Maria Taute – ein Leben gelebt für Gott
Wir Menschen sehen gerne auf andere in Bewunderung und nehmen solche als ein gutes Beispiel für uns selbst. 1977 habe ich solch eine Frau kennengelernt, die einen großen Einfluss auf mich als „frischgebackene“ Christin hatte. Sie war katholisch, ja, aber sie war ganz bestimmt anders als jeder andere Katholik. Zusammen mit meinem Mann verbrachten wir 3 Tage bei ihr und konnten nicht aufhören, all ihren Geschichten zuzuhören, die sie in ihrem langen Leben – sie war 79 – erlebt hatte. Es ist jetzt schon lange her und an vieles erinnere ich mich nicht mehr oder nicht mehr so genau, aber an das was ich mich erinnere, möchte ich dir hier erzählen, damit es auch dich inspiriert und vielleicht auch etwas lehrt.
Maria war wie gesagt katholisch und hat, als sie jung war, den Ruf von Gott bekommen, Ihm nachzufolgen. Sie erzählte, dass sie nicht sofort ja zu Gott sagen konnte, sondern eher zuerst ein wenig rebellisch dagegen reagierte (typisch Teenager würde man sagen, aber wie oft geht das auch uns Erwachsenen so, dass wir nicht sofort ja sagen können, zu etwas, das uns Gott zeigt oder darum bittet). Ihre Einstellung war, wenn du das willst, musst du mich schon dazu bringen, ich werde sonst gar nichts machen. Und Gott hat geantwortet. Er hat sie einfach so mit seiner Liebe aufgefüllt, dass sie nicht anders konnte, als sie auf andere Überfließen zu lassen. Sie hat angefangen, selbst in der Bibel, im Neuen Testament zu lesen und versucht, das in ihrem Leben anzuwenden. Sie fühlte sich nicht berufen, eine Nonne oder sonst etwas innerhalb der Katholischen Kirche zu werden, sondern lebte ihren Glauben in ihrem Leben, ihrer Umgebung. Sie hat später geheiratet und zwei Kinder bekommen. Ich erinnere mich nicht mehr daran, aber ich nehme an, dass ihr Mann zu der Zeit auch katholisch war. Doch wie Hitler aufkam, hat sich ihr Mann von ihr gewendet und ist der NSDAP beigetreten. Sie jedoch war wie viele Christen damals überzeugt, dass Hitler der Antichrist ist und hat sich geweigert den Hitler Gruß zu machen. Und wie viele andere auch wurde sie deshalb in ein KZ gebracht.
Wie sie in der Schlange der Gefangenen in das Lager einmarschiert ist, haben die Verantwortlichen vom KZ (wohl SS-Leute) sie auf die Seite genommen und in ein Büro geführt. Sie benahmen sich für Maria sehr seltsam und redeten zuerst nur verlegen herum und fragten sie schließlich direkt, warum sie hier ist. Was für eine Frage für Maria und so antwortete sie auch: „Das müsst ihr doch am besten wissen.“ Es stellte sich heraus, dass die SS-ler dachten, sie sei eine Spionin, von Hitler geschickt, um nachzusehen, ob sie auch ihre Pflicht tun. Der Grund warum die SS-Leute sie aus der Reihe geholt haben war, weil sie erhobenen Hauptes ohne Angst auf dem Gesicht daher schritt, während die anderen total verängstigt und niedergeschlagen mit hängendem Kopf dahin trotteten. Die Folgerung für sie war, dass sie nicht zu dem Rest gehören konnte.
Maria hat spontan diese Gelegenheit genützt und denen gesagt, dass sie auf Gott vertraut und sie weiß, dass Er auch jetzt mit ihr ist, dass das ihr Frieden im Herzen gibt und ihr die Angst nimmt. In dieser außergewöhnlichen Atmosphäre gelang es ihr, die Herzen dieser harten Männer zu gewinnen und auch eine gehörige Portion Respekt vor ihr, was zur Folge hatte, dass sie durch ihren Einfluss bewirken konnte, das grausame an einem KZ ein wenig zu mildern. Sie konnte veranlassen, dass jede Person sein eigenes Bett bekam, genug Decken um warm zu sein, besseres Essen und dass das unter Beschuss arbeiten eingestellt wurde. Das Vertrauen der SS-ler und Soldaten in sie wuchs dahin, dass sie sogar mit ihren privaten Nöten und Sorgen zu ihr kamen und sie um Rat und Gebet baten.
Sie hatte schließlich auch eine Vision (lange bevor es passierte) von einem Erfolgsrad das sich drehte, bis es den Punkt Stalingrad erreichte, dort blieb es stehen, und drehte sich in die andere Richtung zurück. Und so ist es ja dann auch passiert.
Nach dem Krieg, wieder zu Hause bei ihren zwei Kindern, war die Freude zuerst recht groß, überschattet jedoch von der Tatsache, dass ihr Mann sie im Stich ließ und sie alleine auf sich selbst gestellt war, sich und die Kinder durchzubringen. Deutschland war zerstört, Arbeit gab es keine, der Winter kam schon ziemlich früh und sie hatte nichts zu Heizen, nichts zu Essen, alles was sie sehen konnte war Zerstörung und Hoffnungslosigkeit. Obwohl Gott so vieles in ihrem Leben für sie getan hatte, und sie doch so viel Glauben und Vertrauen in Gott bewiesen hatte, wurde sie trotzdem so entmutigt, dass sie beschloss, am nächsten Tag mit ihren Kindern in den Wald zu gehen und so lange zu laufen bis sie umfielen und im Schnee dann erfrierten. (Wusstest du, dass in den ersten Jahren nach dem Krieg viele Menschen in Deutschland an Entkräftung starben, Entkräftung durch Hunger und Kälte?)
Doch Gott verlässt seine Kinder nicht. Bevor sie das ausführen konnte, kam am nächsten Tag ein Brief von einem Verwandten mit Geld drin und einer Notiz, dass er das Geld eigentlich für Weihnachten gedacht hatte, aber dachte, dass sie es wohl jetzt schon brauchen würde. – Ist Gott nicht ein fürsorgender Vater und lässt uns niemals im Stich? Das hat ihnen das Leben gerettet. Und sie hat schließlich eine Arbeit als Lehrerin bekommen, obwohl sie gar keine Ausbildung dafür hatte, die Not (und Gottes Zutun) machten es möglich. Und so ging das Leben für sie wieder aufwärts und vorwärts. Sie hat dann weitergemacht, Leuten von Gottes wunderbarer fürsorglicher Liebe zu erzählen, hat Matthäus 25 persönlich genommen, ist in Krankenhäuser gegangen und hat mit Patienten gebetet und in Gefängnisse, um den Insassen Hoffnung zu geben, dass ihnen ihre Sünden vergeben sind. Sie konnte schließlich in ihr eigenes kleines Häuschen ziehen auf deren Hauswand sie eine Einladung schrieb, dass jeder willkommen sei, einzutreten.
Sie hat uns dann so viele Geschichten darüber erzählt, was im Laufe der Zeit alles so passiert ist, wenn ich mich noch an alles erinnern würde, könnte man ein Buch darüber schreiben. Einmal traf sie bei ihrem wöchentlichen Besuch im Krankenhaus eine ältere Frau mit wunden, offenen Beinen. Sie weinte und sagte ihr, sie möchte befreit werden von ihrem Leiden. Maria betete für sie und tatsächlich, wie sie wiederkam, war die Frau wieder auf den Beinen und das Offene fast ganz geheilt. Doch sie weinte wieder und sagte, sie wollte nicht so befreit werden, sie hätte lange genug gelebt und wollte zu ihrem Heiland gehen. Maria lachte und sagte, kein Problem und betete dafür. Und wie du es dir wohl denken kannst, wie sie wiederkam sagte man ihr, dass die Frau friedlich in ihrem Schlaf gestorben ist.
Sie hat uns auch von einem Gefängnisinsassen erzählt, den sie im Glauben stärkte und als Ermutigung ihm monatlich von ihrer kleinen Rente einen Teil abgab, für die Zeit wenn er entlassen wird.
Sie ging ja regelmäßig in die Kirche und nahm Teil am Gemeindeleben und jeder kannte sie – für manche als ein schräger Vogel, ziemlich verrückt, bigottisch oder wie man heute sagen würde, eine religiöse Fanatikerin. Aber das störte sie nicht, im Gegenteil, das bewies ihr, dass sie auf dem rechten Weg war, nicht von dieser Welt war, wie Jesus es ja auch von uns erwartet. (Sieh Johannes 15) Vor kurzem, wie sie damals erzählte, ging dann ihr alter Priester in Rente und sie bekamen einen neuen, jungen, modern eingestellten Priester. Doch bei seiner ersten Predigt empfand Maria, dass das was er erzählte nicht der Bibel entsprach, doch was konnte sie tun. So saß sie weiter still. Doch auf einmal, wie er wieder etwas sagte, das sie als falsch einstufte, bekam sie von einer unsichtbaren Hand einen Schlag ins Gesicht. Sie war überzeugt, dass Gott das so empfand, dass jedes falsche Wort oder gesagte ein Schlag in Gottes Gesicht war – und es hörte nicht auf. Schließlich konnte sie es nicht mehr ertragen und stand mitten in der Predigt auf und verließ die Kirche. Am nächsten Tag wurde sie von Leuten auf der Straße höhnisch angesprochen mit Kommentaren, dass sie wohl zu alt für so einen jungen modernen Priester geworden ist, also sozusagen eine alte Flasche geworden ist, die neuen Wein nicht fassen konnte. (Sieh Matthäus 9,17) Zuerst ging sie einfach weiter, doch auch das konnte sie bald nicht mehr ertragen und hat schließlich den Grund ihres Weggehens gesagt, was sehr wohl auch im Ort herumging und die Ohren des neuen Priesters erreichte.
Sie war eine demütige alte Frau, voll vom Heiligen Geist, was ihr half, sich nichts über Gerede, Geschwätz und Hänseleien zu machen. Sie lachte viel und lobte und dankte Gott in allem, auch wenn sie auf dem einen Auge blind geworden war und mit dem anderen nur schwer sehen konnte. Je weniger Stolz wir haben, umso voller können wir vom Heiligen Geist werden. Denn wo Stolz ist, ist für den Heiligen Geist nicht viel Platz. Und nur in Demut findet man Liebe. In Stolz ist keine Liebe! Weil sie gerne gab, hatte sie auch nie viel Geld für sich selbst. Einmal litt sie unter anhaltendem Durchfall, was sie auf ihre Gurken zurückführte, die es so reichlich in ihrem Garten gab. Dann las sie, dass Bananen gegen Durchfall helfen. Also hat sie eine Tasche voll Gurken genommen und ist in ihrem Laden um die Ecke gegangen und bat den Besitzer, ob er ihr nicht ihre Gurken in Bananen umtauschen könnte und er tat es. Das wiederum gab Anlass für die Klatschmäuler über eine weitere verrückte Tat dieser verschrobenen Alten. Doch Maria war glücklich, es hatte geklappt, sie war geheilt und konnte zur Abwechslung Bananen genießen.
Sie zeigte uns in ihrem Schlafzimmer schließlich auch ihre private Andachtsecke, mit einem Bild von Jesus, Kerzen, ihrer Bibel, Blumen und anderen Sachen und einem Schemel zum Hinknien. Das war ihr Heiligstes in ihrem Haus, eine Ehre für uns, dass wir es sehen durften, ihren „geheimen“ Platz, wo sie Zeit mit ihrem Liebhaber ihrer Seele verbringt. Ich habe irgendwann auch angefangen, solch einen Platz oder Ecke in meiner Wohnung einzurichten.
Nach unserem Besuch haben wir ihr geschrieben und uns für die wunderbare Zeit mit ihr bedankt, aber der Brief kam mit dem Vermerk zurück, dass sie verstorben war. Der Herr hatte sie zu sich geholt und sie sicher reichlich belohnt für ihr Leben, gelebt für die Liebe Gottes. Bei den Menschen galt sie als verrückt, aber bei Gott ist sie ein hell leuchtender Stern an seinem Firmament der Heiligen. (Hebräer 11-12,1)
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„Gut gemacht, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen, geh ein zu deines Herrn Freude!“ – Matthäus 25,21
„Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch dann so gesagt? Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin.“ – Johannes 14,2-3
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(Eine Botschaft von Jesus dazu:) Was für besondere Wohnungen ich in meiner himmlischen Stadt für diejenigen vorbereitet habe, die ihr Leben ganz für mich gegeben haben. Was für eine Ehre – ohnegleichen, unübertroffen, und beispiellos – erwartet sie bei ihrem Eintreffen an den Pforten des Himmels.
Denn die Reichtümer und Belohnungen des Königreichs Gottes gehen an jene, die sich selbst für andere gegeben haben – für eine verlorene Seele, jemand Einsamen, für ein trauriges Kind, für einen Freund in Not, für einen Außenseiter, für die Unliebsamen. Die Ehre und die Medaillen gehen an die, die sich bis zum Geht-nicht-mehr und darüber hinaus eingesetzt haben.
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Toll, vielen Dank