Jesus der Revolutionär – Die zwei Schuldner

Geschichten, die Jesus erzählte:

Die zwei Schuldner – Lukas 7,36-50

Von Peter Amsterdam

Das Gleichnis von den beiden Schuldnern, oder das Gleichnis vom Pharisäer und der sündigen Frau wie es auch genannt wird, wird in Lukas 7,36-50 erzählt. Es ist eine wunderbare Geschichte über Liebe, Barmherzigkeit und Dankbarkeit. Ein neutestamentlicher Gelehrter beschreibt es als „eines der kostbaren religiösen Besitztümer der westlichen Welt“ Der Gleichnisteil der Geschichte ist sehr kurz, nur zwei Verse liegen im Zentrum der Handlung und des Dialogs um den Besuch und das Essen Jesu im Haus des Pharisäers Simon. So kurz das Gleichnis auch sein mag, es wirft ein helles Licht auf Gottes Vergebung und die richtige Antwort darauf.

Die Geschichte beginnt damit:

Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch. – 36 (NeÜ: Bei festlichen Anlässen lag man auf Polstern, die um einen niedrigen Tisch in der Mitte gruppiert waren. Man stützte sich auf den linken Ellbogen und langte mit der rechten Hand zu. Die Füße waren nach hinten vom Tisch weg ausgestreckt.)

Dies scheint eine ziemlich einfache Erklärung der Ereignisse zu sein. Eines der zentralen Aspekte der Geschichte ist jedoch, was nicht passiert. Die Anwesenden haben sofort begriffen, dass ein schrecklicher Verstoß gegen den Anstand stattgefunden hatte und dass es sich um einen bewussten Verstoß handelte.

Die Tradition zu der Zeit diktierte, dass wenn ein Gast ein Haus betrat, der Gastgeber den Gast mit einem Kuss begrüßt, entweder auf die Wange oder die Hand. Als nächstes wurden Wasser und Olivenöl gebracht, um die Hände und Füße des Gastes zu waschen. Eine der Anwendungen von Olivenöl in jenen Tagen war auch die als Seife. In manchen Fällen salbte der Gastgeber zusätzlich den Kopf des Gastes mit dem Öl. Keine dieser Höflichkeitsformen wurde von Simon an Jesus erwiesen. Es war ein schrecklicher Verstoß gegen das Protokoll und die Manieren.

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Die Pharisäer betrachteten ihre Esstische zu Hause wie den Altar des Tempels; sie bemühten sich, den Status der rituellen Reinheit aufrechtzuerhalten, den die Priester im Tempel in ihren Haushalten und unter ihren Tischgenossen verlangten. Sie aßen nur mit denen, die sich auch in einem rituellen Zustand der Reinheit befanden. Simons Einladung an Jesus, mit ihm zu essen, zeigte, dass er Jesus in einem solchen Zustand sah.

Nach frühjüdischen Schriften galt es als Ehre, einen Lehrer oder Gelehrten im eigenen Haus aufzunehmen. Als er zu Simons Haus eingeladen war, hätte Jesus zumindest einen Kuss zum Gruß, etwas Wasser für seine Füße und Olivenöl zum Händewaschen erwarten können. Aber nichts davon wurde angeboten, und die anderen Gäste hatten das wohl bemerkt. Zu diesem Zeitpunkt hätte Jesus zu Recht sagen: „Ich bin hier nicht willkommen“, und im Zorn das Haus verlassen können. Aber er tat es nicht. Obwohl Simons mangelnde Gastfreundschaft als Affront betrachtet worden wäre, schluckte Jesus die Beleidigung und platzierte sich mit ungewaschenen Händen und Füßen am Tisch.

Die Tatsache, dass sie sich um den Tisch legten, deutet darauf hin, dass es sich um ein formelles Essen handelte. Bei solchen Mahlzeiten lehnten sich die Gäste um einen zentralen Tisch auf Liegen, die meist in U-Form angeordnet waren. Bei diesen formellen Mahlzeiten wurde erwartet, dass ernsthafte Themen von gemeinsamem Interesse diskutiert würden, und in diesem Fall, da das Essen im Haus eines Pharisäers stattfand, war die Erwartung, dass es Diskussionen über die Schriften geben würde.

Die nächste Szene der Geschichte entfaltet sich nun folgendermaßen:

Eine Frau aus dem Ort, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war, erfuhr, dass er da war, und brachte ein Alabastergefäß mit kostbarem Salböl. Sie kniete vor Jesus nieder und weinte. Ihre Tränen fielen auf seine Füße, und sie trocknete sie mit ihren Haaren. Dann küsste sie ihm wieder und wieder die Füße und salbte sie mit dem Öl. – 37-38

Die Frau, die in der Stadt als Sünderin bekannt war, erfuhr, dass Jesus an jenem Tag in Simons Haus essen würde, und deshalb war sie bei der Ankunft Jesu anwesend.

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Am weitesten verbreitet ist die Interpretation, dass die Frau wahrscheinlich eine Prostituierte war. Wie kommt es nun, dass diese Frau bei diesem Essen in Simons Haus anwesend sein durfte? Kein Pharisäer wollte sie als Gast zum Abendessen haben, was wir aus der Tatsache schließen können, dass die Pharisäer Jesus dafür kritisierten, mit Sündern zu Essen. (Lukas 15:2) Die Anwesenheit einer Prostituierten und ihre darauffolgenden Aktionen waren für den Pharisäer und seine anderen Gäste äußerst beleidigend. Sie hatte jedoch das Recht, dort sein zu dürfen.

Autor Kenneth E. Bailey erklärt:

Bei einem Essen in den Dörfern des Nahen Ostens werden traditionell die Ausgestoßenen der Gemeinde nicht ausgeschlossen. Sie sitzen leise auf dem Boden an der Wand, und am Ende des Essens werden sie bedient. Ihre Anwesenheit ist ein Kompliment an den Gastgeber, der dadurch als so edel angesehen wird, dass er sogar die Ausgestoßenen und Außenseiter (Bettelarme) der Gemeinschaft ernährt. Die Rabbiner beharrten darauf, dass die Tür offen sei, wenn eine Mahlzeit im Gange ist, damit ihr nicht  „an Nahrung mangelt “ (d. h. damit ihr nicht die Segnungen Gottes ausschließt).

Die Frau war nicht als eingeladener Gast dabei, sondern als eine von denen, die das Essen beobachten , aber nicht gleichzeitig teilhaben durften. Aber warum war sie dort? Was war ihr Grund für ihre Anwesenheit (sie war ja wohl nicht bettelarm und auf eine gespendete Mahlzeit angewiesen)? Wahrscheinlich war sie da, weil sie Jesus zuvor schon gehört hatte und das, was Er sagte, sie verändert hatte. Alle Schriften, die ich in Bezug auf dieses Gleichnis gelesen habe, brachten zum Ausdruck, dass die Frau vor diesem Essen eine Begegnung mit Jesus gehabt haben muss, und dass diese Begegnung sie verändert hat. Obwohl dies in der Bibel nicht ausdrücklich erwähnt wird, lässt sich das daraus schließen, und wird umso deutlicher, je mehr wir der Entwicklung der Geschichte folgen.

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Höchstwahrscheinlich hatten Simon und die Frau Jesus während seines Aufenthalts in ihrer Stadt gehört. Simon lud Jesus zum Essen ein, was damals als eine reine Höflichkeitsform war, die einem besuchenden Lehrer oder Rabbiner normalerweise erwiesen wurde. Die Frau erkundigte sich, wo Jesus sein würde, und als sie erfuhr, dass Er in Simons Haus eingeladen war, ging sie dorthin. Später in der Geschichte hören wir Jesus zu Simon sagen: „Seit ich hereingekommen bin, hat sie mir unaufhörlich die Füße geküsst“, was zeigt, dass sie vor Jesus dort war oder dass sie rechtzeitig genug angekommen war, um den unhöflichen Empfang mitzubekommen, den Jesus bei seiner Ankunft erhalten hatte.

Die Frau hat vielleicht gehört, dass Jesus den Ruf hatte, sich mit Sündern abzugeben. Wahrscheinlich hörte sie Ihn über die Vergebung der Sünden sprechen, dass Gott sie, und solche wie sie, liebte, dass Seine Gnade ihr zur Verfügung stand, obwohl sie sündhaft war. Sie nahm, was Er sagte, in ihrem Herzen an und wurde dadurch verwandelt. Sie freute sich, dass ihre Sünden vergeben wurden, dass sie befreit wurde, und sie kam in Simons Haus, um demjenigen, der diese gute Nachricht mit ihr geteilt hatte, ihre Dankbarkeit zu zeigen.

luke 7-6aUns wird gesagt, dass sie ein Alabastergefäß mit Salböl mitgebracht hat. Alabaster ist ein weicher Stein, der zu kleinen Fläschchen gehauen wurde, um duftendes Öl aufzunehmen. Frauen trugen eine Ampulle mit parfümiertem Öl um den Hals, das zwischen den Brüsten hing, um den Atem zu versüßen und den Träger zu parfümieren. Dieses Parfüm war damals sehr teuer. Als die Frau herausfand, wo Jesus sein würde, nahm sie das parfümierte Öl mit, um Jesu Füße zu salben, als Ausdruck der Dankbarkeit für das, was Jesus für sie getan hatte.

Doch der kühle und ziemlich beleidigende Empfang, den Jesus von Simon empfing, bedauerte sie zutiefst. Derjenige, der sie mit Seiner Botschaft von Gottes Liebe und Vergebung befreit hatte, wurde gedemütigt. Simon hatte Jesu Füße nicht gewaschen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er ihn für minderwertig hielt. Er hatte nicht einmal Wasser zur Verfügung gestellt, damit Jesus seine eigenen Füße waschen konnte (damals waren die Straßen ja sehr staubig und nur mit Sandalen bekleidet, brachte man den Staub an den Füßen dann mit ins Haus, deshalb war das Waschen eine Notwendigkeit – oder wie würdest du dich fühlen, wenn du weißt, du verdreckst als Gast mit deinen staubigen Füßen das Haus und vor allem die Liege?).  Es wurde kein Kuss zum Gruß gegeben. Es muss das Herz der Frau gebrochen haben und sie in Tränen ausbrechen machen. Was konnte sie tun, um den offensichtlichen Mangel an Gastfreundschaft dem Mann, der ihr Leben verändert hatte, wiedergutzumachen?

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Wenn wir uns das Szenario bildlich vorstellen, sehen wir Jesus beim Essen auf seiner Seite liegen, auf seinem linken Ellenbogen lehnend, mit seiner rechten Hand isst er. Seine (schmutzigen) Füße befanden sich am Ende der Couch weg vom Tisch, in der Nähe der Frau, denn sie saß an der Wand. Als sie sich seine ungewaschenen Füße ansah, beschloss sie, das zu tun, was Simon nicht getan hatte, und benutzte ihre Tränen, um Seine Füße nass zu machen. Sie hatte kein Handtuch, um sie abzuwischen und zu trocknen, also ließ sie ihr Haar herab und benutzte es, um Seine Füße zu trocknen. Dann küsste sie Seine Füße. Das griechische Wort für „küssen“ bedeutet in diesem Fall, immerfort, immer und immer wieder küssen. So sie überschüttete Jesu Füße mit Küssen.

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Die Gäste sind schockiert von diesem Spektakel! Sie betrachteten dies auf mehreren Ebenen für falsch. Wenn eine Frau, ihre Haare herab lässt, ist das eine intime Geste, das sie niemals vor jemand anderem, als ihrem Mann tun würde. Nach einigen rabbinischen Schriften, wenn eine Frau ihr Haar in der Öffentlichkeit herab ließ, galt dies als Scheidungsgrund. Und hier ist eine unmoralische Frau, die genau das tut, in Gegenwart eines Tisches voller Männer. Um die Dinge noch schlimmer zu machen, berührt sie einen Mann, der kein Verwandter ist; das ist etwas, was keine moralische Frau tun würde. Für Simon und seine Gäste wäre das völlig inakzeptabel gewesen.

Dann verwendet sie, in einer wunderschönen Geste der Dankbarkeit, das parfümierte Öl aus ihrer Alabasterampulle, um die Füße von Jesus zu salben. Es scheint, dass die Salbung Seiner Füße mit dem Öl der Grund war, warum sie in das Haus gekommen war, wo Jesus zu Abend aß, da sie ihre Dankbarkeit zeigen wollte. Die Taten, Seine Füße mit ihren Tränen zu waschen und mit ihren Haaren zu trocknen, waren höchstwahrscheinlich spontane Reaktionen auf die Unhöflichkeit, die Jesus vom Gastgeber gezeigt wurde. Da Jesus kein Wasser erhalten hatte, um Seine Füße zu waschen, wusch sie sie mit ihren Tränen und trocknete sie mit ihren Haaren. Da Er keinen Kuss zum Gruß empfangen hatte, küsste sie seine Füße immer wieder.

Die Füße Jesu zu küssen war ein öffentliches Zeichen tiefer Demut, Hingabe und Dankbarkeit. Im Talmud gibt es eine Geschichte von einem Mann, der des Mordes beschuldigt wird, der die Füße des Anwaltes küsst, der ihn freigesprochen und damit sein Leben gerettet hat.

Die Frau ist zutiefst dankbar für die Vergebung ihrer Sünden; sie hat Buße getan und ihr Leben verändert. Sie brachte teures parfümiertes Öl mit und benutzte es, um Jesu Füße zu salben, als Dank für das, was Er für sie getan hatte. Da sie sich durch die Art und Weise, wie Jesus behandelt wurde, verletzt fühlte, setzte sie ihre öffentliche Demonstration von Dankbarkeit und Ehrerbietung fort. Was sie tat, wurde von den Anwesenden als skandalös empfunden, genau das, was sie von einer unmoralischen Frau erwarten würden. Sie haben keine Ahnung, wussten nicht, dass ihr vergeben wurde; sie sehen sie nur als eine unwürdige Sünderin. Sie können nicht glauben, dass Jesus einer Frau mit solch einem schlechten Ruf erlaubt, ihm all das anzutun. Aber er tat es.

Die Geschichte geht weiter:

Als der Gastgeber sah, was da vorging und wer die Frau war, sagte er sich: „Das beweist, dass Jesus kein Prophet ist. Wäre er wirklich von Gott gesandt, dann wüsste er, was für eine Frau ihn da berührt. Eine Sünderin!“ – 39

Als Gastgeber für sein Versagen entblößt zu sein, scheint Simon in keinster Weise zu berühren oder zu stören. Stattdessen kritisiert er schweigend Christus. Weil Simon Ihn predigen und lehren gehört hatte, fragte er sich nun wahrscheinlich, ob Jesus ein wahrer Prophet war oder nicht. Er scheint jeden Gedanken, dass Er es sein könnte,  abzulehnen, denn nach Simons Verständnis, wäre Jesus ein Prophet, wüsste er, dass die Frau, die Ihn berührt, unmoralisch ist und ihn mit ihrer Berührung befleckt, unrein macht.

Simons Absicht, Jesus zu einem Essen einzuladen, war vielleicht um ihn zu testen, um zu sehen, ob er wirklich ein Prophet war. Nachdem Simon diese Szene gesehen und in seinen Gedanken von dem Notiz genommen hatte, was er für einen tiefen Mangel an Unterscheidungsvermögen von Jesu Seite aus empfand, war er wahrscheinlich davon überzeugt, dass Jesus nicht dem geistigen Standard entsprach, den man von einem Propheten Gottes erwarten würde. Kein Mann Gottes hätte solch ein Betragen wie das dieser Frau gestattet.

Aber Simon irrt sich. Jesus kennt den geistigen Zustand der Frau. Er weiß, dass sie eine Sünderin gewesen ist, denn Er sagt später: „Ihre Sünden … sind viele“, und er weiß auch, dass ihr ihre Sünden vergeben wurden, weil sie im Glauben an die Worte über die Vergebung Gottes glaubte, die sie zuvor von Ihm gehört hatte. Außerdem zeigt Jesus, dass Er ein Prophet ist, indem Er Simons Gedanken erkennt. Obwohl Simon seine Gedanken nicht in Worte gefasst hat, antwortet Jesus ihm trotzdem.

“Simon, ich habe dir etwas zu sagen.” “Ja, Meister”, nickte Simon, “sprich nur.“- 40

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Die Redensart  „ich habe dir etwas zu sagen” ist ein klassisches Nahost Idiom, das unverblümtes Sprechen einleitet, das der Zuhörer vielleicht nicht hören möchte. Und genau das folgt.

An dieser Stelle der Geschichte erzählt Jesus das kurze Gleichnis von den beiden Schuldnern.

„Ein Mann lieh zwei Leuten Geld – dem einen fünfhundert Denare und dem anderen fünfzig. Als keiner der beiden ihm das Geld zurückzahlen konnte, erließ er ihnen ihre Schulden. Wer von den beiden liebte ihn danach wohl mehr?“ – 41-42

Ein Denar war ein gewöhnlicher Tageslohn für eine normale Tagesarbeit. Daher schuldet in dem Gleichnis der eine Mann dem Geldverleiher den Gegenwert von 500 Tagen Lohn, der andere Schuldner 50 Tage Lohn. Ein ziemlicher Unterschied. Als die Kreditnehmer nicht in der Lage sind zu zahlen, erlässt der Geldverleiher großzügig beide Schuldenbeträge.

Der Autor Kenneth Bailey schreibt:

Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament überschneiden sich die Ausdrücke „Schulden erlassen“ und „Vergeben einer Schuld/Sünde“ und werden manchmal sogar mit den gleichen Worten ausgedrückt!

In diesem Fall hat das für den Schuldenerlass verwendete Verb seine Wurzeln im griechischen Wort charis, das oft als Gnade übersetzt wird. Im ganzen Neuen Testament wird das Verb „vergeben“ sowohl als finanzieller Ausdruck, wie in der Vergebung einer Schuld, als auch als religiöser Ausdruck, wie in der Vergebung von Sünden verwendet. Jesus sprach im Gleichnis von Finanzschulden, aber wie wir sehen werden, wird die Gläubiger-/Schuldnersprache in Bezug auf Gott und seine Vergebung der Sünde gebraucht.

Auf die Frage, wer demjenigen, der die Schuld vergeben hat, am meisten lieben wird, bekommen wir diese Antwort:

Simon antwortete: „Ich nehme an, derjenige, dem er die größere Schuld erließ.” „Das stimmt, du hast recht geurteilt“, sagte Jesus. – 43

Simon, der erkennt, dass das Gleichnis etwas wie eine verbale Falle ist, in der er geraten ist, antwortet ziemlich schwach mit „ich nehme an.“ Obwohl zuvor schlecht behandelt, lobt Jesus Simon für seine richtige Antwort.

Der Sinn des Gleichnisses ist: Liebe ist die richtige Reaktion, die richtige Antwort auf Gnade, die unverdiente Gunst; dass derjenige, dem die größere Schuld vergeben wurde, auch am meisten lieben und die größte Dankbarkeit zeigen würde. Hat Jesus zuerst zu Simons beleidigendem Benehmen geschwiegen, so gibt er es ihm jetzt mit dieser unverblümten Rede.

luke 7-3a

Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: „Schau dir die Frau an, die da kniet. Als ich dein Haus betrat, hast du mir kein Wasser angeboten, um mir den Staub von den Füßen zu waschen; sie hat meine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mir keinen Begrüßungskuss gegeben; sie hat mir unaufhörlich die Füße geküsst, seit ich hereingekommen bin. Du hast es versäumt, mir Gastfreundschaft zu erweisen und mir den Kopf mit Olivenöl zu salben; sie hat meine Füße mit kostbarem Salböl gesalbt. Ich sage dir, ihre Sünden – und es sind viele – sind ihr vergeben; deshalb hat sie mir viel Liebe erwiesen. Ein Mensch jedoch, dem nur wenig vergeben wurde, zeigt nur wenig Liebe.“ – 44-46

Diese Worte wurden zu Simon gesprochen, aber Jesus wandte sich der Frau zu, als er sie sprach. Er fragt: „Simon, siehst du diese Frau?“ Er versuchte Simon dazu zu bringen, sie als Person anzusehen, nicht als Sünderin. Jesus wollte Simons Sichtweise über die Frau im Besonderen und damit auf die Menschen im Allgemeinen verändern.

Simon sah die Handlungen der Frau als beleidigend, fehl am Platz und in Übereinstimmung mit seiner niedrigen Meinung von ihr als Sünderin und Prostituierte. Er verstand nicht, dass sie eine Person war, der vergeben  und die von Gott geliebt wurde. Jesus versuchte ihm zu helfen, die Frau so zu sehen, wie Er es tat, als jemand, dem viel vergeben wurde und der deshalb viel liebt und der durch ihre Taten ihre Liebe und Dankbarkeit zeigt. Er wollte, dass Simon begreift und akzeptiert, dass ihre Sünden vergeben waren, dass sie keine Prostituierte mehr war. Denn wenn er und die anderen am Tisch dies akzeptierten, konnte sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden, nicht mehr als Sünderin, sondern als ein Kind Gottes.

Jesus fasste Simons Scheitern in Worte, das was er unterlassen und worin er versagt hatte. Er brachte Simons Versäumnisse in Kontrast mit den noblen Aktionen der Frau – Handlungen, die weit über das hinausgingen, was Simon hätte tun sollen, aber nicht tat – Aktionen, die ungewöhnlich und über alle Maßen hinaus gingen. Handlungen, die auf ihrer Liebe und Dankbarkeit basierten. Jesus verband dann ihre große Liebe mit der Vielzahl ihrer Sünden, die ihr vergeben worden waren.

Ich sage dir, ihre Sünden – und es sind viele – sind ihr vergeben; deshalb hat sie mir viel Liebe erwiesen. Ein Mensch jedoch, dem nur wenig vergeben wurde, zeigt nur wenig Liebe.“ – 47

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Dann sagte Jesus zu der Frau: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ – 48

Jesus sagte nicht, dass Er ihre Sünden jetzt, in dem Moment, vergeben würde, sondern dass ihre Sünden bereits vergeben seien. Die Liebe, die sie zeigte, und ihr emotionaler Ausbruch der Dankbarkeit waren eine Antwort auf die Vergebung, die sie bereits erhalten hatte, als sie Jesus früher sprechen hörte. Aus dem, was Er sagte, ist es offensichtlich, dass sie verstanden hat, dass die Gnade Gottes, seine Vergebung, durch Glauben empfangen wird und nicht durch jemandes gute Werke. Zu erfahren, dass Gott Sünde gnädig vergibt, auch wenn die Person, die Vergebung braucht, nicht heilig und religiös ist, brachte ihr große Freude, inneres Glück und Freiheit.

Die Antwort der Frau war die von tiefer Dankbarkeit. Sie wollte nichts anderes als Jesus sehen, der ihr diese wunderbare Botschaft überbracht hatte, um ihre tiefe Wertschätzung auszudrücken.

Die anderen Gäste am Tisch bekamen diesen Punkt überhaupt nicht mit. Sie konzentrierten sich auf das Falsche und interpretierten das, was Jesus sagte, falsch.

Die anderen Männer am Tisch sagten zueinander: „Für wen hält sich dieser Mann, dass er Sünden vergibt?“ – 49

Obwohl Jesus Sünden von Menschen durch alle Evangelien hindurch vergeben hat – etwas, das die religiösen Führer als Blasphemie empfanden -, hat er die Sünden der Frau in diesem Augenblick nicht vergeben; sie waren ihr bereits vergeben.

Und Jesus sagte zu der Frau: „Dein Glaube hat dich gerettet; geh in Frieden.“ – 50

Ihr Glaube hat sie gerettet. Sie glaubte an Gottes Gnade; sie nahm sie an. Sie wusste, dass sie es nicht verdient hat. Ihre Sünden waren viele. Es gab nichts, was sie tun konnte, um Errettung oder Erlösung zu verdienen. Sie glaubte und nahm an, was der Herr ihr gesagt hatte – dass ihr Glaube, in Vertrauen und Akzeptanz ausreichend waren.

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„Ich versichere euch: Steuereinnehmer und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr.“ – Matthäus 21,31

So endet die Geschichte. Es gibt keine Hinweise auf Simons Reaktion. Hat er den Punkt mitbekommen? Sah er, dass er in seinem Urteil über die Frau falsch lag? Akzeptiert er, dass sie jemand war, deren viele Sünden vergeben wurden und sie deshalb viel liebt? Sieht er sich selbst als jemand, der wenig liebt? Versteht Simon, dass er ebenso ein Schuldner ist – dass auch er ein Sünder ist, der Gottes Liebe und Vergebung braucht – oder konzentriert er sich nur auf die Sünden der Frau? Akzeptiert er, der Frau ist vergeben, sie hat sich jetzt verändert, und wird er sie zurück in die Gemeinschaft aufnehmen? Diese Fragen werden nicht beantwortet, sondern wir, die wir die Geschichte gelesen haben, werden zurückgelassen um darüber nachzudenken und unsere eigenen Schlüsse zu ziehen.

Wie ich darüber nachdachte, was in Simons Haus passierte, stellte sich mir die Frage, wie ich mit dem Herrn und anderen Menschen umgehe. Es ist gesund, über solche Dinge nachzudenken. Fragen wie: Können wir akzeptieren, dass denjenigen, die große Sünden begangen haben, vergeben werden kann und sie sich ändern können, indem sie neue Geschöpfe in Christus werden? Reagieren wir mit Dankbarkeit und Dankbarkeit für unser eigenes Heil? Loben und danken wir Gott für unsere Erlösung? Erinnern wir uns daran, was es Jesus gekostet hat, die Strafe für unsere Sünden auf sich zu nehmen? Haben wir die Freude und das Wunder unserer Erlösung noch oder wieder verloren?

Wie gehen wir mit Jesus um, nachdem wir ihn in unser Leben eingeladen haben? Behandeln wir Ihn so, wie Simon es getan hat? Oder geben wir Ihm die Ehre und den Respekt, den Er verdient? – Unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit, unsere Liebe. Nehmen wir uns die Zeit, um Seine Worte zu hören und sie aufzunehmen? Wenden wir sie an? Gehorchen wir ihnen? Geben wir Ihm durch den Zehnten und die Opfergaben zurück, indem wir den Armen und Bedürftigen Mitgefühl zeigen?

Diese Frau hatte jene tiefe Freude, die daraus entsteht, wenn du erkennst, deine Sünden sind dir vergeben. Ihre Wertschätzung manifestierte sich in ihren Taten. Sind wir dankbar genug, aus der Erkenntnis unserer Vergebung und Erlösung heraus zu handeln, sowohl innerlich durch Lobpreis als auch äußerlich durch Gehorsam?

Sehen wir andere so an, wie Jesus es getan hat und erkennen wir an, dass Er auch für sie gestorben ist, und wollen für sie, dass auch sie die große Gabe des Heils empfangen? In Dankbarkeit für unsere vergebene Schuld, sind wir motiviert, anderen zu helfen, diese gleiche Vergebung zu finden? Sie zu lieben, mit ihnen zu sprechen, von uns selbst zu geben, unserer Zeit, Mühe und Energie, um sie zum Heil zu bringen? Egal, wer sie sind? Die Armen, die Reichen, die Jungen, die Alten, die Unwissenden, die Intellektuellen, die Unschönen, die Schönen, die Sünder, die Frommen, die Ausgestoßenen, die Akzeptierten? Jesus will sie retten. Tun wir unseren Teil, damit das geschehen kann?

Setzt sich unsere Liebe und Dankbarkeit in Taten um?

Uns allen ist viel vergeben worden. Lieben wir viel?

Original auch zum zuhören in Englisch hier

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