4-Mein Leben – Angst

Erster Teil hier

Ich bin klein, mein Herz mach rein, darf niemand drin wohnen als Jesus allein!

Ich weiß nicht wer mir das so beigebracht hat, wohl meine Mutter, obwohl sie nicht wirklich „religiös“ war. Man gehörte einfach zu einer Kirche um als guter, unbescholtener Bürger dazustehen. Und solch ein Gebet wurde Kindern gelehrt, auch wenn die Mutter sich der vollen Bedeutung der Worte nicht bewusst war. Und für solche, nicht sehr tiefen Menschen wie meine Mutter, bekam jeder, der über diese (tot im Glauben) Kirchenzugehörigkeit mit seinem Glauben auch nur ein wenig hinausging, etwas Bigotisches – Verrücktes, anormal Gläubiges, ja gefährlich Fanatisches.

Ich habe dieses Gebet immer ernsthaft gebetet ohne zu wissen, dass das schriftgemäß ist, dass Jesus uns tatsächlich sagt, dass er vor der Tür unseres Herzens steht, anklopft und darauf wartet, dass wir ihm die Tür öffnen. – (Offenbarung 3,20)

knock on heart

Jesus ist kein Trampel ohne Manieren und auch kein Tyrann, der sich seinen Weg in unser Innerstes einfach erzwingt, sondern wartet darauf, dass wir uns dafür entscheiden, ihn einzuladen, in unser Herz und Leben zu kommen. Und das wollte ich, ich wollte Jesus in meinem Herzen haben, wurde aber darüber hinaus nicht gelehrt, dass er tatsächlich immer bei mir ist und alles, was ich auf dem Herzen habe, ich ihm anvertrauen kann und in ihm einen Freund und Vater zu haben, der zuhört und mir mit Rat und Tat beisteht, hilft und tröstet. Und so war Gott für mich unbewusst zwar immer da, doch für mich immer noch weit weg da oben und ich wusste oft nicht, ob er mich überhaupt sieht und bemerkt.

Solange meine Oma, mit der wir in einem Haus wohnten, noch lebte, wurde bei Festen vor dem Essen gebetet (denn das machte man so), aber das hörte mit ihrem Tod auf. Ansonsten habe ich meine Eltern nie beten sehen. Wirklichen Glauben, was ja Vertrauen vorausschickt, hatten sie nicht. Die Ängste vom Krieg her steckte für immer in ihren Knochen, auch Ängste, dass wieder ein schrecklicher Krieg ausbrechen könnte, begleitete mich zu Hause mein Leben lang. Meine Eltern erfuhren nie in ihrem eigenen Leben, dass Gott eine gegenwärtige Hilfe in Zeiten der Not sein kann – sein möchte, wenn wir nur zu ihm ausrufen. Früher gab es im Sommer oft sehr heftige Gewitter. Wir saßen dann zusammen in der Wohnküche mit einer Holzschatulle auf dem Tisch, in der alle wichtigen Papiere und alles im Haus befindliche Bargeld drin waren, falls wir bei einem Einschlag fluchtartig das Haus verlassen mussten. Die Angst war da. Aber dagegen beten war keine Option. Solcher Glauben fehlte einfach.

In der Kinderkirche bekamen wir immer ein Heft mit nach Hause, in dem unter anderem eine Geschichte über christliche Familien und anderes drinstand. Ich las die Geschichten meist mit Interesse und wünschte mir, wir zu Hause könnten auch so leben, wie die Familien in den Geschichten. Ich sehnte mich nach dieser Art einer Familie, wo es spürbare Liebe gab, Harmonie und fröhlich sein, anstatt Angst und Sorgen und dem Herumgebrüll manchmal von meinem Vater, um seinen Frust loszuwerden. Wie ich diesen Wunsch einmal vor meiner Mutter andeutete, sah sie mich überrascht an, doch ihr Blick drückte auch Verachtung aus und den Ausdruck von, wie kannst du das nur wollen, bist du nicht normal? Wir gehören doch nicht zu diesen bigotischen Kirchenleuten. Ohne ein ausgesprochenes Wort war dieses Thema beendet.

Solche Begebenheiten bauten langsam in mir das Gefühl auf, dass ich irgendwie nicht normal war, dass ich anders war, wie von einem anderen Planeten. Und in späteren Jahren hatte ich mehr und mehr das Gefühl, nicht in diese Welt meiner Familie hineinzugehören.

Selbst solches wie das Nachfolgende machte mich denken, dass ich anders bin. Bis zur Renovierung von unserem Haus hatten wir immer Holz unter dem Dach gelagert, aber dort gab es kein sehr gutes Licht. Wenn meine Mutter tagsüber im Winter vergessen hat, genügend Holz herunter zu holen, hat sie mich immer hochgeschickt, weil sie selbst Angst davor hatte, ihr all die Schatten unheimlich waren. Sie wusste, da konnte unmöglich jemand oben sein, aber es war einfach zu gruselig für sie. Sie hat mir das später erzählt, weil ich mich selbst kaum noch daran erinnere und hat vor anderen immer ein wenig geprahlt, wie furchtlos ich war.

Wir haben Verwandte in einem nahegelegenen Ort, zu denen der direkteste Weg auch ein durch Autos unbefahrenes Waldstück führte, so wie zu meiner anderen Oma. Und im Winter fing es oft schon an dunkel zu werden, bis wir den Nachhauseweg antraten. Einmal ging ich den Weg alleine mit meiner Mutter und ich erinnere mich, wie sie mich an der Hand genommen hat, damit ich keine Angst zu haben brauche, wie sie sagte. Doch es war sie, die Angst hatte, nicht ich. Sie hat mir dabei erzählt, wie sie auch mal mit ihrer Mutter im Dunkeln nach Hause ging, aber weil ihre Mutter, meine Oma taub war, nichts hörte, hat meine Mutter sie manchmal am Arm gezupft und sich ängstlich an sie geschmiegt und Fingerzeichen gemacht, dass sie ein Geräusch hinter einem Busch oder Baum gehört hat, dass da jemand Böses ihnen vielleicht auflauert. Ihre Mutter ist dann sehr erschrocken, aber meine Mutter hat dann angefangen zu Lachen, was ihre Mutter wütend machte, dass sie sie so erschreckt hat und hat sie ausgeschimpft und lauter lustige Laute von sich gegeben, was sie oft tat, weil sie ja nicht hören konnte, was aus ihrer Kehle kam.

Ich denke, dass sie mit solchem Schabernack ihre eigene Furcht vertreiben wollte. Was ich heute weiß, ist, dass unsere Welt dem Satan gehört, dem Widersacher Gottes, und er regiert mit Furcht und Angst, denn er ist in allem das Gegenteil von Gott. Solange er die Menschen in Furcht, Angst und Schrecken halten kann, hat er sie unter seiner Kontrolle (was manche Religionen auch heute noch nützen).

Durch dieses kleine Gebet von oben hatte ich ein Wissen von Gott von Anfang an, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ich einmal nicht an Gott geglaubt habe. Und weil ich dieses Gebet eben immer ernsthaft sprach, hat mich Jesus in meinem Herzen wohl auch vor Angst beschützt. Doch Satans Bestreben ist, solch kindlichen, also vertrauenden Glauben zu zerstören. Er konnte nicht verhindern, dass ich so furchtlos in dunkle Ecken ging – auch heute noch tue ich manchmal Dinge wo mich hinterher Leute fragen, ob ich denn keine Angst hatte, das zu tun? Aber er konnte Furcht in Form von Zweifel in mein Herz streuen. Wir erinnern uns selten an die ersten paar Jahre unseres Lebens, aber ich erinnere mich noch genau an diese Begebenheit. Ich war auf dem Schoß von meinem Vater (dass ich nicht der erwünschte Junge war, hat ihn nicht davon abgehalten, sich trotzdem in mich zu verlieben) und er hat mit mir herumgespielt, vorgegeben, mich zu beißen, was aber ein Kitzeln war. Ich habe gelacht, wie kleine Kinder das tun und hatte Spaß mit meinem Papa. Doch einmal kam mir der Gedanke, was ist, wenn er mich tatsächlich zubeißt? Der Same von Zweifel an der Liebe und Fürsorge meines Vaters war gesät und ich konnte das daraus wachsende hässliche und giftige Unkraut nie wieder aus eigener Kraft loswerden.

Wenn ich mir vorstelle, was für eine wunderbar liebevolle Familie wir hätten sein können, hätten wir nicht aneinander gezweifelt, sondern bedingungslos lieben können.

In unserer Nachbarschaft wohnte Siegfried, ein junger Mann ungefähr im Alter von meinem Vater und befreundet mit ihm. Und Siegfried spielte gerne den Nikolaus für die Nachbarskinder, und so kam er auch zu mir. Das muss für mich das erste Mal gewesen sein, denn ich schrie wie verrückt, wie ich ihn sah mit seiner Rute in der Hand. Er hatte noch eine braune Kutte an, wie ein Mönch – der Coca Cola Nikolaus, in rotem pelzeingefassten Mantel und roter Nase kam erst später auch nach Deutschland. Auch war bei den Evangelischen sowieso alles mehr Schmuck und prachtlos.

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Ich schrie wie verrückt vor Angst und ich erinnere mich, wie er sofort seine Kapuze und Bart abnahm und versuchte mir zu sagen, dass er doch nur der Onkel Siegfried von nebenan ist. Doch ein weiterer Samen von Angst vor Menschen war gesät, bzw. der schon vorhandene bewässert, um größer und stärker zu werden.

Wenn wir die Geschichte der Welt einmal betrachten, so war es doch schon immer Angst und Schrecken, mit der Herrscher über Welten regieren. Ob es nun rein politische Herrschaft war oder religiöser Natur. In Indien herrschte das Kastensystem und tut es noch, obwohl es offiziell abgeschafft wurde, mit der Angst, dass wenn du mit deinem Stand nicht zufrieden bist, du im nächsten Leben eine Stufe tiefer sinkst auf das Tierniveau. Den alten Römern dienten ihre Armeen, um Angst und Schrecken einzuflößen; und auch sie waren religiös. Sie verfolgten und töteten Christen, die sich weigerten, die römischen Götter anzubeten. Und jedem anderen ging es genauso, der sich gegen das herrschende System auflehnte.

Und was ist aus den Christen geworden? Sie wurden schließlich anerkannt und das Christentum sogar zur Staatsreligion erklärt, dem Heiligen Römischen Reich, doch hineingezwängt in Alte Testamentsanbetung mit Angst und Schrecken vor der Hölle, wenn du nicht untertänig folgst. Dann erweckte Gott Mohammed, der zuerst Gottes Ruf folgte, gegen die Vielgötterei anzugehen. Doch auch daraus wurde eine Eroberung von Ländern mit blutiger Waffengewalt und einer Regierungsform von Angst und Schrecken – befolge die Regeln oder du musst mit der Hölle rechnen und bleib dem Islam treu oder du bist des Todes. Kommunismus regierte und Maoismus tut es immer noch, wie wir wissen, durch Angst und Schrecken.

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Die Rute regierte schon immer. Heute bilden sich die Menschen ein, sie seien intelligent und selbstbewusst genug, um die Rute nicht mehr zu brauchen und sind davon überzeugt, dass das Volk durch Toleranz und dem Bemühen jedes einzelnen eine freie, gerechte Welt schaffen kann – und um die vergiftete Welt wieder zu reinigen, haben sie ja all die wunderbaren Wissenschaftler und Bio-eingestellten Menschen dazu. Die Bibel sagt voraus, dass auch sie unter der Rute bleiben werden, durch das, was sie heute unter anderem anbeten, die Technologie und den „Fortschritt“.

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Obwohl mir als Kind damals alles nicht bewusst war, zeigte ich schon bald einen Hunger für Zukunftsprophezeiungen. Ich war 6 Jahre alt und in der ersten Klasse und meine Banknachbarin war Elke, ein zierliches, niedliches, kleines  Mädchen – so sah ich sie jedenfalls. Was ich an ihr bewunderte, war ihre Selbstsicherheit mit der sie Dinge tat. Ich war immer voller Angst, dass ich vielleicht etwas tun könnte, das meinen Vater außer sich brachte und mich dann in Wut bestrafte – mir eine langte. Und wenn er dann mal zuhaute, flog ich Leichtgewicht schon mal durch die Luft. Aber solch eine Angst kannte Elke gar nicht. Sie, ihre Eltern und Großeltern waren Flüchtlinge aus dem Osten und wohnten in einem schönen modernen Neubau mit einem richtigen Badezimmer und Wasserklosett – Zentralheizung war noch nicht üblich – nicht so einem alten Kasten wie unserem, voller Winkel, Giebel und schräger Wände und knarrenden Holztreppen und Böden.

Die Regierung vergab damals jedem einen billigen Kredit, der ein Haus mit einer extra Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie baute. Elkes Großmutter kam öfters zu meinem Vater, denn sie gehörten einer für mich neuen Religion, den Zeugen Jehovas, an. Diese Oma saß also da auf einem Stuhl in der Werkstatt von meinem Vater und hat ihm aus ihrer Bibel vorgelesen, während mein Vater seiner Arbeit am Schneidertisch nachging. Über sie erfuhr ich, dass in der Bibel Prophezeiungen über die Zukunft stehen, was meine Neugierde sehr weckte. Doch mein Vater hat sie eines Tages rausgeworfen, weil sie nur Sachen las, die über den Zorn Jehovas über die Gottlosen sprach und voller Verdammung war, wie er begründete. Die Warnungen und Drohungen haben meinen Vater nicht eingeschüchtert  und aus Angst ein Zeugen Jehova gemacht, der all dem entrinnt, wie diese Frau es sich wohl erhofft hat. Diese Familie ist dann aber nach kurzer Zeit nach Amerika ausgewandert, wie auch unser Nachbar Siegfried. Mein Vater wäre gerne seinem Freund gefolgt, aber meine Mutter hatte zu große Angst vor all dem Unbekannten und der fremden Sprache.

Aber mein Vater ging seit der Begegnung mit einem Zeuge Jehovas herum und erklärte, dass er Atheist ist. Weitere neue Religionen kamen zu der Zeit auch in unseren Ort, die neuapostolische Kirche und die 7 Tage Adventisten. Da Mitglieder von denen auch zur Kundschaft von meinem Vater gehörten, wurden sie auch zu deren Versammlungen eingeladen. Mein Vater wollte nicht und so habe ich meiner Mutter den Gefallen getan und bin einmal mit ihr an einem Mittwochabend zu den Neuaposteln gegangen. Ich war beeindruckt, wie hingegeben diese Leute waren, da war nichts scheinheilig Frommes, wie meine Mutter es trotzdem sah, sondern ein überzeugtes glauben. Doch meine Mutter fand einiges ziemlich „Unglaublich.“ Sie hatte ihre Pflicht getan, hat die Einladung befolgt und dabei blieb es. Und zu den 7 Tage Adventisten mussten sie nur zu deren Zelt gehen – bevor sie ein Haus, bzw. Kirche hatten – wo sie mitbekamen, was da drinnen “los war.“ Das freudige Singen und Hände klatschen in Lob und Dank war ihnen schon zu viel. Und so wie so ziemlich jeder einen Spitznamen bekam, so wurden sie allgemein spöttisch die, auf schwäbisch „Hemmelsbädscher“ –Himmelsklatscher, genannt. Doch gehörte die Oma meiner Freundin  zu ihnen und sie war solche eine liebe, zuvorkommende, freundliche Frau, mit immer einem Lächeln auf dem Gesicht, was mich denken machte.

Heute kann ich meinen Vater schon verstehen, warum ihn das alles eher von Gott weggetrieben hat. Keiner war wirklich um seine Seele bemüht, wollte herausfinden, wie es da drinnen aussieht und auf welche Weise Jesus ihn heilen könnte. Doch auch wenn wir Menschen versagen, Gott versagt nie. Er ließ Dinge in meines Vaters Leben passieren – wenn auch schmerzliche – die ihn schließlich doch in Richtung Gott brachten. Viele Jahre später kam er mich einmal mit meiner Mutter kurz besuchen und beim Verabschieden fragte er mich, warum Gott das zugelassen hat, dass mein 10 Jahre jüngerer Bruder als Teenager MS bekommen hat. Das hat mich innerlich jauchzen gemacht, er gab damit also zu, dass er Gott lediglich nicht verstand und ihn deshalb ablehnte. Viele verstehen das mit Jesus als Gott dem Sohn nicht, wie auch Muslime das Christentum mit ihren, wie sie denken 3 Göttern auch nicht verstehen und deshalb sagen,  die Bibel sei gefälscht.

Was noch alles so in meinem Leben passiert ist, das mich schließlich in die Richtung brachte, in der ich ging, findest du hier

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