Ein Krug, eine Fackel und das Schwert des Herrn

Es war eine traurige Zeit für  Israel. Sie lebten bereits im verheißenen Land, doch die Situation war fast unerträglich geworden, da sie unter den ständigen Angriffen ihrer Feinde ums Überleben kämpften. Weil die Israeliten sündigten und andere Götter und Götzenbilder anbeteten, und nicht die abtrünnigen und gottlosen Heiden aus dem Land vertrieben, schickte Gott als Geißel und Züchtigung für ihre Sünden die grausamen Midianiter und Amalekiter gegen sie. (Psalm 78,62 Sein Volk übergab er dem Schwert, so zornig war er über sein Erbe.)

In jener Zeit streiften die Midianiter durch das Land, sie vernichteten die Ernte „und ließen nichts übrig an Nahrung in Israel, weder Schafe noch Rinder noch Esel.“ Doch als Israel schließlich zum Herrn ausrief, sandte Gott ihnen einen Propheten, der ihnen den Grund ihrer Schwierigkeiten offenbarte: „Denn ihr habt Meiner Stimme nicht gehorcht.“ – Josua 6,10

Die Israeliten waren verzweifelt genug geworden, dass sie zum Herrn ausriefen. In Seiner ewigwährenden Liebe und Barmherzigkeit sandte Gott einen Helfer. Und rate mal, wer das war? Es war der einfache Sohn eines Bauern, nicht eine einflussreiche, hochgebildete, angesehene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Der Engel des Herrn erschien Gideon beim Weizendreschen und sprach zu ihm: „Der Herr ist mit dir, du streitbarer Held!“ Gideon antwortete: „Mein Herr! Wenn Du mit uns bist, warum ist uns denn alle dies widerfahren? Und wo sind all die Wunder, von denen uns unsere Väter erzählt haben?“ Klingt das nicht wie bei den meisten von uns, wenn wir Probleme haben? „Wie kommt es Herr? Wie kommt es, dass Du nicht besser auf uns aufpasst? Warum lässt Du es zu, dass uns schreckliche Dinge zustoßen?“ Diese passieren normalerweise infolge unserer eigenen Halsstarrigkeit, Eigensinnigkeit und unseres Ungehorsams. Trotzdem versuchen wir oft, Gott die Schuld zuzuschieben.

Doch Gott sagt gütig zu Gideon: „Du sollst gehen und mit der Kraft, die du hast, Israel aus der Faust der Midianiter befreien! Ja, ich sende dich!“ Aber Herr“, antwortete Gideon, immer noch im Zweifel, dass Gott ihn benutzen könnte, „womit kann ich Israel retten? Meine Sippe ist die schwächste im ganzen Stamm Manasse und ich bin der Jüngste in meiner Familie!“ Der Herr ermutigte ihn jedoch und sprach: „Ich werde mit dir sein. Du wirst Midian vernichten, als wäre es nur ein einziger Mann.“

Gott wollte, dass ganz Israel wusste, dass Er mit ihm sein und seine Stärke sein würde. Gideon musste sich keine Sorgen machen. Sicher war seine Kraft gering, sicher war er schwach, doch Gott würde es tun! Schließlich willigte Gideon ein, einfach zu gehorchen und zu tun, wie der Herr bat. Als erstes wollte der Herr, dass er den Götzenaltar seines Vaters einriss, was ziemlichen widerstand hervorrief.

Er blies in ein Signalhorn und schickte Botschafter aus, um die Männer Israels zusammenzurufen, damit sie gegen ihre Feinde kämpften. Von überall her kamen Männer an, um dem Heer beizutreten; schließlich hatte er eine recht große Armee von 32’000 Mann. Am nächsten Morgen zogen sie Richtung Norden los, wo die Midianiter in einem Tal neben dem Hügel More lagerten.

Dann begann für Gideon die größte Prüfung seines Glaubens. Er hatte eine starke Armee aufgestellt und marschierte auf das Lager der Feinde zu. Doch plötzlich sprach der Herr zu ihm: „Du hast zu viele Leute bei dir. Wenn ich dir so den Sieg über Midian schenken würde, könnten sich die Israeliten vor mir damit brüsten, dass sie sich aus eigener Kraft gerettet hätten.“ Gideon dachte vielleicht: Was meinst Du damit? Es ist doch nicht logisch, unsere Truppen angesichts solch mächtiger Feinde zu verringern.“

„Wer sich fürchtet oder Angst hat, soll weggehen und nach Hause zurückkehren.“

Nachdem Gideon seine Botschaft überbracht hatte, liefen 22’000 Mann davon! Über zwei Drittel seiner Streitkräfte!

Doch das war nur der erste Test! Als nächstes sagte der Herr zu Gideon: „Dein Heer ist immer noch zu groß. Führe die Männer ans Wasser hinunter, dort will ich sie für dich mustern. Ich werde dir ausdrücklich sagen, wer mit dir gehen soll und wer nicht.“ – Doch davon wussten nur Er und Gideon.

Als die Männer ans Wasser gingen, um zu trinken, sagte der Herr zu Gideon, dass jeder, der sich hinkniete und mit seinem Mund aus dem Wasser trank, nach Hause geschickt werden sollte. Doch die wachsamen Soldaten, die das Wasser in einer Hand zum Trinken herausschöpften, sollten für den Kampf erwählt sein. Die Männer, die gewissenhaft ihre Augen offen hielten, die ganze Zeit nach dem Feind ausschauten und dabei die andere Hand freihielten, um die Waffe zu benutzen, nur diese hatten es verdient, mit Gideon zu gehen.

Aus 10’000, die den ersten Test bestanden, waren es nur 300 Mann, die den zweiten schafften! Ja, so war es: 31’700 von ihnen schafften es nicht. Der Glaube des jungen Gideon wurde bis zum Äußersten geprüft. Er hatte nicht nur 99 Prozent all seiner Truppen, die er versammelt hatte, verloren, sondern die Armeen der Midianiter waren auch immer noch Abertausende. In der Tat: „Die Heere von Midian, Amalek und den Völkern des Ostens hatten sich so zahlreich wie ein Schwarm Heuschrecken im Tal niedergelassen.“

Doch so seltsam es schien, und so verrückt es auch aussah, jedes Mal, wenn Gideon einfach dem Herrn gehorchte, nahm sein Glaube zu und wurde immer stärker! Um ihn weiter zu ermutigen, hatte der Herr noch einen Trick auf Lager.

Gideon gab Anweisung, dass alle 300 Mann die zusätzliche Verpflegung, die Wasserkrüge und alle Signalhörner (Widderhörner) von denen, die nach Hause gesandt worden waren, einzusammeln. Dann zogen sie auf das Hochland in der Nähe des Lagers der Midianiter, die unten im Tal schliefen. Und der Herr sprach zu Gideon: Wenn du aber Angst hast, schleich dich vorher mit deinem Burschen Pura hinunter und hör dir an, was sie miteinander reden. Das wird dir Mut machen, sie anzugreifen.“

Als Gideon in die Nähe des Lagers kam, belauschte er einen Mann, der von einem Alptraum aufgewacht war und einem anderen erzählte: „Ich habe geträumt, dass ein Laib Gerstenbrot ins midianitische Lager rollte. Er traf ein Zelt und warf es um, sodass es völlig zerstört dalag!“

Sein Kamerad antwortete: „Dein Traum kann nur eines bedeuten: Gott hat Gideon, dem Sohn von Joasch, dem Israeliten, den Sieg über Midian und die verbündeten Heere gegeben.“

So befahl der Herr Gideon, jedem Mann ein Signalhorn, eine Fackel und einen leeren Tonkrug zu geben. Die Fackel sollte angezündet und im Krug versteckt werden.

Im Schutze der Dunkelheit stellte Gideon seine Männer in drei Gruppen so auf, dass sie das Lager der Midianiter umringten. Mitten in der Nacht, auf ein Signal hin, zerbrach jeder seinen Krug und schwang die brennende Fackel hoch. Alle bliesen in ihre Signalhörner und schrien aus voller Kehle: „Für den Herrn und für Gideon!“

Sie machten einen unglaublichen Lärm, als sie alle in ihre Signalhörner bliesen und ihre Krüge zerbrachen! Und was bewirkte das? Die schlafenden Midianiter wachten auf, sahen all die Lichter aufleuchten und dachten, die ganze Welt hätte angegriffen! Es gab große Aufregung in der Dunkelheit, und sie fingen an, sich gegenseitig zu erschlagen, flohen verzweifelt und verließen das Lager.

Stell dir vor, nur 300 Mann mit nichts anderem als Signalhörnern, Krügen und Fackeln erschreckten 135’000 Mann zu Tode; nachdem die Schlacht vorüber war, heißt es, waren 120’000 Mann erschlagen! Eine große Schlacht war gewonnen, so groß wie keine andere in Israels Geschichte. Die meisten Leute würden nun sagen, dass Gideon sehr großen Glauben hatte. Aber – wie so viele von uns heute – hatte er Probleme mit Zweifeln, er war skeptisch und schwer zu überzeugen. Er argumentierte mit dem Engel des Herrn und sogar mit dem Herrn selbst. Er bestand darauf, dass Gott ihm ein Zeichen nach dem anderen gab, bevor er endlich überzeugt war, dass Gott wirklich mit ihm war. Tatsächlich hatte Gott ihm schon vorher gesagt, was er tun sollte, aber Gideon wollte es einfach nicht glauben und wahrhaben! Darum musste er mehrere Beweise haben, bevor er überzeugt war, dass Gott es wirklich meinte, was Er versprochen hatte und ihm wirklich helfen würde, die Schlacht zu gewinnen. Gott erbarmte sich Gideons und gab ihm die Zeichen, um die er bat. Danach hatte er genug Glauben, Gottes Anweisungen zu gehorchen und gewann einen gewaltigen Sieg. Doch anfangs war sein Glaube eher klein und er brauchte Zeit, so weit zu kommen.

Nicht das einzige – aber das bekannteste – Zeichen war jenes der Wollschur. Wenn wir im Glauben eine Entscheidungshilfe brauchen, benutzen wir auch heute noch manchmal den Ausdruck vor dem Herrn eine Wollschur auslegen“ oder ein Gideons-Zeichen“ zu bekommen. (Sieh Richter 6,36-40.) Gideon suchte seine Bestätigung in diesem übernatürlichen Zeichen. Das zeigte, wie schwierig es für ihn war zu glauben, und wie lange es brauchte, bis er dem Herrn vertraute. Aber sind wir nicht manchmal auch so?

Doch wenn es Hoffnung für einen Menschen wie Gideon gab und Gott sich seiner erbarmen, ihn trotzdem benutzen und ihn schlussendlich mächtig segnen konnte, dann kann Gott schwache, fehlbare Menschen wie dich und mich auch benutzen, wenn unsere Augen in Zeiten der Not einfach auf Ihn gerichtet sind und wir für Weisheit, Kraft und Stärke auf Ihn vertrauen!

Als Gideon schließlich den Punkt erreichte, wo er einfach demütig Glauben in Gottes Wort setzte und ruhig seine Aufgabe erfüllte, Ihm zu gehorchen, ehrte Gott seine winzig kleine Mannschaft von 300 Soldaten und segnete ihre bescheidenen Anstrengungen mit einem mächtigen und gewaltigen Sieg über einen übermächtig großen Feind in der wahrscheinlich lächerlichsten militärischen Begegnung in den Annalen der Weltgeschichte!

Gideon wagte es, anders zu sein; er versuchte eine neue Methode, etwas Verrücktes, das Gott ihm ans Herz gelegt hatte! Es war eine neue Taktik, die er nie zuvor probiert hatte, doch er glaubte, sie würde klappen, und da Gott dahinter stand, funktionierte sie!

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Gideon ging dorthin, wo Gott ihn haben wollte, also ging Gott mit ihm! Seine kleine Mannschaft von 300 Mann folgte ihm unerschrocken, und so schafften sie es, denn Gott tat es durch sie. In der Bibel können wir immer wieder lesen, wie der Herr Seine Kinder, die auch nur schwache Menschen wie wir waren, auf wunderbare Weise ermächtigte und beschützte.

Auch heute noch können solche Wunder von Gottes Kraft, Schutz und Gericht geschehen, wie damals, zu biblischen Zeiten!

Denn es ist Gott, der die Schlacht gewinnt! Durch Gehorsam zu Gott wird die Schlacht gewonnen. Es ist demütiger Glaube, der die Schlacht gewinnt, egal, wie wenig du hast und wie schwach und klein du anscheinend bist!

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 Zum Nachdenken und sich ins Herz schreiben:

• 1. Gott wird keine friedliche Koexistenz des Guten mit den Kräften des Bösen dulden, also den Mächten, die darauf aus sind, das Gute zu erniedrigen (Er kennt darin keine Toleranz, wie der moderne Mensch es gerne sieht)! (5. Mose 7,2-4 … Denn sie würden deine Kinder verführen, ...) Doch seit Jesus Zeiten gilt jetzt: liebe deine Feinde, besiege sie mit Gebet und versuche sie mit Freundlichkeit und Weisheit für die Liebe Gottes zu gewinnen.

• 2. Wenn Gottes Kinder rebellisch und ungehorsam werden, dann benutzt Er oft (nicht immer) natürliche Mittel, wie Kriege mit ihren Feinden, Hungersnöte und andere Katastrophen, als eine Strafe für ihre Sünden. (Psalm 106,34-44)

• 3. Wie Gideon, welcher der Sohn eines einfachen Bauern war, benutzt Gott häufig schwache, scheinbar unqualifizierte, ungebildete Menschen, weil sie gewöhnlich nicht so stolz und deshalb Ihm gegenüber gehorsamer sind. (1. Korinther 1,26- 31)

• 4. Oft sieht der Herr Leute ganz anders, als wir es tun. (1. Samuel 16,7)

• 5. Manchmal sind wir versucht, Gott die Schuld für unsere eigenen Schwierigkeiten zu geben, obwohl sie doch durch unsere Fehler verursacht wurden.

• 6. Immer wenn du dich entschließt, zu gehorchen, gibt der Herr dir übernatürliche Kraft für den Auftrag, den Er dir gegeben hat. Wenn du durch deinen Glauben Gott gehorchst, gibt Er dir den Segen und die geistige Kraft weiterzumachen! (2. Mose 23,22; Jakobus 1,22-25).

• 7. Große Zahlen bedeuten für Gott überhaupt nichts; tatsächlich gefällt es Ihm, mit den Schwachen und zahlenmäßig Unterlegenen zusammen zu arbeiten, um Seine Stärke und nicht unsere eigene hervorzuheben. (1. Samuel 14,6; 2. Korinther 4,7). (Sieh auch: „Zwei Soldaten besiegen Tausende“.)

• 8. Gott erwählte nur Männer, die nicht ängstlich oder verzagt waren, sondern Glauben für die Schlacht hatten. Ansonsten hätte sich dieser ansteckende Geist der Furcht innerhalb der Reihen verbreiten können! (5.Mose 20,8 „Ist jemand da, der sich fürchtet, der den Mut verloren hat? Er kehre in sein Haus zurück, damit er seinen Brüdern nicht auch noch den Mut nimmt.“)

• 9. Oft prüft der Herr uns, ohne dass uns auffällt, dass es sich um einen Test handelt.

• 10. Am Ende erwählte der Herr nur diejenigen Soldaten, die niemals, nicht einmal für einen Moment, in ihrer Wachsamkeit nachließen! Sie waren stets nüchtern und wachsam, immer auf der Hut vor einem plötzlichen feindlichen Angriff. (1.Petrus 5,8 Seid besonnen und wachsam und jederzeit auf einen Angriff durch den Teufel, euren Feind, gefasst! Wie ein brüllender Löwe streift er umher und sucht nach einem Opfer, das er verschlingen kann.)

• 11. Erst kommt der Gehorsam, erst dann kommt Gottes Segen. Wenn du im Glauben alles tust, was du tun kannst, ehrt der Herr deinen Glauben, indem Er den Teil tut, den du nicht tun kannst. Gott segnet Gehorsam. (Jesaja 1,19)

• 12. Wenn du anfängst zu gehorchen, auch wenn du manchmal entmutigt bist, wird der Herr Wunder tun, um deinen Glauben zu stärken! (2.Timotheus 2,13)

• 13. Ein Traum, eine einfache Offenbarung, gab Gideon ein, dass Gott ihm einen großen Sieg geben würde. Das war all die Ermutigung, die er brauchte, um seine Soldaten gegen eine Armee zu führen, die hundertmal größer war als seine! Und sie gewannen die Schlacht! (4.Mose 12,6; Jesaja 42,9)

• 14. Gib Gott die Ehre für den Sieg, den Er für dich gewinnt. Lob ist die Stimme des Glaubens! (Psalm 149,6)

• 15. Gott tut oft Dinge, die unserem logischen“ Verstand, unserer natürlichen Art von Denken entgegengesetzt sind. Wer hat je von einem Kampf mit Signalhörnern, Krügen und Fackeln gehört? Doch Gottes Idee von effektiver Bewaffnung ist wohl ein bisschen anders als die des Menschen!

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