonst. Im Hausflur außerhalb der Wohnung stand schon alles voll mit neuen Rohren und Rigipsplatten und allem möglichen anderen Baumaterialien.

Was am Anfang für mich seltsam war, war dass ich plötzlich so viele Leute um mich herum hatte. So viele Jahre lebe ich nun schon alleine, dass mir das seltsam erschien. Doch es hat gutgetan. Da war der Heizungsmonteur und sein Lehrling. Für mich war das wie Erholung zu hören, wie liebevoll er mit dem jungen Kerl umging um ihm was beizubringen und Anleitung zu geben und ihn für gute Arbeit lobte oder mit Verständnis und Geduld korrigierte. Wie ich damals Lehrling war, ging es meist grob und nicht immer so freundlich zu, jedenfalls blieb mir das so im Gedächtnis haften. Die Menschen haben sich wunderbarer Weise doch geändert, denke ich.

Auch fand ich, gingen die Arbeiter der verschiedenen Firmen freundlich und respektvoll miteinander um. Ich habe früher das Arbeiten gehen als ein unausweichliches Übel betrachtet, aber diese Leute schienen Freude an ihrer Arbeit zu haben. Einmal begrüßte einer alle mit einem lauten, fröhlichen „einen wunderschönen guten Morgen“, was mich fast beschämte, weil ich mehr auf der Note von „was ist so wunderschön an diesem Tag“ war. Was mir aber geholfen hat, da aus dieser Negativität herauszuschnappen.

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Einmal, neben dem Ausladen von Material hinter dem Haus, versuchte einer der Arbeiter einem anderen etwas mit viel Gestikulation über gestapelte Platten zu erklären, wie man etwas praktischer machen könnte. Doch der konnte das nicht so richtig nachvollziehen und verstehen. Eine Frau, ein Stock höher, die das ganze auch von ihrem Balkon aus hörte, meinte: „also ich hab’s verstanden“, worauf der eine ein wenig triumphierend sagte: „siehst du, die Frauen die verstehen das“. Schlagfertig erwiderte der andere: „die hat auch von oben geschaut.“ Worauf alle lachten und die Sache war gut.

In den Nachrichten hört man so viel Schlechtes und so viel kritisieren, da tut so etwas direkt gut, wenn sich die Leute nicht an den Kopf werfen was für ein Dummkopf oder Idiot sie sind und nie was begreifen, sondern sich mit Humor, Geduld und freundlichem Respekt behandeln.

Einmal hat die Ingenieurin, die das Ganze organisiert und leitet, ihren Kopf in die Wohnung gesteckt, um zu sehen, ob alles glatt läuft und wir kamen ins Gespräch – es war schon nahe Feierabend und sie konnte sich deshalb ein privates Gespräch leisten. Wir unterhielten uns eine ganze Zeit über alles Mögliche und fanden am Ende heraus, dass wir beide an Jesus glaubten. Das hat uns auf besondere Weise verbunden und war ein schönes Erlebnis.

Mülltrennung

Für all das alte jetzt wertlose und rostige Material wurden verschiedene Container bereitgestellt und fein säuberlich getrennt, wohl zur irgendwie Wiederverwertung.

Der Heizkörper und die Rohre wurden zuerst im Schlafzimmer erneuert, dadurch konnte ich mich tagsüber im Wohnzimmer aufhalten. Die ersten Tage, nach dieser Hitzewelle von 39 Grad, versuchte ich, trotz des Bohrlärms, einfach nur auf dem Sofa irgendwie auszuruhen. Mein Körper fühlte sich so kraftlos an und mein Herz schmerzte, jede Bewegung war anstrengend. Für mich war das Ganze, einschließlich dem Wetter, das mir so zusetzte, eine Zeit, von nur irgendwie so zu überleben. Ich hatte mir vorgenommen, mich auf mein Fahrrad zu setzen und morgens schon in den Wald zu fahren und dort den Tag an einem Fluss mit Bänken und Tischen im Schatten von Bäumen zu verbringen. Aber ich hatte dafür einfach keine Kraft, das Essenvorbereiten zum mitnehmen – ich kann ja nicht mehr normal essen, nicht mal mehr eine Scheibe Brot – dann schon alleine das Fahrrad aus dem Keller tragen… die Energie war einfach nicht da.

Jetzt nach 3 Wochen ist in meiner Wohnung so ziemlich alles vorbei und ich hab jetzt nur noch den Lärm von der anderen Hausflurhälfte, die anschließend an die Reihe kam, was man so gut hier im Haus überall hört. In der letzten Woche war nur noch der Elektriker hier und ich konnte anfangen, meine Wohnung sauber zu machen, Fenster putzen, die Vorhänge waschen und wieder aufhängen und Möbel, Pflanzen und Sachen zurückstellen, alles langsam und wie ich die Kraft dazu hatte.

Das war also mein Sommererlebnis der anderen Art, wobei es manchmal hoch herging – buchstäblich wenn Material auf die oberen Stockwerke oder das Dach gehievt wurden.

hoch her

Und jetzt ist es seltsam, wieder alleine in der Wohnung zu sein. Ich kämpfe immer noch mit Schlappheit, Müdigkeit, wegen der Hitze und dazwischen kalte Tage. Aber irgendwie geht es weiter.

Das Ganze hat mich daran erinnert, was mit Menschen passiert, die Jesus kennenlernen und ihn in ihrem Herz und Leben annehmen.

– Für alle von euch, die ihr mit der Bibel nicht so vertraut seid, die Bibel besteht aus dem Alten Testament, das den Juden mit all den Gesetzen gegeben wurde. Doch das Neue Testament ist für alle Menschen auf dieser Welt und es besagt, dass wenn jemand Jesus im Glauben als den Erretter von unseren Sünden annimmt, sich seine ganze Denkweise verändern wird, er total erneuert wird. Eine neue Kreatur wird erschaffen, wie es in der Bibel heißt, im 2.Korinther 5,17 Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Vergleichbar eben mit solch einer Haussanierung, ganz neue Leitungen werden gelegt, neue Vernetzungen, neue Ausblicke und Sichtweisen geschaffen, einfach eine total neue Denkweise angeeignet.  Wir werden auf bestimmte Weise erzogen, was die Bibel als weltlich bezeichnet, weil es nicht immer nach Gottes Art und Weise ist, eben weltlich, denn wie Gott schon sagte: meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, – Jesaja 55,8

Was aber, wenn du von klein auf gelehrt wurdest, in den Wegen Allahs, also in den Wegen Gottes zu gehen und dazu erzogen wurdest Allah zu gefallen zu leben, brauchst du dann trotzdem solch eine Sanierung? Nun, du kannst weiterhin an Jesus als nur einem Propheten glauben und weiterhin so leben und lediglich hoffen, dass du es schaffen wirst, einmal zu den Glücklichen zu gehören, die ins Paradies eingelassen werden.

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Oder du kannst dich entscheiden, deine Ketten, die dir durch deine Religion, Tradition und Kulturdenken angelegt wurden, abzustreifen, dich davon befreien lassen möchtest, um hinausfliegen zu können, zu neuen Horizonten und wahrer Freiheit?

Doch du kennst Jesus also nur vom hören sagen, oder wie es dir deine Religion eingebläut hat, möchtest ihn aber gerne so kennen lernen, wie er tatsächlich ist?

Möchtest wissen, was es damit auf sich hat, dass wenn wir an Jesus glauben wir nicht mehr hoffen müssen, gut genug fürs Paradies zu sein, sondern versichert sein können, nach unserem Tod auch dahin zu gehen, wo Jesus jetzt ist und das ist im Himmel? Das sagt auch der Koran in Sure 3:55: Als Allah sagte: „O ʿĪsā, Ich werde dich (nunmehr) abberufen und dich zu MIR emporheben … das sagt doch eindeutig aus, dass Jesus bei Allah im Himmel ist, nicht wahr? Und wenn du Jesus Worte nimmst und ihnen glaubst, dass du da sein wirst, wo auch er ist (Johannes 12,26; 14,3), bedeutet das, dass du dir SICHER sein kannst, wohin du einmal gehen wirst. Bitte bedenke, Gott ist Allmächtig und wenn er sein Wort gegeben hat, beschützt er es auch. Sei also versichert, die Bibel ist nicht verfälscht, denn wie es in Sure 6:114 heißt: Vollkommen ist das Wort deines Herrn in Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Es gibt niemanden, der Seine Worte abändern könnte. Und Er ist der Allhörende und Allwissende.

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Du möchtest also Jesus so kennenlernen, wie er tatsächlich ist? Dann sage es ihm einfach. Du kannst zu ihm sprechen, wie zu einem guten Freund. Hab Mut und sprich es einfach aus, sag: „Jesus, ich möchte dich gerne kennenlernen, so wie du wirklich bist und möchte gerne deine Liebe, die du für alle Menschen hast, also auch für mich, erfahren. Bitte komm in mein Herz und Leben und hilf mir, Vertrauen und Glauben in dich und der Bibel aufzubauen. Amen! (So sei es!)

Mit dem Amen bestätigst du, dass du das wirklich willst, du sprichst damit Glauben aus, dass du erwartest, dass es geschieht worum du gebeten hast. Wie nun aber geht das vor sich, wie legen wir dieses weltliche ab, schaffen eine neue Verbindung her direkt mit unserem Schöpfer und werden zu dieser neuen Kreatur in Christus?

In verschiedenen Religionen wird verschiedenes praktiziert, wie Rosenkranz beten, oder bevor du überhaupt betest, dich zu waschen, wenn auch nur symbolisch – doch frag dich, kann ein Rosenkranzgebet oder Wasser deine Gedanken und dein Herz wirklich reinigen, waschen? Ganz bestimmt nicht, was auch Jesus den Menschen versucht hat, klar zu machen (Sieh Matthäus 15,1-20 oder Markus 7,1-23). Doch Jesus sagt uns auch wie es geschieht: Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. … – Johannes 15,3

Bibelstudium

Die Worte von Gott sind es, die etwas in uns bewirken, die uns waschen, unsere Gedanken und Sinne und nur sie, die Worte Gottes, schaffen diese Veränderung in uns, legen neue Leitungen und geben uns auch einen ganz neuen Sicherungskasten, mit dem wir versichert sind, dass wir in den Himmel kommen werden, nicht mehr nur Hoffen und Bangen müssen, sondern durch den wir absolut sicher sein können, jetzt in diesem Leben und für alle Ewigkeit.

Denn: Es ist der Geist, der lebendig macht. Das Fleisch (fleischliche, weltliche, also auch Wasser) hat keine Macht (Das Wasser, das nur den äußeren Schmutz abwäscht). Die Worte aber, die ich euch gesagt habe, sind Geist und Leben. – Johannes 6,63 – und geben dir ein neues Leben.

Hier sind noch weiter Bibelverse, die bestätigen, wie wichtig Gottes Worte sind: Ich habe das Wort aus seinem Mund für wichtiger erachtet, als mein tägliches Brot. – Hiob 23,12 (nach der KJV)

Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten. – Josua 1,8

Deshalb lehrte Paulus auch: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. – Römer 10,17 – aus der Predigt, denn nicht jeder konnte damals lesen. Wir brauchen das Wort also selbst, damit Glauben in unserem neuen Leben wachsen kann, was der Apostel Petrus bestätigt:

So wie ein Säugling nach Milch schreit, sollt ihr nach der reinen Milch – dem Wort Gottes – verlangen, die ihr benötigt, um im Glauben zu wachsen – 1.Petrus 2,2 

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Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als das schärfste Schwert und durchdringt unsere innersten Gedanken und Wünsche. Es deckt auf, wer wir wirklich sind, und macht unser Herz vor Gott offenbar. – Hebräer 4,12 

Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun, – 2.Timotheus 3,16 

Strebe danach, dich vor Gott als guter Arbeiter zu bewähren, der sich nicht zu schämen braucht und der das Wort der Wahrheit kompromisslos predigt. 2. Timotheus 2,15 – also dich nicht nur verändern lassen, durch das gelesene Wort, sondern das, was du gelernt hast, gleichzeitig an andere weitergibst.

(alle Schriftstellen aus dem Büchlein „Bibel-Schlüsselverse“, erhältlich auf Nachfrage)

Lies darüber, wie kurzsichtig Religion dich macht und dir nur Ketten anlegt, hier.

Was alles weltlich ist, das in uns verändert werden muss, für eine neue Kreatur in Christus finden wir hier und auch in dem Gebet des Senators hier.

Nachfolgend habe ich noch einen Artikel, der in einer Bibelstudie über diese innere Verwandlung eingehender spricht.

Das verwandelte Leben leben

Peter Amsterdam

Die Errettung und das Innewohnen des Heiligen Geistes verwandeln unseren Geist; sie brechen die Macht der Sünde über uns, was einen Prozess des geistigen Wachstums ermöglicht, der unsere grundlegende innere Natur verändert. Der Prozess, dass unsere Gedanken, Worte, Handlungen und Einstellungen Christus widerspiegeln, geschieht nicht von allein; er erfordert eine bewusste innere Umwandlung. Der Apostel Paulus drückte dies aus, indem er sagte: „Legt euer altes Selbst ab, das eurer früheren Lebensweise angehört und durch trügerische Begierden verdorben ist, und … werdet erneuert im Geist eures Gemüts und … zieht das neue Selbst an, geschaffen nach dem Bild Gottes in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ – Römer 12,2

Was können wir also tun, um im Geist unseres Gemüts erneuert zu werden, um unser neues Selbst anzuziehen?

Ein Schlüsselfaktor ist der Glaube an das, was die Heilige Schrift lehrt. Der Glaube, der zu einer ständigen Veränderung führt, ist nicht etwas, das wir nur intellektuell bejahen oder anerkennen. Es ist vielmehr ein Glaube, der zu einer Grundlage für unser Leben wird. Es ist eine Sache lediglich zu glauben, dass Gott existiert; etwas ganz anderes ist es, mit dem Schöpfer als Mittelpunkt unseres Lebens zu leben, sodass unsere Entscheidungen und Handlungen auf unserer Beziehung zu Ihm beruhen. Glaube bedeutet in diesem Zusammenhang Überzeugung und Verpflichtung, nach dem zu leben, was wir glauben.

Im Folgenden werden einige zentrale Glaubenssätze genannt, die eine wichtige Rolle dabei spielen, Christus ähnlich zu werden:

Der Glaube an Gott: 

Die Heilige Schrift lehrt, dass Gott existiert; dass Er die Welt (das Universum) und alles in ihr aus dem Nichts erschaffen hat; dass Er persönlich ist; dass Er dreieinig ist (ein Gott in drei Persönlichkeiten); dass Er aktiv mit der geschaffenen Welt zu tun hat, (Apostelgeschichte 17,28) obwohl Er nicht Teil von ihr ist; (1.Könige 8,27) dass Er die Welt und die Menschen in ihr liebt und sich um sie kümmert; Er liebt und kümmert sich um uns, seine Kinder, (1. Johannes 3,1) und ist an unserem täglichen Leben beteiligt; Er ist gut, und wir erfahren Seine Güte in unserem Leben; und auch wenn nicht alles in unserem Leben gut ist und wir nicht immer verstehen, warum manche Dinge geschehen, vertrauen wir auf Ihn, denn Seine Wege sind höher als unsere. (Jesaja 55,9)

Unser Schöpfer möchte, dass wir eine liebevolle Beziehung zu ihm eingehen. Doch die Sünde und die Sorgen dieses Lebens konkurrieren um unsere Zuneigung und unser Verlangen. Es gibt viele Ablenkungen, die unsere Loyalität, unseren Fokus und unser Verlangen von Gott wegziehen. Wir stehen oft vor der Wahl, ob wir uns an Gott binden und Ihn anbeten wollen oder ob wir uns Dingen zuwenden, die uns von Ihm wegziehen und die wir dann, wenn wir es uns recht überlegen, zum Gegenstand unserer Anbetung machen. Da wir wissen, Gott will, dass wir dem Bösen widerstehen, bitten wir ihn um die Gnade und die Kraft, dies zu tun, und wir tun unseren Teil dazu, der Sünde in unserem Leben zu widerstehen und sie zu überwinden.

Erlösung: 

Aufgrund Seiner Liebe zur Menschheit hat unser liebender Gott einen Weg gefunden, um uns wieder in die Gemeinschaft mit Ihm zurückzuführen. Obwohl wir Sünder waren, die sich gegen Ihn auflehnten, hat Er einen Weg geschaffen, um uns zu vergeben und uns zu versöhnen. Indem wir Christus als unseren Retter annehmen, werden wir zu Kindern Gottes. Wegen Gottes Güte, Liebe und Freundlichkeit haben wir ewiges Leben. (Johannes 3,16)

In Christus: 

Durch die Errettung sind wir „in Christus.“ „Durch ihn [Gott] seid ihr in Christus Jesus, der uns zur Weisheit Gottes geworden ist.“ -1. Korinther 1,30

In Christus zu sein bedeutet, du bist ein Mitglied des Leibes Christi, Zusammen seid ihr der Leib von Christus und einzeln genommen Glieder davon. – 1. Korinther 12,27

ein Kind Gottes und Erbe Seines Reiches, Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. – Römer 8,17

ein Tempel der Wohnung Gottes, Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? – 1.Korinther 3,16

eine neue Schöpfung Das bedeutet aber, wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen! – 2.Korinther 5,17

und ein Bürger des Himmels. Wir aber sind Bürger im Himmel; von woher wir auch den Heiland, den Herrn Jesus Christus erwarten, – Philipper 3,20

Dieses Wissen gibt uns die Gewissheit, Teil der Familie Gottes zu sein; Er ist unser Vater, Jesus ist unser Retter, und der Heilige Geist wohnt in uns. Wir sind Menschen, denen vergeben wurde und die vom allmächtigen Gott geliebt werden. Weil wir in Christus sind, können wir zum Ausdruck bringen, wer wir in ihm sind, ohne dass wir beweisen müssen, wer wir sind.

Ewiges Leben:

Ewiges Leben zu haben bedeutet genau das, wir werden ewig leben. Die Heilige Schrift offenbart, dass unser Körper nach dem Tod zur Erde zurückkehrt, unser Geist aber weiterlebt. Sie lehrt, es wird ein Gericht geben, aber denen, die Christus angenommen haben, sind ihre Sünden vergeben worden und sie werden von Gott am Tag des Gerichts als schuldlos angesehen. (1.Korinther 1,7-8)

Wenn wir die Bibel – Gottes Wort – lesen, ihr glauben und nach ihr leben, erkennen wir die Wahrheiten, die sie offenbart. Auf ihren Seiten hat Gott uns Wissen über sich selbst, Seinen Heilsplan und Anweisungen gegeben, wie wir unser Leben in Übereinstimmung mit Seinem Willen leben können. Die Bibel fundiert unsere Überzeugungen, was wir glauben und wem wir vertrauen und leitet unser Handeln. Sie besitzt insofern Autorität, als sie Gottes Anweisungen darüber enthält, wie wir mit Ihm in Beziehung stehen können, was richtig und falsch ist, was in Seinen Augen gefällig ist und was nicht. Gottes Wahrheit, die uns offenbart wird, soll die Linse sein, durch die wir unsere Welt betrachten: ein Mittel, das uns dazu anleitet, gottgefällige Entscheidungen zu treffen, die richtige Einstellung zu haben und im Bündnis mit Gott zu leben.

Diese Grundüberzeugungen (zusammen mit vielen anderen, die in der Heiligen Schrift gelehrt werden) werden zu den Grundsteinen, auf die wir unsere Entscheidungen und Handlungen stützen; sie prägen unsere Weltanschauung und lenken somit unser Leben. Sie sind eine Straßenkarte, die uns in die richtige Richtung führt. Mit der Zeit wird sich die Art und Weise, wie wir denken, fühlen und handeln, immer mehr in Christähnlichkeit verwandeln. Die Ursache für diese Veränderung liegt in dem, was Gott selbst uns in der Heiligen Schrift offenbart hat. Wir werden verändert, weil wir glauben, was Gott uns durch die Heilige Schrift gesagt hat, und wir handeln danach.

Wenn wir wirklich an einen liebenden, persönlichen, allmächtigen Gott glauben, vertrauen wir Ihm und sind überzeugt, dass Er tun kann und was Er versprochen hat, tun wird. Er wird uns leiten, und wenn wir nach den Grundsätzen Seines Wortes leben, haben wir die Gewissheit, nach Seinem Willen zu handeln, und werden den Nutzen daraus ziehen, sowohl in diesem Leben als auch in der Ewigkeit.

Wenn wir glauben, Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist, erkennen wir, dass Gott in sich selbst eine vollkommene, liebende Gemeinschaft ist. Wenn wir verstehen, dass wir nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen sind, erkennen wir, dass wir als Menschen in Liebe und Harmonie in der Gemeinschaft handeln sollen. Unsere Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn, andere Gläubige und die Menschen in unserer Stadt, in unserem Land und in der Welt sind alle Mitglieder von Gemeinschaften, zu denen wir gehören. Wir sind aufgerufen, andere so zu lieben, wie wir uns selbst lieben, und sie so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten.

Wenn wir glauben, dass Gott jeden Menschen als eine nach Seinem Bild geschaffene Person liebt, verstehen wir, dass jeder Mensch einen Wert hat. Dies führt sowohl zu Selbstachtung als auch zu Respekt vor anderen, unabhängig von deren Religion, Rasse, wirtschaftlichem Status, Politik oder anderen Unterschieden.

Wenn wir verstehen, dass Gott heilig ist und nichts Unheiliges in Seine Gegenwart kommen kann, leben wir in Dankbarkeit gegenüber Ihm, dass Er uns erlöst hat. Hätte Er uns nicht den Weg der Erlösung durch den Tod und die Auferstehung Jesu eröffnet, hätten wir keine persönliche Beziehung zu Ihm, keine Erlösung, kein Innewohnen des Heiligen Geistes. Wir würden den Lohn der Sünde, nämlich den Tod, empfangen, anstatt das Geschenk Gottes, nämlich das ewige Leben. (Römer 6,23) Aufgrund Seiner Gabe – seinem Geschenk –  an uns können wir jedoch ein Leben in Freude führen, weil wir wissen, in einer Beziehung zu Gott zu stehen und dass unsere Sünden vergeben sind. Aus Dankbarkeit wollen wir ihm gefallen, für Ihn leben und Ihn und Seine Liebe an andere weitergeben, um ihnen die gute Nachricht der Erlösung mitzuteilen. Nachdem uns unsere Sünden vergeben wurden, vergeben wir anderen ihre Sünden gegen uns.

In Christus zu sein, gibt uns einen Selbstwert, der nicht auf dem beruht, was wir leisten, sondern auf unserem Wert für Gott. Wir müssen nichts mehr beweisen oder andere herabsetzen, um unser eigenes Ego oder unser Ansehen hochzuheben, zu verstärken.

Das Wissen, das ewige Leben zu haben, verändert die Art und Weise, wie wir in der Gegenwart leben. Das Wissen, in der Ewigkeit mit Gott zu leben, sollte uns veranlassen, auch in schwierigen Zeiten mit Hoffnung zu leben. Ganz gleich, wie schwierig unser Leben auch sein mag, wir wissen, dass diese Zeit im Vergleich zur Ewigkeit nur ein Augenblick ist.

Wenn wir wirklich glauben, was die Bibel lehrt, und uns bemühen, diese Wahrheiten in unserem Leben anzuwenden, erleben wir eine ständige Veränderung. Wenn wir wirklich an die Lehren der Bibel glauben und unser Inneres, unser Herz, unseren Verstand, unsere Seele und unseren Geist mit diesen Überzeugungen in Einklang bringen, dann spiegeln unsere Gedanken, Wünsche, Gefühle, Entscheidungen und äußeren Handlungen diese Überzeugungen wider. Wenn wir der Heiligen Schrift glauben und vertrauen, bauen wir unser Leben auf einem felsenfesten Fundament auf und haben die Überzeugung, nach diesen Vorstellungen zu leben. Indem wir diese Überzeugungen leben, werden wir Jesus ähnlicher.

Die Bibel sagt uns, dass wir „durch die Erneuerung des Sinnes verwandelt werden.– Römer 12,2 und Durch diese „außerordentlich großen und kostbaren Verheißungen“ können wir „der göttlichen Natur teilhaftig werden.  – 2.Petrus 1,4

Wenn du dich konsequent bemühst, dich auf positive Gedanken aus Gottes Wort zu konzentrieren, wird das zur Gewohnheit; du wirst lernen – wie die Bibel es ausdrückt – „deine Gedanken gefangenzunehmen.“ 2.Korinther 10,5  

Um sich mit Gott zu verbinden, suche dir einen Ort, an dem es keine Ablenkungen gibt. „Wenn du betest, geh in dein Zimmer und schließe die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir offen vergelten.“ – Matthäus 6,6

Es gibt keinen Ort, an dem der Sinn so vollständig erneuert werden kann, wie an dem geheimen Ort des Gebets, allein mit Gott. Wenn wir uns von den zeitlichen Dingen, die uns ablenken und belästigen, abwenden und in der Gegenwart Gottes unsere Gedanken auf die Dinge Gottes richten, dann beginnt die verwandelnde Kraft Gottes in uns zu wirken, und wir werden verändert, erneuert. – Artikel von hier

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Jesus nachfolgen und in ihm leben, ist alles andere als leicht. Stärke dich noch weiter hier

Was macht es das alles wert? Wenn wir unsere Augen auf den Himmel gerichtet halten und all den Belohnungen, die dort auf uns warten – neben den Belohnungen, die wir schon in diesem Leben erhalten!

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  1. Sündenfall der Christen: Antijudaismus – Antisemitismus
    5. Juni 2021
    ReligionPolitikJudentumGlaube
    Sündenfall der Christen: Antijudaismus – Antisemitismus – Beitragsbild
    Zusammengestellt aus: Der Spiegel Geschichte 3/21
    In der Bibel und bei Luther.
    Warum die Judenfeindlichkeit im Christentum tief verwurzelt ist.
    Über muslimischen Antisemitismus wird viel diskutiert, über christlichen kaum.
    Dabei war die Abwertung der Juden grundlegend für den Glauben an Jesus. Im Lauf der Jahrhunderte kamen immer mehr Vorurteile und Mythen hinzu. Abgrenzung: In oder an vielen Kirchen, wie hier am Straßburger Münster, stehen sich Ecclesia und Synagoge als allegorische Frauenfiguren gegenüber. Abgrenzung: Unter allen »Nationen der Erde« gebe es »ein bestimmtes heimtückisches Volk«, das »sich gegen alle Menschen ohne Ausnahme feindselig verhält, nach absonderlichen und befremdlichen Gesetzen lebt … und die schlimmsten Verbrechen begeht«. Dieses Volk müsse »samt seinen Frauen und Kindern ohne Gnade und Erbarmen durch das Schwert ihrer Feinde radikal ausgerottet werden«. Diese Sätze lesen wir nicht etwa in Erlassen christlicher Könige oder in der NS-Propaganda, sondern in der Bibel, im Buch Esther des Alten Testaments, genauer in dessen griechischer Übersetzung. Der Erlass stammt vom persischen Großkönig Ahasveros. Das Buch Esther griff den Befehl um 300 v. Chr. wieder auf. Es erzählt die Geschichte vom versuchten Vernichtungsfeldzug des Großkönigs gegen die Juden und von dessen jüdischer Gemahlin Esther, die ihr Volk rettete. Bis heute feiern die Juden alljährlich im Purimfest das Misslingen der persischen Pläne. Mit den Worten dieses Edikts ist erstmals historisch greifbar der Ton angeschlagen, der die Geschichte des Antisemitismus bis heute bestimmt: Die Juden werden als ein Volk mit absonderlichen Sitten und Gebräuchen dargestellt, das sich durch seinen Menschenhass von allen anderen Völkern unterscheidet. Und, schlimmer noch: Es sei nur zu besiegen, wenn es mit Stumpf und Stiel ausgerottet werde. Die Literatur der vorchristlichen Antike ist voll von Geschichten, die sich aus diesem Grundmotiv ableiten: Autoren wie Apion oder Tacitus behaupteten, die Juden seien im »Exodus« nicht freiwillig aus Ägypten ausgezogen, sondern sie seien als die schlimmsten Feinde der zivilisierten Menschheit daraus vertrieben worden. In ihrem Tempel verehrten sie nicht einen bildlosen Gott, sondern einen Esel; sie mästeten dort jährlich einen Griechen, um ihn anschließend zu schlachten und seine Eingeweide zu essen; man könne ihnen ihre absonderlichen Bräuche nur austreiben, indem man eine fette Sau in ihrem Tempel opfere, deren Blut dort ausgieße und die Priester zwinge, das gekochte Fleisch zu essen. Ihr Glaube an nur einen Gott sei lächerlich, ihre Beschneidung eine Perversion, ihr wöchentlicher Ruhetag, der Sabbat, sei Ausdruck ihrer Faulheit und ihre Abneigung gegen Schweinefleisch ein Aberglaube. Genau dieses Bündel an Vorurteilen, die wir heute antisemitisch nennen würden, führte im 1. Jahrhundert n. Chr. im hellenistischen Alexandria zum ersten Pogrom in der Geschichte, bei dem ein Mob die jüdischen Einwohner der Stadt grausam quälte und tötete – mit allen furchtbaren Einzelheiten, wie wir sie aus den mittelalterlichen und neuzeitlichen Pogromen kennen. Die Anhänger Jesu wurden »neue Juden« Nicht lange vor dem Pogrom in Alexandria reiste ein Jude namens Saul von Jerusalem nach Damaskus. In der dortigen Synagoge wollte er nach Anhängern der neuen jüdischen Lehre des Jesus von Nazareth fahnden und diese vor Gericht bringen. Kurz bevor er Damaskus erreichte, soll er von einem strahlenden Licht geblendet worden sein und eine Stimme gehört haben. Diese soll gesagt haben: »Saul, Saul, warum verfolgst du mich?«, und habe sich ihm dann als »Jesus, den du verfolgst« offenbart. Durch dieses Erlebnis wandelte Saulus (so die lateinische Form seines Namens) sich zum Paulus, vom jüdischen Eiferer zum Völkerapostel. Von Nichtjuden, die sich als Anhänger Jesu dem Judentum anschließen wollten, verlangte Paulus nun weder die Beschneidung noch die Befolgung der jüdischen Gesetze (insbesondere nicht der Speisegebote) in allen Einzelheiten – diese durften, zusammen mit den jüdischen Anhängern Jesu, »neue Juden« werden (die sich später Christen nennen sollten), ohne formell zum Judentum überzutreten. Abwertung: Die Synagoge wird immer mit verbundenen Augen dargestellt, als blind gegenüber der angeblichen Wahrheit deswegen Christentums. Die Symbole ihrer Macht – Lanze, Fahne oder Krone – sind gebrochen oder liegen am Boden, die Gesetzestafeln entgleiten ihr. Damit setzte der wiedergeborene Paulus eine Bewegung in Gang, die bald großen Zulauf unter »Heiden« (Griechen und Römern) finden sollte. Sie wuchs weit über das hinaus, was der jüdische Wanderprediger und Prophet Jesus begonnen hatte: Paulus hob die Trennung zwischen Juden und Nichtjuden auf. »Es gibt nicht mehr Juden und Griechen«, schreibt er im Galaterbrief, »nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich, denn ihr seid alle einer in Jesus Christus.« Dies war eine für die antike Weltordnung unerhörte Botschaft: Für die, die sich zu Jesus Christus bekannten, galten die alten Unterschiede nicht mehr, weder die zwischen Juden und Nichtjuden noch die zwischen Sklaven und Freien oder zwischen Männern und Frauen. Leider war diese frohe Botschaft zu optimistisch, denn sie ignorierte ein Problem: Es gab nicht wenige Juden, die sich der Botschaft verweigerten und darauf beharrten, dass Jude nur werden könne, der nach den traditionellen jüdischen Regeln zum Judentum übertritt. Paulus, der annahm, dass das Ende der Zeit ohnehin bald kommen werde, verschärfte dieses Problem noch dadurch, dass er die alten Juden (die, die sich nicht zu Jesus Christus bekennen wollten) und die neuen Juden (die Anhänger Jesu) scharf voneinander absetzte. Er tat dies durch den Gegensatz von Fleisch und Geist oder auch den von Gesetz/Buchstabe und Glaube: Alles, was mit Fleisch, Gesetz und Buchstabe in Verbindung gebracht wurde, war bei ihm negativ besetzt, und alles, was unter Geist, Glaube oder auch Gnade lief, war positiv. Die alten Juden standen für Ersteres, die neuen Juden für Letzteres: »Jesus Christus hat uns freigekauft von dem Fluch des Gesetzes … damit den Völkern durch ihn der Segen Abrahams zuteil wird durch Jesus Christus und wir so durch den Glauben den verheißenen Geist empfangen.« Die Evangelien bauten die Judenfeindschaft aus. Damit hatte Paulus einen zentralen und unauflösbaren Gegensatz zwischen den neuen jesusgläubigen und den alten Juden etabliert: Nun war im Christentum der Samen gelegt für die Judenfeindschaft mit all den Konsequenzen, die wir später Antisemitismus nennen sollten. Die Evangelien fügten dem später weitere Elemente hinzu. Das Matthäusevangelium überbot sich in immer schärferen Attacken auf die jüdische Gruppe der Pharisäer, der Paulus selbst angehört hatte. Und die Passionsgeschichte in den Evangelien wies dem entfesselten jüdischen Mob, stellvertretend für das gesamte jüdische Volk, die Schuld an der Kreuzigung Jesu zu. Damit war der tödliche Vorwurf des Gottesmordes in die Welt gesetzt. Diffamierung: Wie in Wittenberg findet sich an etwa 30 Kirchen in Deutschland bis heute die Darstellung der »Judensau«.

    Die „Judensau“
    Das im Judentum unreine Schwein wird mit der jüdischen Religionspraxis in Verbindung gebracht, die Figur sollte Ekel erzeugen. Die Nationalsozialisten griffen das mittelalterliche Bildmotiv für ihre antisemitische Hetze auf. Der Umgang mit den Darstellungen ist umstritten: Einige fordern die Entfernung, andere ergänzende Erklärungen zum antisemitischen Gehalt. Entfernt wurde bislang keine. Diffamierung: Wohlmeinende christliche Theologen versuchen heute, das alles als innerjüdische Streitigkeiten zu entschärfen, die man in ihrer Zuspitzung nicht wörtlich nehmen und schon gar nicht auf das jüdische Volk als Ganzes beziehen dürfe. Aber Paulus‘ Gegensatz zwischen Fleisch und Geist als fundamentalen Gegensatz zwischen Juden und Christen können sie nicht wegdiskutieren. Wollte man ihn auflösen, wäre der Kern des paulinischen Christentums zerstört. Und auch die Hassausbrüche des Verfassers des Johannesevangeliums, für den alle Juden die Söhne Satans waren, lassen sich nicht nur als zeitgebundene Entgleisungen abtun. Sie sind bis heute im kulturellen Gedächtnis der christlich geprägten Gesellschaften verankert. Je mehr die frühe Kirche die Göttlichkeit Jesu dogmatisch verfestigte, desto größer wurde der Abstand zum Judentum. Das Konzil von Nizäa legte 325 n. Chr. die mit dem Vater wesensgleiche Göttlichkeit des Sohnes (und dann auch des Heiligen Geistes) verbindlich fest. Dies war für Juden unannehmbar. Was schrieb der Römer Tacitus über Juden? Der römische Konsul und Historiker CorneliusTacitus (um 55 bis um 115 n. Chr.) fasste die Judenfeindlichkeit der Antike in einem Exkurs über die Juden in seinem großen Geschichtswerk »Historiae« in gewisser Weise zusammen. So folgen Juden seiner Meinung nach keinem Glauben, sondern einem abstoßenden »Aberglauben« (super stitio), sie seien ein »abscheulicher Volksstamm« (taeterrima gens) und hätten für alle anderen Menschen nur »feindseligen Hass« (hostile odium) übrig. Sein Urteil war vernichtend: Die gesamte jüdische Lebensart sei »absurd und verächtlich« (absurduss ordidusque). Schon Römer waren von der paranoiden Angst getrieben, Juden könnten ihre Gesellschaft unterwandern. Alle christlichen Richtungen, die sich diesem offiziellen Glaubensbekenntnis nicht anschließen wollten, wurden als Häresien bekämpft. Am längsten und erfolgreichsten leisteten die Arianer Widerstand. Die Anhänger dieser Richtung verstanden Jesus als ein Geschöpf des göttlichen Vaters und damit als diesem untergeordnet. Für diese Vorstellung gab es durchaus auch Ansätze im Judentum, und so ist es nicht verwunderlich, dass die arianische Häresie ausdrücklich auch als jüdisch gebrandmarkt wurde. Indem die sich nun als orthodox – rechtgläubig – verstehende Kirche die angebliche Häresie der Arianer verurteilte und verfolgte, versuchte sie also zugleich, das »Judentum« aus dem entstehenden »Christentum« auszuscheiden. Die Trennung der Orthodoxie von den Arianern gelang erst nach vielen Kämpfen. Der im paulinischen Christentum verankerte Gegensatz zwischen Judentum und Christentum jedoch blieb bis heute erhalten – mit schrecklichen Konsequenzen für das Judentum. Juden durften keine christlichen Frauen heiraten. Die prekäre Lage für das Judentum verschärfte sich, als das von Häresien gesäuberte Christentum zur Reichskirche und dann zur römischen Staatsreligion wurde (ab 380). Damit konnte der christliche Staat sein verzerrtes Verständnis des Judentums auch politisch durchsetzen. Das schlug sich in einer dezidiert antijüdischen Gesetzgebung nieder: Christen durften nicht mehr zum Judentum übertreten; Juden durften keine christlichen Sklaven halten; jüdische Sklaven, die zum Christentum übertraten, mussten freigelassen werden; Juden durften keine christlichen Frauen heiraten; die häufige Zerstörung von Synagogen durch christliche Mobs wurde auf Druck der Kirche oft nachträglich sanktioniert; der Neubau von Synagogen wurde verboten – und das waren längst nicht alle Regelungen. Dämonisierung: Ein Jude im Griff des Teufels – dieses Motiv findet sich am Portal des Wetzlarer Doms. Solche antisemitischen Darstellungen im öffentlichen Raum sehen viele Experten als problematisch an, wenn sie ohne Erklärung bleiben. Versuchten staatliche Autoritäten bis hin zum Kaiser, den Juden wenigstens rudimentäre Rechtssicherheit zu gewähren, wurden sie von den übermächtigen Bischöfen und Kirchenlehrern in ihre Schranken gewiesen. Das sogenannte christliche Abendland war nicht nur christlich und jüdisch, sondern bis zu einem gewissen Grad auch muslimisch. Der Siegeszug des Islam nach dem Tode Muhammads im Jahr 632 brachte sehr schnell den Vorderen Orient und damit auch die Wiege des Christentums und des Judentums unter islamische Kontrolle – mit weitreichenden Folgen für das christliche Europa. Der Koran, die heilige Schrift des Islam, ist tief von der Auseinandersetzung mit dem Judentum und dem Christentum geprägt. Dabei wird heute oft übersehen, dass die meisten Aussagen des Korans zu Juden und Christen sich an beide richten. Der Islam verstand sich eben nicht als eine neue Religion, sondern als die eigentliche alte Religion Abrahams, die noch vor Judentum und Christentum entstanden sei. Juden und Christen haben demnach ihren ursprünglichen Auftrag missverstanden und ihre Bibel verfälscht, der Islam rückt dies nun wieder zurecht. Trotzdem sind beide (»Leute des Buches/der Schrift«) und verdienen deswegen besonderen Schutz. Als solche sind sie »Schutzbefohlene«, das heißt, sie stehen unter dem besonderen Schutz der islamischen Autoritäten. Die Idee einer Vernichtung der Juden liegt dem traditionellen Islam fern Zwar war die islamische Judengesetzgebung strikt auf Abgrenzung bedacht. Aber anders als die christliche Gesetzgebung in der Spätantike und besonders im Mittelalter bot sie den Juden immer eine grundlegende und einklagbare Rechtssicherheit. Das alte und bis heute fortlebende Klischee, dass die Juden keine Menschen seien, sondern Tiere, liegt dem traditionellen Islam fern. Und ebenso die tödliche Konsequenz, dass sie deswegen verfolgt und vernichtet werden müssten. Im christlichen Mittelalter hingegen war das Verhältnis von Christen und Juden von einer Ambivalenz zwischen Schutz und Unterdrückung, Ausbeutung und Verfolgung geprägt. Kirchliche Dekrete setzten die Judengesetzgebung der Spätantike fort. Staatliche und kirchliche Gewalt, Kaiser und Papst, konkurrierten nun um das Vorrecht, die Juden beschützen und ausbeuten zu dürfen. Üble Nachrede: In Kirchen finden sich wie z.b. im Freiburger Münster – Darstellungen von Juden als angebliche »Gottesmörder«. Ein besonderer Stein des Anstoßes war der Geldverleih mit Zinsen. Dieser hatte in der über regionale Grenzen hinauswachsenden mittelalterlichen Wirtschaft eine zentrale Funktion, war Christen durch das kanonische Recht jedoch verboten. Die Juden hatten ursprünglich eine wichtige Rolle im internationalen Handel gespielt, doch daraus wurden sie nach und nach verdrängt. Auf der anderen Seite war ihnen der Zugang zu den Zünften, den ständischen Körperschaften der Handwerker, versagt. Somit blieb ihnen nur noch das Geldgeschäft, also die Vergabe von Darlehen gegen Zinsen. Dies führte immer wieder zu Spannungen, die sich schnell in Verfolgungen und Pogromen entluden. Verschärft wurde dieses strukturelle Problem dadurch, dass die christlichen Herrscher von den Geldgeschäften der Juden profitierten. In ihrer Konkurrenz mit dem Autoritätsanspruch des Papstes entwickelten die Kaiser die Idee von den Juden als dem physischen Besitz des Herrschers: Alle Juden samt ihren Besitztümern gehörten dem Herrscher. Die deutschen Kaiser erfanden dafür das lukrative Instrument der »Kammerknechtschaft«: Die Juden waren mit ihrer gesamten beweglichen und unbeweglichen Habe Subjekte der kaiserlichen Kammer, und das hieß im Klartext, der Staatskasse. Antijüdische Ausschreitungen waren das ideale Ventil für Wut auf die Obrigkeiten Dies bedeutete, dass der Herrscher nach Belieben an den Besitztümern der Juden partizipieren konnte. So sicherte er sich seinen Anteil an ihren Geschäftsgewinnen. Und wenn ihm das nicht reichte, konfiszierte er das gesamte Vermögen und vertrieb die Juden aus seinem Herrschaftsgebiet – oder holte sie auch wieder zurück, wenn die Wirtschaft ruiniert war. Das ganze christliche Mittelalter war so ein ständiges Hin und Her von Schutz und Ausbeutung, Vertreibung und Verfolgung. Das ambivalente Verhältnis der Juden zu ihrem weltlichen und kirchlichen Herrscher machte diese zu einer leichten Beute für ihre christlichen Mitbürger. Da sie mit der Obrigkeit in Verbindung gebracht wurden, waren antijüdische Ausschreitungen das ideale Ventil nicht nur für die Wut über wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände. Auch bei Schicksalsschlägen wie Missernten, Krankheiten und Seuchen wurden die Juden zum stets verfügbaren Sündenbock. Ermordung der Juden als gottgefällig? Zugleich wirkten die Vorurteile und Klischees weiter, die sich aus der christlichen Religion speisten und im Vorwurf des Gottesmordes ihren Höhepunkt fanden. So kam es immer wieder zu Wellen von Verfolgungen und Massakern, Gewaltexzessen, wie sie bis dahin undenkbar waren. Einer der folgenschwersten Auslöser war der Erste Kreuzzug in den Jahren 1096 bis 1099, zu dem Papst Urban II. die Christenheit aufrief. Der christliche Mob in den Ländern, in denen sich das Kreuzzugsheer sammelte, ließ sich von fanatischen Predigern überzeugen, dass die Juden im eigenen Land mindestens so schlimme Gegner seien wie die Muslime im Nahen Osten. Ihre Vertreibung und Ermordung musste also Gott ebenso wohlgefällig sein wie die Vertreibung der Muslime aus dem Heiligen Land. Darstellung von Juden bei der Peinigung christlicher Märtyrer (hier im Freiburger Münster). Solche detailreichen Bilder in Kirchen waren im Mittelalter höchst einflussreich. Der Zug des Kreuzfahrerheeres von Frankreich durch Mitteleuropa nach Osten wurde dadurch zu einem Massaker, in dem große Teile der jüdischen Gemeinden Europas untergingen. Die Juden, vor die Wahl gestellt, zum Christentum überzutreten oder sich abschlachten zu lassen, entschieden sich meist für Letzteres – und nahmen oft auch ihre Frauen und Kinder mit in den Tod. Die markantesten und extremsten Formen des mittelalterlichen Antisemitismus haben ihren Ursprung in der Religion – und sie alle wirken bis heute weiter. Für die Legende vom Ritualmord erfand man ein perverses jüdisches Ritual, wonach die Juden in der Karwoche angeblich christliche Kinder entführen, diese martern und ihnen ihr Blut abzapfen, um so die Kreuzigung Jesu nachzustellen; manchmal sei dieses Blut dann in die Mazzot (ungesäuerten Brote) des Pessachfestes eingebacken worden. Diese Legende breitete sich in ganz Europa aus, beginnend 1144 in Norwich, England. Die Legenden wurden an konkrete Kriminalfälle geknüpft, was dann zu Massakern gegen die Juden der jeweiligen Gemeinden führte. Versuche der staatlichen Gewalt, diesen Irrsinn mit rationalen Argumenten zu stoppen, schlugen in der Regel fehl. Boshafte Pervertierung des Judentums Als die Lehre von der »Wesensverwandlung« (Transsubstantiation) von Brot und Wein in das Fleisch und Blut Jesu Christi 1215 auf dem Vierten Laterankonzil festgeschrieben wurde, entstand die Anklage des Hostienfrevels: Die Juden seien darauf aus, geweihte Hostien zu rauben, um diese zu durchbohren, zum Bluten zu bringen und den Leib Christi so immer wieder neu zu martern. Besonders wirksam im Arsenal der antisemitischen Waffen wurde das Motiv der »Judensau«. Solche Skulpturen einer Sau, an deren Zitzen junge Juden wie Ferkel saugen, finden sich das ganze Mittelalter hindurch an den Außenwänden oder Innensäulen zahlreicher Kirchen – und hängen meist bis heute dort. Oft kniet hinter der Sau ein Jude, der ihren Schwanz hochhebt und ihr in den After schaut, daran leckt oder die Exkremente aufsammelt. Hier verbinden sich unterschwellige sexuelle Motive mit religiösen Elementen, die daran anknüpfen, dass im Judentum das Schwein ein unreines Tier ist. Eine boshaftere Pervertierung des Judentums ist kaum vorstellbar. Ein ständiger Dorn im Auge der Christen war schon seit der Spätantike der Talmud, das auf der Hebräischen Bibel basierende Handbuch der jüdischen Religionspraxis und ihrer theologischen Deutung. Der Talmud ist aufgrund seiner sprachlichen und inhaltlichen Besonderheiten nur schwer zugänglich; für Christen war er der Inbegriff der angeblichen jüdischen Gesetzesreligion als der Antithese zum Christentum. Schmähung: Auch das Stereotyp vom »jüdischen Wucherer« wurde im Mittelalter über Darstellungen an Kirchen verbreitet – etwa auf einem Vordach der Kirche im elsässischen Rosheim.

    Der Wucherer
    Außerdem glaubten sie, dass er voll von jüdischer Polemik gegen die Christen sei, und sammelten, mithilfe jüdischer Konvertiten, alle – selten echten – antichristlichen Aussagen. Der Pariser Talmudverbrennung von 1242 fiel der allergrößte Teil der europäischen Talmudhandschriften zum Opfer – die staatlichen und kirchlichen Autoritäten hofften, den Kern der jüdischen Religion damit ein für alle Mal zu vernichten. Der erste systematische Versuch der physischen Vernichtung der europäischen Juden folgte ungefähr 100 Jahre später mit der Pestwelle der Jahre 1348 bis 1353, der mehr als ein Drittel der Bevölkerung Europas zum Opfer fiel. Da man sich die Ursache dieser mysteriösen Krankheit nicht erklären konnte, suchte und fand man die Schuldigen in den Juden: Sie hätten in einer groß angelegten Aktion aus Hass gegen die Christen die Brunnen vergiftet und damit die Seuche ausgelöst. Diese Anschuldigung breitete sich zusammen mit der Pest rasant in Zentraleuropa aus und führte zu einer Massenhysterie mit zahlreichen Verfolgungswellen und Massenmorden. Mit dem Ende der Pestpogrome waren alle bedeutenden jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des späteren Deutschland ausgelöscht, ein Einschnitt, von dem die mittelalterlichen Juden sich nie wieder erholten. Martin Luther griff alles Jüdische hemmungslos an. Der Höhepunkt des mittelalterlichen Judenhasses war keinem Geringeren vorbehalten als dem Reformator Martin Luther. Sein Antisemitismus war deswegen besonders virulent, weil er einerseits fest in den Vorurteilen des Mittelalters verankert war, aber andererseits durch die dank des Buchdrucks nun flächendeckende Propaganda bis weit in die Neuzeit hinein wirkte. Luthers antisemitische Hasstiraden wurden immer heftiger, je mehr er einsehen musste, dass die Juden sich auch seinem erneuerten, »protestantischen« Christentum nicht öffnen wollten. Sein Versuch, die Papstkirche mit dem »verknöcherten Judentum« gleichzusetzen und den Juden sein extrem paulinisches Christentum als das eigentliche Judentum schmackhaft zu machen, scheiterte auf der ganzen Linie: Die Juden gingen nicht auf seine Deutung ein, dass auch ihre Bibel auf Jesus Christus und die von ihm vermittelte Gnade ausgerichtet sein sollte, dass ihr »irregeleitetes« Schriftverständnis Verderben und Tod bringe und nur das Christentum Erlösung und Leben. Niedertracht: Im Chorgestühl des Erfurter Doms sieht man diese Szene von einem Zweikampf zwischen Christentum und Judentum. Das Judentum wird hier judenfeindlich wieder mit einem Schwein in Verbindung gebracht und lächerlich gemacht. Wenige Jahre vor seinem Tod veröffentlichte Luther seine Schrift »Von den Juden und ihren Lügen« (1543). Sie ist ein hemmungsloser, wütender und rauschhafter Angriff auf alles Jüdische. Er verkündet die mittelalterlichen Stereotype nun als Fakten und leitet daraus praktische Forderungen ab: Zerstörung ihrer Synagogen und Wohnhäuser, Konfiskation ihrer Schriften, Verbot ihrer Gottesdienste, Verbot des Geldverleihs, Einzug ihres Vermögens. Wenn das alles nicht helfe, müssten die Juden aus den deutschen Landen vertrieben werden. Man hat diese Maßnahmen nicht von ungefähr als Luthers Versuch einer »Endlösung der Judenfrage« bezeichnet. Ein neues Zeitalter, auch für die Juden, brach erst lange nach Luther an – mit der Aufklärung und der Französischen Revolution, die Juden zunächst in Frankreich erstmals zu gleichberechtigten Staatsbürgern machte. Allerdings waren die Errungenschaften dieser neuen Zeit durchaus zweischneidig. Denn die Juden waren und sind keine Religion wie das Christentum mit seiner Forderung des unbedingten Glaubens an etwas; sie definieren sich nicht durch ihren Glauben, sondern durch ihr tägliches Handeln und Tun. Zugleich verstehen sie sich aber auch seit der Antike als eine ethnische Stammes- und Schicksalsgemeinschaft, der nur angehören kann, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder nach den traditionellen Regeln konvertiert. Gettoisierung: Seit der Antike lebten Juden häufig konzentriert in bestimmten Stadtvierteln. Das erste urkundlich erwähnte jüdische Viertel mit Mauern im Heiligen Römischen Reich bestand seit 1084 in der Stadt Speyer, eine Mischung aus Schutz und Zwang. Die Bezeichnung Getto wiederum stammt von der Insel Ghetto in Venedig. 1516 beschloss die Regierung der Republik Venedig, die jüdische Bevölkerung dort zusammenzufassen. Ein bekanntes Beispiel für ein deutsches Getto ist die Frankfurter Judengasse, die von 1462 bis 1796 bestand. Während des Zweiten Weltkriegs richteten die Nationalsozialisten rund 1150 jüdische Gettos in Osteuropa ein, in denen sie Juden zusammenpferchten, um sie auszubeuten, zu vernichten und die noch Lebenden anschließend in den Tod zu schicken. Die Philosophen der Aufklärung konnten diese feinen Unterschiede nicht nachvollziehen. Ihre viel gerühmte Toleranz galt am wenigsten den Juden. Für sie waren die Juden, schlimmer noch als die Christen, in ihren religiösen Vorurteilen befangen und konnten nur dann wahre Menschen werden, wenn sie sich von den Fesseln ihrer religiösen Irrungen befreiten. Ihr Anspruch, eine Stammesgemeinschaft zu sein, widersprach auch allen Idealen der Französischen Revolution, wie dies der Comte de Clermont-Tonnerre im Dezember 1789 in der Nationalversammlung auf den Punkt brachte: »Den Juden als Nation ist alles zu verweigern, den Juden als Menschen ist alles zu gewähren.« Das bedeutet: Nur der individuelle Jude, der sich auf seine persönliche Religionsausübung beschränkt und auf die Besonderheiten einer Stammesgemeinschaft verzichtet, konnte Bürger des neuen französischen Staates werden. Grundlagen: »Je undurchschaubarer die Welt wird, umso aggressiver wird die antijüdische Hetze« In den deutschen Landen war die Lage für die Juden noch sehr viel schwieriger als im strikt säkular ausgerichteten Frankreich. Die deutschen Staaten verstanden sich ganz dezidiert als christlich und seit der Gründung des Norddeutschen Bundes von 1866, dem Vorläufer des Kaiserreichs, noch dazu als dominant protestantisch-christlich im lutherischen Sinne. In einem solchen Staat war für ein Judentum, das nicht im Christentum aufgehen und sich auch nicht auf seine individuelle Religionsausübung begrenzen lassen wollte, kein Platz. Es ist genau diese Spannung zwischen christlichem Nationalstaat und jüdischem Verständnis von Religion, die alle Versuche der Emanzipation der Juden und ihrer bürgerlichen Gleichberechtigung immer wieder zunichtemachte. Unter dem wachsenden Einfluss der rassistischen Form des Antisemitismus führte diese Idee eines christlichen Nationalstaats schließlich zur durch und durch antisemitisch geprägten Gesellschaft des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.“ Zum Autor: Peter Schäfer ist einer der führenden Experten für die Geschichte der jüdischen Religion. Von 2014 bis 2019 leitete er das jüdische Museum in Berlin.

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