Goldene Schuhe für Jesus
By Helga Schmidt (mit Unterstützung von Kelly Kaman. Courtesy of Chicken Soup for the Christian Soul.)
Irgendwie, nicht nur zu Weihnachten,
Sondern das ganze Jahr kommt Glück
Und Freude, die wir andren machten,
Zu dem der‘s geschenkt alsbald zurück.
– John Greenleaf Whittier
Es waren nur noch vier Tage bis Weihnachten. Doch die Stimmung dieser Jahreszeit hatte mich noch nicht erfasst. Der Parkplatz vor unserem Supermarkt war brechend voll und im Geschäft ging es noch schlimmer zu. Kunden, die in letzter Minute gekommen waren, verstopften mit ihren Einkaufswagen die Gänge.
Warum war ich gerade heute in die Stadt gekommen, fragte ich mich. Meine Füße schmerzten ebenso sehr wie mein Kopf. Meine Geschenkeliste enthielt Namen von mehreren Leuten, die vorgaben nichts haben zu wollen, aber höchstwahrscheinlich beleidigt sein würden, wenn ich ihnen nichts kaufte.
Ich hatte alles andere als Spaß mit dem Geschenke besorgen; alles war viel zu teuer und ich musste für Leute einkaufen, die sowieso schon alles hatten.
So füllte ich schnell meinen Einkaufswagen mit den letzten Besorgungen und drängelte mich zu den langen Warteschlangen an den Kassen vor. Ich wählte die kürzeste, aber es sah so aus, als müsste ich noch mindestens zwanzig Minuten warten.
Vor mir waren zwei kleine Kinder, ein Junge von ungefähr fünf Jahren und ein etwas jüngeres Mädchen. Der Junge trug einen schäbigen Mantel, und unter seiner viel zu kurzen Jeanshose ragten übergroße, zerfetzte Tennisschuhe hervor. Er umklammerte mit seiner schmutzigen Hand einige zerknitterte Dollarscheine.
Die Kleidung des Mädchens stand der ihres Bruders in nichts nach. Ihr Kopf war eine verfilzte Masse von lockigem Haar und auf ihrem schmalen Gesicht waren noch die Reste ihres Abendessens zu erkennen. Sie hielt ein wunderschönes Paar goldglänzender Hausschuhe in der Hand. Über die Lautsprecher des Geschäftes ertönte Weihnachtsmusik und das kleine Mädchen summte wenn auch in der falschen Tonlage fröhlich mit.
Als sie endlich an der Kasse ankamen, stellte das Mädchen die Schuhe vorsichtig aufs Band. Sie behandelte sie wie einen Schatz. Die Angestellte tippte den Preis ein und kündigte an: »Das macht sechs Dollar und neun Cents.«
Der Junge legte seine zerknitterten Geldscheine auf die Ablage, während er noch seine Hosentaschen durchsuchte. Schließlich hatte er drei Dollar und zwölf Cents zusammen. »Ich glaube, wir müssen sie zurückstellen«, kündigte er tapfer an. »Wir werden ein anderes Mal zurückkommen müssen, vielleicht morgen.«
Bei diesen Worten entfuhr dem kleinen Mädchen ein leises Schluchzen. »Aber Jesus hätten die Schuhe sicher gefallen«, brachte sie weinend hervor.
»Nun, wir werden nach Hause gehen und noch mehr arbeiten. Weine nicht! Wir werden zurückkommen «, versicherte ihr der Junge.
Schnell reichte ich der Angestellten drei Dollar. Die beiden hatten so lange in der Schlange gewartet, und außerdem war es Weihnachten.
Plötzlich umfassten mich ein Paar Arme und eine zarte Mädchenstimme sagte freudig: »Danke, liebe Dame!«

»Was meintest du damit, als du sagtest, Jesus würden die Schuhe gefallen?«, fragte ich.
Der Junge erklärte: »Unsere Mama ist todkrank und wird bald in den Himmel kommen. Papa hat gesagt, sie geht vielleicht schon vor Weihnachten, um bei Jesus zu sein.«
Das Mädchen fuhr fort: »Mein Sonntagsschullehrer (Kinderkirchenlehrer) hat gesagt, dass die Straßen im Himmel aus purem Gold sind, genau wie diese Schuhe. Wird meine Mama nicht wunderschön aussehen, wenn sie mit den passenden Schuhen auf den goldenen Straßen spazieren geht?«
Meine Augen wurden feucht, als ich in ihr tränenüberströmtes Gesicht schaute.
»Ja«, antwortete ich, »das wird sicher so sein.«
In meinem Herzen dankte ich Gott dafür, dass Er mich durch diese Kinder an die wahre Bedeutung des Schenkens erinnert hatte.
– – –
Diese Geschichte scheint durch das weitererzählen verschiedene Variationen angenommen zu haben. Hier ist eine weitere – wirklich so geschehene Begebenheit – zu diese Geschichte:
Die Weihnachts-Schuhe
Steve Hearts
Die Weihnachtszeit – zweifelsohne für mich die schönste Zeit im Jahr – birgt für mich viele unvergessliche Erinnerungen. Es war ein verschneiter Dezembertag, als ich sechs Jahre alt war und unsere Familie von den Philippinen , wo wir die letzten Jahre als Missionare tätig gewesen waren, nach Amerika zurück flogen. Es war das erste Mal für mich, meinen Großeltern zu begegnen und das erste Mal, Schnee zu erleben. Mit 15 Jahren verbrachte ich die Weihnachtszeit als Schlagzeuger in einer Band, die von Washington D.C. nach Mexiko kam, um dort Wohltätigkeitskonzerte zu veranstalten. Es machte mir einen Riesenspass.
Die beiden denkwürdigsten Weihnachtsfeste jedoch ereigneten sich in den Jahren 2002 und 2003, und sie sind mit einem einfachen Lied und seinen Auswirkungen auf mein Leben miteinander verbunden.
Weihnachten 2002 war ein besonders freudiges Ereignis. Meiner Mutter bescheinigte man einige Monate zuvor, vom Krebs geheilt zu sein und sie fühlte sich mittlerweile sehr viel besser. An einem Dezembertag backte sie für ein Familientreffen am nächsten Tag. Ich erinnere mich an den Duft, der unsere Wohnung in Südkalifornien durchzog.
Das Radio war auf einen Sender eingestellt, der 24 Stunden 7 Tage die Woche lang bekannte Weihnachtslieder spielte. Das Repertoire bestand meistens aus beschwingteren Liedern, wie „Jingle Bell Rock“, und „Der Weihnachtsmann kommt in die Stadt“ usw. Dann aber änderte sich plötzlich der Ton drastisch, als ein Lied begann, das meine ganze Aufmerksamkeit in seinen Bann zog. Ich hielt inne und legte alles zur Seite, womit ich gerade beschäftigt war, um mich ganz auf das Lied zu konzentrieren. (Später fand ich den Titel heraus: Er hieß „The Christmas Shoes“ – Weihnachtsschuhe – und wurde von der Gruppe Newsong gesungen.)
Das Lied erzählt die Geschichte eines Mannes, der Heiligabend in einem noblen Geschäft, in dem er die letzten Weihnachtseinkäufe erledigte, in einer Schlange vor der Kasse wartete. Vor ihm stand ein kleiner Junge, der, so wie er aussah, scheinbar nichts in diesem Geschäft zu suchen hatte. Er hielt ein Paar Schuhe in der Hand. Als der Junge mit dem Bezahlen an der Reihe war, erklärte er, die Schuhe für seine Mutter kaufen zu wollen, die krank wäre und nicht mehr lange zu leben hätte – sie solle schön aussehen, wenn sie in der kommenden Nacht Jesus begegnen würde. Der Junge legte sein ganzes Kleingeld auf die Theke. Der Kassierer schüttelte jedoch seinen Kopf und meinte, es wäre nicht genug. Da drehte sich der Junge mit einem flehenden Blick zu dem Mann hinter sich um. Der bezahlte dann den Rest und konnte den Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen nicht vergessen, als dieser ihm dankte und den Laden verließ.
Während ich dem Lied zuhörte, rollten mir die Tränen die Wangen hinunter. Mir wurde bewusst, wie gut ich es hatte, immer noch meine Mutter bei mir zu haben. Ich stellte mir vor, wie traurig ich mich gefühlt hätte, wenn ich an der Stelle des Jungen stünde, der seine Mutter verlieren sollte. Das Lied klang mir während der ganzen restlichen Weihnachtszeit im Ohr und verlor sich schließlich zu Beginn des neuen Jahres.
Im Verlauf des Jahres 2003 trat Mutters Krebs erneut auf und ihr Zustand verschlechterte sich wieder. Das Weihnachtsfest verbrachte sie in einem Pflegeheim. Die Ärzte hatten uns darüber informiert, das Einzige, was sie tun könnten, wäre zu versuchen, es ihr bis zu ihrem Ende so erträglich wie möglich zu machen. Eines Tages erledigte ich mit meinem Bruder ein paar Einkäufe.
Während wir herumfuhren, hörten wir Radio. Plötzlich spielten sie wieder das Lied „The Christmas Shoes“. Wie zutreffend kam es mir dieses Mal vor!
Angeregt vom Lied haben mein Bruder und ich unserer Mutter sofort ein paar hübsche Schuhe gekauft, die ihr wunderbar passten und große Freude bereiteten. Nur wenige Wochen später verließ sie uns dann (zumindest physisch).
Heute hilft mir dieses wundervolle Lied über die hektische Seite von Weihnachten mit all seinen Plänen und Festvorbereitungen, den Familientreffen und was nicht alles, hinwegzuschauen. Wenn die endlos scheinenden Aktivitäten mich verrückt zu machen drohen und sich der Frust in mir breitmachen will, dann höre ich die Stimme meiner Mutter, die mir zuflüstert: „Denk an das Lied ‚The Christmas Shoes‘.“
Bei dieser Erinnerung verfliegen Stress und Frustration, und ich erinnere mich daran, meine vielen Segnungen aufzuzählen. Ich denke an meine Familie und Freunde, die noch am Leben und gesund sind, und danke Gott auch für mein eigenes Leben und meine Gesundheit.
Für die vielen Menschen, die sich während der Weihnachtszeit in traurigen Situationen befinden – wie der kleine Junge in dem Lied oder meine Familie und ich im Jahr 2003, spreche ich ein Gebet. Ich bitte Jesus, mich zu solchen Menschen zu führen und mir eine Möglichkeit zu geben, für sie ein Trost sein zu können. Oft gibt Er mir diese Chance.
Weg ist die Nervosität, die ich vor dem kommenden Konzert verspüre, für das ich mich nicht genügend vorbereitet wähne; weg die Irritation, die ich empfinde, wenn wichtige Einzelheiten übersehen wurden, sowie alle Arten von Sorgen, denn ich versuche, mich einfach an der Tatsache zu freuen, zu leben und eine weitere Weihnacht genießen zu können.
Steve Hearts ist von Geburt an blind. Er ist Mitglied von The Family International
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Der Artikel entstammt von hier:
http://activated-europe.com/de/category/2014-de/jahrgang-15-12-dezember-2014/
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