Fortsetzung von hier
Neulich stieß ich auf einen interessanten Bibelvers, der gut zum Hauptthema dieser Ausgabe über Güte passt. Ich hatte ihn zwar schon zuvor gelesen, doch dieses Mal beeindruckte er mich ganz besonders.
In seinem Brief an die Römer sagt Paulus: „Nun stirbt kaum jemand für einen Gerechten; für einen Guten dürfte vielleicht jemand zu sterben wagen.“ – Römer 5,7
Das gab mir zu denken. Was ist der Unterschied zwischen einer gerechten oder rechtschaffenen Person und einer guten Person? Der Theologe Johannes Gill ist der Ansicht, Paulus meine, der Erstere sei jemand, der äußerlich moralisch ist und sich an die Buchstaben des Gesetzes hält, wohingegen eine gute Person über ihre Pflicht hinausgeht.
Ich glaube, das Geheimnis liegt einfach darin, dass Güte Gerechtigkeit ist, die mit echtem Interesse an anderen verbunden ist. Ohne die Liebe Gottes, die uns motiviert, können wir nicht gut sein. Doch mit der Liebe Gottes sind wir fähig, weiter zu gehen, als nur das Richtige zu tun und eine dauerhafte positive Veränderung herbeizuführen.
Natürlich ist Jesus der Einzige, der vollkommen gut ist. Doch Er erwartet von uns, zu versuchen, Ihn in unserem Leben und Handeln nachzuahmen. Es sagte: „Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens Gutes hervor.“ – Lukas 6,45
Wenn wir uns mit Seiner Güte und Seiner Liebe erfüllen lassen, dann sind wir in der Lage, das auch an andere weiterzugeben: Wir alle sollten Gutes tun, wann immer wir die Möglichkeit dazu haben. – Siehe Galater 6,10
Samuel Keating,
Activated-Chefredakteur (dem Magazin, von dem dieser Artikel stammen)
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Von Christen wird erwartet, gute Menschen zu sein. Tatsächlich erwarten viele Nicht-Christen mehr von Christen, als sie jemals von sich selbst oder irgendjemand anderem erwarten würden. Jesus selbst sagte zu Seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt. Wie eine Stadt auf einem Berg, die in der Nacht hell erstrahlt, damit alle sie sehen können. Versteckt euer Licht nicht unter einem umgestülpten Gefäß! Stellt es lieber auf einen Lampenständer und lasst es für alle leuchten. Und genauso lasst eure guten Taten leuchten vor den Menschen, damit alle sie sehen können und euren Vater im Himmel dafür rühmen.“ – Matthäus 5,14-16 Das heißt aber nicht, wie selbstgerechte Schein-Christen zu handeln. Das ist nicht die Güte, die von Jesus ausgeht. Es ist eher die echte Güte des Herzens, die sich in Ehrlichkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und auf viele andere Weise zeigt.
Bedauerlicherweise können wir als Christen dem Irrtum verfallen, perfekt sein zu wollen, was natürlich kein Mensch ist oder je sein könnte. Wir sind weitaus besser dran, einfach unser Bestes zu geben, so gut wir es können, ehrlich und demütig unsere Fehler eingestehen und dann Gott die Ehre für all das Gute geben, das wir tun. Das ist Seine Vorstellung von Güte.
Wenn du dein Bestes gibst und Gott bei allem anderen vertraust, wird Seine Güte hindurchscheinen.
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Sündige Heilige
Gottes Vorstellung von Güte unterscheidet sich oft ganz entschieden von unserer eigenen. König David ließ den Tod eines anderen Mannes herbeiführen, damit er dessen Frau haben konnte. David wusste aber um seine Sündhaftigkeit, und seine einzige Hoffnung war die Liebe, Gnade und Vergebung Gottes. Da David zutiefst bereute und Gott umso mehr liebte, nachdem, was er alles durchgemacht hatte, nannte Gott ihn einen Mann nach Seinem Herzen. – Sieh 2.Samuel Kapitel 11; Psalm 51; 1.Samuel 13,14
Gott nahm den Apostel Paulus, einen fanatischen Verfolger der Urkirche, und machte ihn zu einem der größten und bedeutendsten Christen aller Zeiten. – Sieh Apostelgeschichte 9,1-16
Jesus nahm eine von Dämonen besessene Prostituierte und machte aus ihr eine Seiner Lieblingsanhängerinnen. – Sieh Lukas 7,36-50; 8,2-3
Gottes Vorstellung von Güte bedeutet nicht Perfektion ohne Sünde. Sie ist vielmehr ein Sünder, der weiß, aus sich heraus keine Rechtschaffenheit zu besitzen, sondern vollkommen von Gottes Güte abhängig zu sein. Das sind die einzigen Heiligen, die man auf Erden findet; es gibt keine anderen! – David Brandt Berg (1919–1994)
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Christus hat keinen Leib außer deinem.
Keine Hände, keine Füße auf Erden außer deinen.
Deine Augen sind es, mit denen Er voller Mitleid und Mitgefühl auf diese Welt blickt.
Deine Füße sind es, mit denen Er umhergeht, um Gutes zu tun.
Deine Hände sind es, mit denen Er die ganze Welt segnet.
Deine Hände, deine Füße, deine Augen, du bist Sein Leib.
Christus hat heute keinen Leib außer deinem.
Keine Hände, keine Füße auf Erden außer deinen.
Deine Augen sind es, mit denen Er voller Mitleid und Mitgefühl auf diese Welt blickt.
Christus hat jetzt keinen Leib mehr auf dieser Erde außer deinem.
– Teresa von Avila zugerechnet (1515-1582)
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Vor kurzem las ich einen Artikel und musste mir selbst dabei einige tiefgreifende Fragen stellen. Es ist ein inspirierendes Beispiel dafür, was für einen Einfluss eine ernstgemeinte liebevolle Tat haben kann.
Der Artikel handelt von einem Studenten, der spät abends erfährt, dass seine Mutter zu Hause im Sterben lag. Der letzte Zug direkt nach Hause war schon weg und mit einem späteren Zug müsste er umsteigen, würde aber den Anschluss um 20 Minuten verpassen, und Geld für ein Taxi hatte er nicht. Obwohl er zuerst sehr schroff und unfreundlich zum Schaffner im Zug war, machte der es möglich, den Anschlusszug auf ihn warten zu lassen und er kam noch rechtzeitig ans Bett seiner sterbenden Mutter. Der Student wollte dem Schaffner danken, doch der bat ihn lediglich, diese freundliche Tat an andere weiterzugeben.
Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, musste ich meine eigene jüngste Vergangenheit überdenken. Hätte ich dasselbe getan? Würde ich meinen Beruf riskieren, um einem Fremden zu helfen? Unzufrieden mit meinen Antworten, stellte ich mir ein paar weniger dramatisch klingende Fragen. Würden meine Freunde sagen, ich wäre jemand, der anderen behilflich ist? Habe ich in letzter Zeit etwas völlig Uneigennütziges getan?
Wenn ich wirklich ehrlich mit mir selbst bin, muss ich zugeben, dass ich meistens in meine eigene Welt versunken bin. Ich denke, dass wir alle einmal Tage haben, an denen wir zu sehr auf unsere eigenen Sorgen, Probleme und Wünsche fixiert sind. Tage, an denen wir mit einem auf unsere eigenen Füße konzentrierten Blick durchs Leben gehen, anstatt auf-, hinaus- und um uns herumzublicken. Das erinnert mich an das schmerzlich ehrliche Zitat von Dr. Laurence J. Peter: „Es gibt zwei Arten von Egoisten: Diejenigen, die es zugeben, sowie den Rest von uns.“
Darum nehme ich an, dass es „dem Rest von uns“ gut tun wird, hin und wieder an die Welt um uns herum erinnert zu werden, an die Bedürfnisse anderer, an die Kraft der Liebe. Es ist gut, einmal innezuhalten und mit unserem Gewissen einen kleinen Plausch zu halten und zu sehen, wo wir stehen. Es gibt Menschen, deren Leben wir berühren könnten, wenn wir mehr nach außen schauen würden. Ab und zu sollten wir den Pausenknopf drücken, um einen Blick um uns herum zu werfen und uns um andere Menschen zu kümmern.
Das Fantastische ist, dass wir allen Menschen mit Liebe begegnen können, egal wo wir leben, welchen Beruf wir ausüben oder welche Richtung unser Leben gerade einschlägt. Ich glaube, das zu erreichen, wird in der nächsten Zeit mein kontinuierliches Gebet sein.
JULIANA CONNOLLY LEBT IN AUSTIN TEXAS, UND IST RECHERCHE- UND PRODUKTIONSASSISTENTIN BEI The Family International
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Peter und ich hatten uns für ein paar Tage in einen kleinen Badeort zum Abschalten zurückgezogen. Eines Abends beim Spaziergang entlang am Strand, tief in Gedanken und im Zwiegespräch mit dem Herrn, wurde ich einer der atemberaubendsten und schönsten Szenen gewahr, die sich je vor meinen Augen abspielte.
Die vereinzelten Wolken nahmen pastell- und pfirsichfarbene, violette und goldene Töne gegen das tiefer werdende Blau des Himmels an. Ich liebe Sonnenuntergänge. Aber hin und wieder begegne ich einem, der so ehrfurchterregend ist, dass ich meine Augen nicht davon abwenden kann. Der große Maler zog mit diesem Sonnenuntergang auf jeden Fall meine Aufmerksamkeit auf sich. Es schien, als ob Er flüssiges, farbiges Licht in jede Wolke gießen würde. Die Farben wurden immer satter, bis sie überzulaufen schienen, und ihre Striche zu einem lebendigen, in sich drehenden Kaleidoskop von ewig wechselnder Schönheit wurden.
Alles andere verblasste zur Bedeutungslosigkeit neben diesem Meisterwerk, das sich vor meinen Augen entfaltete. Sanft floss die sich ausdehnende Pracht nach unten, bis sie den Ozean zu verschlingen schien und ihn in ein Meer von vibrierenden Farben verwandelte, sanft und glatt wie ein Spiegel in der Ferne, und Schauer von goldenem Licht versprühte, wenn die Wellen brachen und nur wenige Zentimeter weit entfernt von dort über den Sand rollten, wo ich stand. Ich fühlte mich eingetaucht in seine Schönheit. Es war, als wolle der Sonnenuntergang mir Gottes persönliche Ermutigung und Seine Liebe entgegen bringen.
Die Farben begannen in dunklere Schattierungen auf ein Vorgebirge zu strömen, das mit einem kleinen Gipfel gekrönt war, und in einiger Entfernung in das Wasser hineinragte. Es war, als ob der Strom lebendigen Lichts sich über den Rand des Himmels auf den Gipfel und über Gebäude ergoss, sie besprenkelte und vorübergehend in glühende Edelsteine von irisierendem Rot und Gold verwandelte.
Die lebhafte Verwandlung des Himmels veränderte sich allmählich von sanften Pastelltönen zu tieferen und satteren Schattierungen von Blutrot und Burgunderrot, die mit königsblauen und kupferfarbenen Streifen betupft waren. Schließlich, es müssen ungefähr fünfzehn Minuten vergangen sein, schien aber bloß Momente gedauert zu haben, begann das große Spektakel zu verblassen. Sein Glanz glitt friedlich in den zarten Dunst des Abends und der Nacht hinein, um der Welt bald aufs Neue einen herausragenden Tag zu malen.
Als ich in der zunehmenden Abenddämmerung so dastand wie ein kleines Kind, dessen Geist durch das große Finale eines bombastischen Feuerwerks in Ehrfurcht versetzt worden war, wider alle Vernunft hoffend, es würde alles noch einmal von vorne beginnen, kam mir der Gedanke, dass diese erstaunliche, prächtige und unvorstellbar komplexe Show der Macht und Schönheit nur ein flüchtiger Moment, ein Zwinkern vom Auge Gottes war. Dieser Sonnenuntergang war nur ein winziger Spritzer von der Größe Seiner Fähigkeiten – lediglich ein Quäntchen im riesigen Universum Seiner Macht. Wenn dieser kleine und flüchtige Augenblick meine Seele so berührte und mich sprachlos über seine beeindruckende Schönheit werden ließ, wie könnte ich denn mir deren Schöpfer vorstellen oder Ihn gar verstehen? Er konnte den Himmel wunderbar mit solcher Erhabenheit übergießen und ihn im nächsten Augenblick wieder reinwaschen, als handelte es sich nur um Seine Aura, während Er vorbeizog.
Wir sind manchmal so gefangen in unserem erdgebundenen Weltreich. Wir sorgen und ängstigen uns, dass wir mit unseren Problemen ganz allein dastehen, und dass wir sie selbst lösen müssten. Aber in Momenten wie diesen wird die Tatsache verkündet, dass wir von dem Einen geliebt werden, der den Himmel in solcher Schönheit explodieren lassen kann, mit nicht mehr als einem vorüberziehenden Gedanken. Das erinnert mich einfach daran, wer es ist, an den ich glaube. Was Gott zu mir durch diese prächtige Himmelskunst sagte, war: „Ich kann alles erschaffen. Ich kann alles aufrechterhalten. Ich kann jeden beschützen. Ich kann jedes Problem lösen. Ich bin die Schönheit. Ich bin die Kraft. Ich bin die Liebe, und ich tue dies alles für dich.“
Zeiten wie diese helfen mir, mich daran zu erinnern, dass dieser allmächtige Eine, der solche vorübergehende Erhabenheit für Seine Geschöpfe erschafft, sich ganz eng auf unsere kleinsten Bedürfnisse und Wünsche eingestellt hat. Er leitet uns und sorgt für uns im Großen wie im Kleinen. Wie könnten wir uns je Sorgen darüber machen, dass Er uns vergessen würde, oder dass Er nicht die absolute und perfekte Kontrolle eines jeden Details unseres Lebens hätte?
Wenn der goldene Sonnenuntergang kommt,
der Gottes Pfad in die Höhe bahnt,
und mit seinem strahlenden Glanz
den Abendhimmel erhellt,
wie sind dann Hügel und Täler
mit purpurnen Strahlen erleuchtet,
während die tief tönende Orgel der Natur
ihren Lobgesang himmelwärts richtet:
„Heilig, heilig!”, Engelsstimmen singen es;
„Heilig, heilig!”, wolkige Schwingen beflügeln es;
„Heilig, heilig!”, funkelnde Türme läuten es;
„Heilig, heilig ist der Allerhöchste.”
So offenbart Gott beim Sonnenuntergang
die Erhabenheit Seines Thrones,
die tiefere, vollere Ehre
ist aufgespart, um unsere eigene zu sein;
und in der Entfaltung jener Stunde
sind Furcht und Schmerz vergessen
in der Liebe reichem Trost,
in des Himmels großem Gesang.
Nun komm, gesegnete Stunde des Sonnenuntergangs,
entlang des goldenen Wegs,
und erschauere uns mit der Pracht
das des Lebens vollkommenen Tag erfüllt.
Gott macht dem nur leben ein Ende,
Er sättigt die Seele,
und diejenigen, die Seine Herrlichkeit suchen
werden in Ihm ihr Ziel finden.
– Calvin W. Laufer (1874–1938)
MARIA FONTAINE UND IHR MANN PETER AMSTERDAM SIND DIE LEITER VON THE FAMILY INTERNATIONAL, EINER CHRISTLICHEN GLAUBENSGEMEINSCHAFT
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Wir schreiben das Jahr 1977. Karl und ich hatten Deutschland im Jahr zuvor mit einem Campingbus verlassen. Unsere Reise hatte uns bereits durch Italien geführt, darauf folgten Jugoslawien, Griechenland, Türkei, Iran, Afghanistan und Indien. Wir hofften, es als Nächstes bis Nepal zu schaffen, um uns dort einen Bergbauernhof zu kaufen und in einem friedlichen Leben weit ab von der modernen Gesellschaft niederzulassen.
Unser Budget war knapp, und gewöhnlich aßen wir in kleinen, an der Straße gelegenen Cafés oder kauften Lebensmittel von lokalen Marktständen. Deshalb war es nicht überraschend, dass ich mir eine virale Hepatitis zuzog. Wir hatten eine hübsche Bucht an der Küstenlinie von Goa erreicht. Unglücklicherweise gab es dort in der Nähe keine medizinische Versorgung, und meine Gesundheit verschlechterte sich rapide. Einigen örtlichen Dorfbewohnern fiel mein ernster Zustand auf. Sie nahmen es auf sich, mich täglich zu besuchen und mich mit einer Diät aus Papaya und frischer Kokosnussmilch wieder aufzupäppeln. Dank ihrer Hilfe erholte ich mich und kam wieder auf die Beine. Ich wog zwar 10 Kilos weniger, war aber wieder gesund.
Als wir schließlich Nepal erreichten, schlossen wir uns gespannt für eine Probezeit einem buddhistischen Kloster an. Allerdings fanden wir dort nicht, was wir gesucht hatten. Ich glaubte zwar an eine höhere Macht, dennoch war ich zu der Zeit ziemlich durcheinander. Zu welchem Gott sollte ich beten? So fragte ich mich oft, wenn ich die unzähligen Sterne am klaren Berghimmel betrachtete.
Dann war es Karl, der sich mit Hepatitis ansteckte. Zu dieser Zeit waren wir auf dem Weg zurück in Indien. Ich fuhr die ganze Nacht durch mit Karl, der hohes Fieber hatte und im hinteren Teil des Campingbusses alle viere von sich streckte. Am frühen Morgen fand ich eine Herberge, in der sich eine Gruppe junger, europäischer Reisender aufhielt. Einer von ihnen, David, sprach deutsch. Er half uns, einen Arzt zu finden und ein Zimmer zu mieten.
David beschloss auch, ein paar Tage länger bei uns zu bleiben. „Lasst mich euch aus dem Buch vorlesen, das mein Leben verändert hat“, sagte er, als wir ihn am nächsten Tag trafen.
Eine kurze Passage aus Gottes Wort zu lesen, wurde unsere tägliche Routine, während Karl nach und nach seine Kräfte wiedererlangte. Bevor David abreiste, stellte er mir seinen Retter, Jesus, vor. Und als Resultat Seiner Worte aus der Bibel wurde Er von dem Tag an zu meinem leitenden Licht.
Die Dorfbewohner von Goa waren bitterarme Fremde gewesen, aber ihr Mitgefühl und ihre Fürsorge retteten mein Leben. Auch David war ein Fremder, aber dank ihm habe ich einen Sinn und eine Richtung gefunden. Meine heutigen Lebensumstände sind das Ergebnis einer kombinierten Güte jener selbstlosen Fremden, die ich damals im Herbst in Indien traf.
IRIS RICHARD IST BERATERIN UND LEBT IN KENIA (2013). DORT IST SIE SEIT 1994 IN DER GEMEINDE- UND FREIWILLIGENARBEIT AKTIV. SIE IST EIN MITGLIED VON THE FAMILY INTERNATIONAL
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Kürzlich ging ich der Frage nach, wie oft das Wort „schön“ in der Bibel auftaucht.
Dabei fand ich heraus, dass das Alte Testament voller schöner Frauen ist. Sara war schön. (Sieh 1.Mose 12,14) Rebekka war sehr schön. (Sieh 1.Mose 24,16) Rahel war lieblich von Statur und wunderschön. (Sieh 1.Mose 29,17) Hiobs Töchter waren schöner als alle anderen Frauen im Land. (Sieh Hiob 42,15) Und die Liste geht weiter und weiter. Ich glaube, meine Favoritin ist trotz alledem Abigajil. Abigajil war schön und intelligent – klug, von guter Vernunft, klarem, gesundem Verstand, wie es die verschiedenen Bibelübersetzungen ausdrücken. (Sieh 1.Samuel 25,3) Was könnte sich eine Frau mehr wünschen, als das, was man über sie sagte?
Die Erkenntnis, zu der ich kam: In der alten biblischen Kultur, in der geistige Qualitäten mehr geachtet wurden als heute, wurde auch das als Schönheit angesehen, was gut, wohltuend und göttlich war. Deshalb wurde eine gottesfürchtige Frau von Gott und den Menschen als schön angesehen. Schönheit drehte sich weniger um die äußere Hülle, Proportionen, Größen und Formen.
Was aber meine ganz besondere Aufmerksamkeit zu diesem Thema fesselte, war eine kurze Geschichte im Markusevangelium.
Markus 14,3 „Jesus hielt sich inzwischen in Betanien im Haus Simons auf, eines Mannes, der an Aussatz erkrankt war. Als sie beim Essen saßen, kam eine Frau mit einem wunderschönen Gefäß voll kostbaren Öls. Sie zerbrach das Gefäß und goss Jesus das Öl über den Kopf.“
Zwar hatte ich diese Geschichte schon vorher gelesen, dass sie aber das Alabastergefäß zerbrach, war mir aber nie aufgefallen. Da das Parfüm selbst äußerst kostbar und teuer war, muss das Alabastergefäß, das das Parfüm enthielt, logischerweise ebenfalls recht teuer gewesen sein. Dennoch zerbrach sie es. Sie wollte wahrscheinlich damit zeigen, dass ihr Jesus alles wert war. Sie wollte Ihm alles geben, ihr Bestes schenken, das Kostbarste und Teuerste, das sie besaß, ohne etwas davon für sich zurückzubehalten.
Markus 14,4 „Einige am Tisch waren darüber entrüstet: ‚Warum wurde dieses kostbare Öl so verschwendet?‘, fragten sie.“
Es ist so einfach, Dinge oberflächlich zu beurteilen. Manchmal kann man jemandes wahre Beweggründe schwer einschätzen, besonders wenn sich Menschen entgegen der Norm verhalten.
Markus 14,5 „‚Sie hätte es für ein kleines Vermögen verkaufen und das Geld den Armen geben können!‘, und sie wiesen sie scharf zurecht.“
Markus 14,6 „Jesus aber sprach: ‚Lasst sie! Was bringt ihr sie in Verlegenheit? Sie hat eine schöne Tat an mir vollbracht.‘“ (Zürcher Bibel)
Hier steht das Wort, nach dem ich gesucht hatte: „schön“, definiert als eine Art und Weise, die jemandem sehr gut gefällt, die jemandes Geschmack entspricht.
Jesus schaute auf ihr Herz. Er nahm nicht die korrekte, übliche und typische Erwartungshaltung der anderen ein. Daraufhin proklamierte Er, dass für Ihn ihre Tat vorbildlich gewesen sei. Und hier sehen wir auch, mit welcher Überzeugung Jesus sich für jemanden einsetzt und ihn verteidigt, der missverstanden und deswegen barsch und ungerecht kritisiert wurde.
Markus 14,7 „Die Armen werdet ihr immer bei euch haben. Ihr könnt ihnen helfen, wann immer ihr wollt. Aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein.“
Die Welt ist voll von Entbehrung und Bedürftigkeit. Doch die Gelegenheiten, Liebe denen gegenüber auszudrücken, die uns am meisten bedeuten, sind sehr begrenzt.
Markus 14,8 „Sie hat getan, was in ihrer Macht stand, und meinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt.“
Das Bisschen, das ihr möglich war, bedeutete viel für den, den sie liebte und an den sie glaubte.
Markus 14,9 „Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo die gute Botschaft gepredigt wird, wird man sich auch an die Tat dieser Frau erinnern.“
Diese Frau glaubte an Jesus. Sie war motiviert, aus ihrer Überzeugung heraus zu handeln. Sie bediente sich dessen, was sie besaß, tat, was sie mit Originalität und Kreativität tun konnte. Sie war echt, authentisch und hatte keine Angst sich auch so auszudrücken. Dadurch wurde sie berühmt, und versinnbildlichte ausgezeichnet, was Gott als schön empfindet.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, Gott zu dienen und Ihm unsere Liebe und Verehrung auszudrücken. Wenn die Eingebung unserem Herzen entspringt und wir uns selbst treu bleiben, wird unser Handeln, genauso wie die Tat dieser Frau, ein Vermächtnis und Erbe für andere hinterlassen, damit sie der Schönheit Gottes und Seines Geistes auch in anderen Bereichen folgen können.
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Marthas Verwandlung
Das erste Mal traf ich Martha auf einer Bank sitzend im Park. Ich ging dort gerade mit meinem Baby spazieren. Mein Mann und ich waren seit zwei Jahren verheiratet, und wir hatten gerade unser erstes Kind bekommen. Martha starrte mit leerem Blick vor sich hin und bemerkte mich nicht, als ich mich zu ihr auf die Bank setzte, um mich zu meinem lebhaften, acht Monate alten Sohn herunterzuneigen, der bereits keine Lust mehr hatte, ruhig in seinem Kindersportwagen zu sitzen.
Als Martha ihn sah, wurden ihre Züge lebhafter, und sie lächelte mir und dem Baby zu. Ich begann eine Unterhaltung mit ihr. Ich fand heraus, dass sie Krankenschwester und Hebamme im Ruhestand war. Sie war schlank und zierlich. Und obwohl sie schon Anfang sechzig war, trug sie ihr Haar immer noch offen in schulterlangen, sanften Locken. Sie erzählte mir, dass sie nie geheiratet, aber immer Babys geliebt und Hunderten von ihnen auf die Welt geholfen hatte.
Als wir unsere Unterhaltung fortsetzten, erklärte sie mir, dass sie sich eine Auszeit von ihrer Arbeit erbeten hatte, wegen der langen Arbeitszeiten und dem anstrengenden Dienstplan. Später erfuhr ich, dass sie tatsächlich einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte, und dass sie eigentlich für ihre Genesung zu kämpfen und mit häufig auftretenden Depressionen zu tun hatte. Ihre vorübergehende Abwesenheit von der Arbeit war zu einer Abwesenheit auf Lebenszeit geworden.
Sie erklärte mir, dass sie es genoss, in den Park zu kommen. Zumindest draußen in der Natur verspürte sie inneren Frieden. Ich teilte Martha mit, wie Jesus einst gesagt hatte: „Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.“ – Johannes 8,12 Und bevor wir den Park an diesem Tag verließen, betete Martha mit mir, um Jesus als ihren Erretter in ihr Herz aufzunehmen.
Von diesem Zeitpunkt an war Martha ein vollkommen anderer Mensch. Sie begann die Bibel zu studieren und verbrachte bald die meiste Zeit damit, anderen zu helfen, während gleichzeitig ihre Depressionsschübe immer seltener vorkamen.
Ungefähr ein Jahr später erschien Martha an unserer Haustür mit einer Babybadewanne, die voll bepackt war mit Dingen für ein Neugeborenes. „Das ist für dich“, sagte sie mit einem wissenden Lächeln. „Herzlichen Glückwunsch zur erneuten Schwangerschaft.“
Ich war sprachlos vor Verblüffung. Außer meinem Mann hatte ich noch niemandem erzählt, dass ich erneut schwanger war. Aber Martha wusste es irgendwie. Und sie hatte sich Zeit genommen, um eine liebevolle Geschenküberraschung für mich und das neue Kleine, das unterwegs war, zusammenzustellen.
Als die Zeit dann kam, waren mein Mann und ich überglücklich über den Zuwachs eines weiteren, gesunden Knabens in unserer Familie. Nach der Geburt traten jedoch einige Komplikationen auf, und ich zog mir eine Infektion zu und hatte Fieber. Glücklicherweise betraf sie nicht mein neugeborenes Kind, so dass der Kleine bei mir im Zimmer bleiben konnte, während mein Mann sich um unseren älteren Sohn kümmerte. Dennoch war ich nicht allein: Als Martha von meinem Zustand erfuhr, packte sie sofort einen Koffer und zog zu mir ins Krankenzimmer.
Während der nächsten zwei Wochen war sie Tag und Nacht an meiner Seite und sorgte ständig für mich. Nachdem ich das Kind gestillt hatte, nahm sie das Baby, wechselte seine Windel und legte es zum Schlafen in sein Bettchen. Martha kochte gesundes Essen, das mir half, meine Kräfte wieder aufzubauen. Allmählich begannen das Fieber und die Infektion abzuklingen. In der ganzen Zeit war Martha eine Stütze des Trostes und der Ermutigung für mich. Sie redete mit mir, las mir vor und betete für mich.
Martha war von da an ein häufiger Gast in unserem Hause, bis sie uns eines Tages ernste Nachrichten brachte. Man hatte bei ihr Krebs diagnostiziert, und sie musste sofort ins Krankenhaus. Trotz allem, was die medizinische Kunst vermag, schlief Martha nicht lange danach ruhig und friedlich ein.
Einer von Marthas Lieblingsbibelversen hieß: „Der Weg der Gottesfürchtigen ist wie der erste Sonnenstrahl am Morgen, der immer heller leuchtet, bis das volle Licht des Tages erstrahlt.“ – Sprüche 4,18 Martha hatte ihren Erlöser gefunden, und von diesem Moment an schien das Licht Seiner Liebe noch heller in ihrem Leben und hatte sie dazu ermutigt, Ihm ähnlicher zu werden.
Geboren in den Niederlanden, hat Dina Ellens eine Vielzahl von interkulturellen Situationen erlebt, von den USA, wo sie ausgebildet wurde, bis nach Asien. Sie unterrichtete mehr als 25 Jahre in Südostasien und ist nun im Ruhestand. Dina ist weiterhin ehrenamtlich tätig und geht ihrem Interesse des Schreibens nach.
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Güte in Action
Es ist ein großer Irrtum, zu denken, dass man ohne Güte groß sein könnte. Ich betrachte es als gegeben, dass es niemals einen wahrhaft großen Menschen gab, der nicht gleichzeitig auch wahrhaft rechtschaffen war. – Benjamin Franklin (1706–1790)
Tu alles Gute, das du nur tun kannst, auf alle möglichen Arten und Weisen, für jede nur mögliche Seele, an jedem nur möglichen Ort, zu jeder nur möglichen Zeit und mit allem nur möglichen Eifer, und zwar so lange, wie es dir irgendwie möglich ist. – John Wesley (1703–1791)
Das Leben wird für uns härter, wenn wir für andere leben, doch es wird auch reicher und glücklicher. – Albert Schweitzer (1875–1965)
Im Leben kannst du etwas Gutes niemals zu früh tun, denn du weißt nie, wie schnell es zu spät sein wird. – Ralph Waldo Emerson (1803–1882)
Güte ist Liebe in Aktion, Liebe mit der Hand am Pflug, Liebe mit der Last auf dem Rücken, Liebe, die Seinen Fußspuren folgt, der umherzog, um andauernd Gutes zu tun. – James Hamilton
Erobere einen Menschen, der selbst niemals gibt, durch Geschenke; bringe einen unaufrichtigen Menschen durch Aufrichtigkeit unter Kontrolle; bezwinge einen zornigen Menschen durch Sanftheit und überwinde einen bösen Menschen durch Güte. – Indisches Sprichwort
Die Ideale, die immer vor mir her leuchteten und mich mit Lebensfreude erfüllten, sind Güte, Schönheit und Wahrheit. Ziele, wie Bequemlichkeit und Glück haben mich nie gereizt; ein System der Ethik, gegründet auf dieser Basis, würde nur einer Viehherde genügen. – Albert Einstein (1875–1955)
Nicht, was Menschen versprechen, sondern, was sie tun, macht sie gut. – Griechisches Sprichwort
Freiheit, Moral und Menschenwürde der Person bestehen für jemand genau darin, nicht deshalb Gutes zu tun, weil er dazu gezwungen wird, sondern weil er den Wunsch danach hegt, es möchte und es liebt. – Michail Bakunin (1814–1876)
Güte ist ein Produkt der ethischen und geistigen Kunstfertigkeit der einzelnen Personen; sie ist kein Produkt der Masse. – Aldous Huxley (1894–1963)
Gut zu sein, ist edel; aber andern zu zeigen, wie man gut sein kann, ist edler und keine Mühe. – Mark Twain (1835–1910)
Güte ist die einzige Investition, die nie unrentabel ist. – Henry David Thoreau (1817–1862)
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Die Entscheidung einer wahren Mutter
Rene Chang
Keiner ihrer Freunde oder ihrer Familienangehörigen versteht, warum sie das auf sich genommen hatte und würden sie am liebsten aus ihrer Dummheit wachrütteln. Sie haben berechtigte Einwände. Schließlich ist May Mittvierzigerin und lebt allein, seit ihre Tochter ausgezogen ist. May hat auch Schulden. Und trotzdem, da ist sie und zieht das Kind ihres geschiedenen Mannes auf, das von einer anderen Frau stammt.
May heiratete sehr früh und wurde Anfang zwanzig wieder geschieden. Aber auch davor schon hatte sie ihr erstes Kind allein großziehen müssen, da ihr Ex-Mann, von Drogen abhängig, mehr Zeit im Gefängnis als außerhalb verbrachte.
Über zwanzig Jahre später tauchte ihr Ex-Mann aus heiterem Himmel wieder auf und bat sie um einen Gefallen. Er hatte ein weiteres Kind mit einer anderen Frau gezeugt und bat May für das Baby die Aufnahme in ein Waisenhaus zu organisieren, bevor er wieder ins Gefängnis musste. Die kleine Joline war von ihrer Mutter verlassen worden, und es schien so, als wäre ihre Kindheit dazu bestimmt, sie in Heimen verbringen zu müssen.
Doch stattdessen arrangierte May, das Baby bei sich behalten zu dürfen und hatte es in den letzten fünf Jahren aufgezogen. Es war nicht immer leicht gewesen. May arbeitet hart, um mit ihrem Geld über die Runden zu kommen, und Joline ist ein kleiner Unruhegeist. Aber May lässt sich davon nicht abschrecken.
„Die Leute erzählen mir ständig, was für eine große Bürde Joline wäre, und sie das Opfer, das ich bringe, mich um sie zu kümmern, nicht wert sei. Aber keiner hat mich je gefragt, wie ich mich fühle, oder hat mir wirklich zugehört, warum ich es tue.
Nach meiner letzten gescheiterten Beziehung hatte ich das Gefühl, alles, wofür es sich zu leben lohnte, verloren zu haben und nie eine normale Familie haben zu können. Als ich jedoch das erste Mal Jolines Lächeln sah und spürte, wie ihre kleine Hand einen meiner Finger umklammerte, da wusste ich, dass es da jemanden gab, der mich liebte und mich brauchte. Joline ist keine Bürde für mich, sie ist mein Quell der Liebe und Freude.“
Genau in diesem Moment kam Joline herbei, schlang ihre Ärmchen um Mays Hals und küsste sie auf ihre Wangen. „Ich liebe dich, Mami. Du bist die Beste auf der ganzen Welt!“ Mays Gesicht erstrahlte wie die stolze Mutter, die sie ja ist.
Jetzt wurde es mir klar. Auch wenn andere sie verkannt hatten, hatte May doch recht. Anstatt sich vom Pech und den Problemen im Leben in eine Spirale des Selbstmitleids ziehen zu lassen, entschied sie sich, sich darauf zu konzentrieren, das zu geben, was sie immer noch hatte, ihre mütterliche Liebe. Und indem sie diese gab, fand sie das Glück, das sich ihr bisher entzogen hatte.
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Das Wetter war herrlich, und die meisten meiner Freunde freuten sich auf ein entspanntes freies Wochenende – außer mir. Eine Reihe von kürzlich durchgemachten Erkrankungen hatte mich in meinem Schularbeitsplan weit zurückgeworfen. Nun türmte sich vor mir ein Berg an Projekten, Berichten und Aufgaben, die ich vor Ende des Monats erledigen musste. Ich fühlte mich überwältigt und überfordert.
Nach einigen Stunden fieberhaften Arbeitens hatte ich kaum Fortschritte gemacht und beschloss, eine Zeit in der Natur würde mich sicher erfrischen und machte mich zu einem nahe gelegenen Park auf. Die üblicherweise ruhigen Wege und Rasenflächen wimmelten jetzt von Eltern mit ihren Kindern, deren aufgeregtes Lachen und lebhafte Stimmen die Luft erfüllten.
Ich war schon eine Zeitlang unterwegs, als das vergnügte Quietschen eines Kindes meine Aufmerksamkeit weckte. Hinter mir sah ich einen Vater, der mit seinem kleinen Sohn, der ungefähr drei Jahre alt sein musste, Fußball spielte. Der Kleine rannte wild rings auf der Wiese herum, kickte den Ball und jagte ihm hinterher. Oft erwischte er den Ball nicht einmal und verpasste viele Schüsse, die ihm sein Vater zuspielte, dennoch zauberte seine Leidenschaft und die Begeisterung, mit der er dabei war, ein Lächeln auf mein Gesicht.
Nachdem ich eine Weile so zugeschaut hatte, bemerkte ich, dass etwas mit dem rechten Arm des Vaters nicht stimmte. Während sich der Rest seines Körpers flink und gewandt bewegte, hingen sein rechter Arm und seine rechte Hand bewegungslos an seiner Seite. Unverdrossen winkte er seinem Sohn mit seinem gesunden Arm und spielte ihm einen weiteren Ball zu.
Ich ging bei untergehender Sonne nach Hause. Das ansteckende Lachen der beiden klang immer noch in meinen Ohren. Ich glaube ja nicht, dass sich der Vater hier als Moralprediger aufspielen würde, aber an diesem Sonntagnachmittag wurde er für mich, von ihm unbeabsichtigt, zur Inspiration. Sein fröhliches, selbstloses Beispiel rückte meine lächerlichen Probleme in die richtige Perspektive und gab mir den Schwung, mich meinen Herausforderungen mit Mut und Glauben zu stellen.
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DIE GÜTE GOTTES
Abi. F. May
Gute Dinge zeigen sich in unserem Leben auf unzählige Art und Weise: Freunde und Familie, Gesundheit und Freude, ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch, unsere Freude, die durch Musik, Kunst und Literatur gewinnen. Die Bibel lehrt uns, dass Gott der Ursprung dieser Segnungen ist. „Es ist ein Geschenk Gottes, wenn jemand isst und trinkt und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann.“ – Prediger 3,13 „Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf.“ – Jakobus 1,17
Diese Gaben, so wunderbar sie auch sind, sind nur ein kleines Abbild der Liebe Gottes. Wie leicht passiert es, im Eifer des täglichen Lebens, die größte Manifestation der Güte Gottes zu übersehen – Sein Geschenk an uns in der Person Seines Sohnes, Jesus Christus. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ – Johannes 3,16
Wir könnten sagen, dass Jesus die fleischgewordene Güte Gottes ist. Dieses Geschenk führt uns zu einem weiteren Geschenk: „Das unverdiente Geschenk Gottes dagegen ist das ewige Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn.“ – Römer 6,23
Gott musste Seinen Sohn nicht senden. Und Jesus musste nicht Sein Leben für uns geben. Aber Er hat es getan. Und dadurch sind wir berechtigt, die Vergebung der Sünden und die Gewissheit einer Ewigkeit in der liebevollen Gegenwart Gottes zu empfangen. Ohne das Opfer Jesu, ohne Sein Leiden am Kreuz, ohne Seinen Tod, ohne Seine Auferstehung und Seinen Triumph über das Grab, hätten wir nicht das Versprechen des ewigen Lebens.
Nimm dir für diese Übung etwas Zeit, um Gott für Seine Gabe der Errettung zu danken. Danke Ihm dafür, dass Er Jesus gesandt hat, um an deiner Stelle zu sterben. Danke Ihm für die Geschenke der Vergebung und Erlösung. Benutze deine eigenen Worte, oder sprich einfach dieses Gebet nach:
„Danke lieber Vater im Himmel, dass Du Deinen Sohn, Jesus, gesandt hast, um die Strafe für alle meine Fehler und Unzulänglichkeiten zu ertragen. (Sieh 1.Petrus 2,24) Bitte halte mein Herz, meinen Verstand und mein Leben für Dich offen, so dass ich mich immer an Deine Güte erinnere.“
Erlöst – wie liebe ich es, es auszurufen!
Erlöst durch das Blut des Lammes;
Erlöst durch Seine unendliche Barmherzigkeit,
Sein Kind bin ich und das für immer.
– Fanny Crosby (1820–1915)
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Wenn du dir Zeit nimmst, von mir erfüllt zu werden, dann fülle ich deine Ressourcen wieder auf. Je mehr du mir von dir gibst, desto mehr kann ich dir von mir geben – meine Liebe, Kraft, Salbung, Geschenke, Einblicke, Weisheit, Segnungen, Stärke, Versorgung, Schutz, Kreativität, Intelligenz, Zufriedenheit, sowie meine Freude und meinen Frieden.
All diese Dinge sind Teil meiner Güte und sie gehören dir. Du kannst sie nehmen, und sie können Tag für Tag zu einem größeren Teil deines Lebens werden. Wenn du mich besser kennenlernst, und lernst, all dies von mir immer klarer und direkter zu empfangen, dann kannst du mehr und mehr an diesen wundervollen Geschenken und Schätzen teilnehmen. Sie wachsen und vermehren sich in deinem eigenen Herzen und im Leben anderer, deren Leben von deinem Leben berührt wird.
Denke niemals, du seist nur einer von vielen, ein winziges Staubkorn im riesigen Universum, und dass das, was du tust, keinen Einfluss auf andere oder auf die Gesellschaft um dich herum hätte. Doch das hat es. Du kannst die Welt verbessern, auf deine eigene besondere Art und Weise, durch das, was du sagst und tust. Du kannst mit mir zusammenarbeiten, um der Welt mehr von meinem Wesen, meiner Liebe und Güte zu geben. Wenn du von mir geleitet wirst und in der Kraft meines Geistes wirkst, wird das, was du tust, dabei helfen, meinen vollkommenen Plan im Leben der Menschen zu erfüllen, die dir begegnen.
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David Stern sagt, dass es drei Eigenschaften sind, die einen „Gerechten“ ausmachen. Grosszügigkeit, Mildtätigkeit und Barmherzigkeit.
Für mich ists also sehr schwer zu verstehen, was Paulus mit „Guten“ meint, und was es bedeuten würde, für jemanden zu sterben „wagen“.
Wenn du das Kapitel von Paulus von Anfang an liest, verstehst du vielleicht besser was gemeint ist.
1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, – Gott sagt von Abraham, dass er durch den Glauben gerecht geworden ist, das hat also nichts mit „Großzügigkeit, Mildtätigkeit und Barmherzigkeit“ zu tun. Hier liegt also schon ein Fehler den du gemacht hast, du liest das Ganze mit deinen eigenen Vorstellungen, was einen gerechten Menschen ausmacht.
,,, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. 2 Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, 4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, 5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. 6 Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. – das bedeutet, selbst wenn jemand „Großzügigkeit, Mildtätigkeit und Barmherzigkeit“ besitzt, ist er trotz allem nicht perfekt und braucht Errettung wie jeder andere Mensch auch.
7 Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; – wenn jemand sich dünkt gerecht zu sein, braucht er ja keine Erlösung mehr, er ist ja schon gut und gerecht. Das ist, was Jesus so an den Pharisäern erboste, ihr Anschein-geben eines Gerechten, was Jesus aber nur als Heuchelei entblößte. In menschlicher Weise gedacht, für solche Menschen würdest du nicht dein Leben geben wollen.
… um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. – Wiederum, so wie bei einem Gerechten in dem Vers Paulus nicht einen durch Gott erklärter Gerechter wie Abraham sprach, so ist auch mit einem Guten hier nicht jemand gemeint, der durch die Güte Gottes gut ist.
Der ganze Satz, Vers 7 von Paulus ist ein auf menschliche Weise denken, wie wir Menschen handeln würden oder es wagen würden unser Leben eventuell für den oder jenen zu geben. Wenn wir jemanden ertrinken sehen, überlegen wir uns meist nicht, ob derjenige es wert ist, dass wir unser Leben riskieren, um ihn zu retten. Doch Jesus hatte Zeit zu überlegen, ob er sein Leben für eine Menschheit voll mit Heuchlern und Menschen voll mit Schwächen geben soll. Doch, und jetzt kommt der nächste Vers:
8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. – um das Ganze zu akzeptieren, muss uns also klar sein, dass selbst Menschen die sich bemühen „großzügig, mildtätig und barmherzig“ zu sein, das nicht ausreicht, um gerecht vor Gott dazustehen.
Auf menschliche Weise gesehen, würden wir also unser Leben nicht für jemand geben, der schon gerecht ist, eventuell würden wir es wagen, für einen Guten, also jemand der nicht Gerechtigkeit vorheuchelt, das zu tun. Der Punkt ist, Jesus ist unsere Gerechtigkeit, nur durch ihn werden wir gerecht, nicht durch unser eigens bemühen, gut und gerecht zu sein indem wir „großzügig, mildtätig und barmherzig“ sind.