Weihnachten ist voll von Mystischem, wie Engel die Menschen erscheinen, plötzlich erscheinende Sterne und das Wunder, dass eine Jungfrau ein Kind bekommt, ohne das Zutun eines Mannes. Wie dieses „Wunderkind“ dann groß war, vollbrachte er selbst jede Menge an Wunder. Aber mit seinem Weggang war das nicht vorbei, ja er versprach seinen Nachfolgern sogar: Ich versichere euch: Wer an mich glaubt, wird dieselben Dinge tun, die ich getan habe, ja noch größere, denn ich gehe, um beim Vater zu sein. – Johanes 14,12
Das gilt heute noch genauso, wie damals. Und Gott tut viel Wundersames besonders heute, um Menschen zu helfen, zu glauben. Hier ist solch eine Geschichte, die noch nicht allzu lange her passiert ist.
Die Weihnachtsexpedition
Von Alexander Ness
Als 15-jähriger Junge lebte ich mit meinen Eltern und 14 Geschwistern auf einer Farm in Alberta, im äußersten Norden Kanadas. Die nächste größere Stadt war 130 km entfernt. Wir erzeugten unsere eigene Nahrung und Vorräte, fertigten selbst Kleidung an und schoren unsere Schafe um Wolle zu gewinnen um daraus Bekleidung herzustellen und um Handschuhe und Socken zu stricken.
In jenen Tagen der Weltwirtschaftskrise (im Jahre 1929) war es ein schweres aber schönes Leben. Oft, wenn ich die Furchen für die Frühjahrssaat pflügte, beobachtete ich den fruchtbaren, sich an der Pflugschar wendenden Boden und die in den strahlend blauen Himmel aufsteigenden Vögel. Dann fühlte ich mich danach, meinen Kopf zurückzuwerfen und zu singen – und oft tat ich es.
Mein Vater verdiente unseren Lebensunterhalt durch Landwirtschaft und ein Gemischtwarengeschäft. Doch sonntags gab es weder Arbeit noch Spiel. Mein Vater war Laienprediger einer Baptistengemeinde und die ganze Familie war jeden Sonntag vier Stunden in der Kirche.
Mein Vater wünschte sich nichts mehr, als dass auch ich Prediger würde. Doch ich dachte gar nicht daran. Gott spielte in meinem überheblichen Denken keine wirkliche Rolle. Die Weihnachtstage waren bei uns Anlass für Feiern, Essen, Spiele und Familienspaß. Doch gab es meiner Meinung nach nie echte Geschenke, nur kleine Papiertüten mit ein paar Süßigkeiten, Rosinen, Nüssen und einer Orange. Manchmal gab es noch eine Münze oder gar einen Geldschein, falls die Ernte gut gewesen war.
Als sich Weihnachten 1936 näherte, beschloss ich, dass es diesmal anders sein sollte. Ich hatte einen Plan geschmiedet, um Geld zu machen und für jeden ein echtes Geschenk im Laden zu kaufen. Ich überredete Metro, meinen 25 Jahre alten Schwager, dass wir nach Norden in die Eiswüste fahren sollten, um Fische vom Primelsee zu fangen. Wir hatten gehört, dass die Leute mit Netzen durchs Eis hindurch fischten und dieses Jahr sogar mehr Fische als gewöhnlich herausholten. Fische, die Metro und ich fangen und den Leuten verkaufen konnten, die sich Vorräte für die Festtage anlegen wollten.
Der Gedanke an das Geld, das wir machen würden, bereitete mir große Vorfreude. Dreißig, vierzig oder gar 50 Dollar, das würde in solch schweren Zeiten eine riesige Summe sein. Für meine Familie würde es dieses Jahr keine kleinen braunen Tüten geben!
Doch mein Vater wandte ein: „Bei diesem Wetter solltest du lieber nicht in eine Gegend gehen, wo du noch nie gewesen bist, mein Sohn. Die Pferde sind müde und du könntest sie und dich gefährden. Wir haben genug Nahrung und Geld um über die Runden zu kommen.“
Aber ich war stur. Gefahr war für mich der entfernteste Gedanke und die Tage des nur „über die Runden kommen” waren für mich vorbei. Ich versprach meinem Vater, bald wieder da zu sein – und reich, dachte ich. So bereiteten Metro und ich uns für die Reise vor. Metro machte seinen eigenen Schlitten mit einem Gespann Pferde startklar. Ich spannte Tom, unseren willigen, braunen Wallach und unsere sanfte, graue Stute Queen an die Deichsel meines Schlittens. Weder Tom noch Queen kann man als feurige Rösser bezeichnen. Doch waren sie gute Pferde, die uns ausdauernd dienten und die sicher für die Aufgabe gut waren, die ich im Sinn hatte.
Wir machten uns für den ersten unserer fünf Reisetage auf den Weg, an denen es spät hell und früh dunkel wurde. Es ging langsam voran. Wir mussten uns den Weg oft durch 60 cm tiefen Schnee bahnen, über Eisflächen, die von knorrigen Kiefern und Felsvorsprüngen markiert wurden. Nachts machten wir ein Lager und schliefen abwechselnd, damit einer das Feuer in Gang halten und die Wölfe abhalten konnte. Die Wölfe waren uns immer auf den Fersen und ihr Geheul durchbrach die Stille der mondhellen Nacht.
Am Abend des fünften Tages erreichten wir unser Ziel, den Primelsee. Sein Name klingt nach lieblichen Blumen und blauem Wasser, doch damals erstreckte sich seine Oberfläche vor uns kilometerweit eisig-weiß glänzend und hart wie Diamant.
Zu unserer Bestürzung war dort schon eine Anzahl anderer Leute mit offenbar dem gleichen Gedanken. Metro und ich beeilten uns, bei ihnen Anschluss zu finden. Für einige Tage schliefen wir mit den Fischern in einer Hütte am See. Wir brachten die Pferde in einen alten Holzschuppen und legten ihnen Wolldecken über.
Wir arbeiteten eine ganze Woche lang, hackten Löcher in das 15 cm dicke Eis, ließen Köder ins Wasser hängen und fingen dann die Fische mit Netzen. Es war eine stupide, ermüdende Arbeit, und wir waren erleichtert, als unsere Schlitten mit Hechten, Barschen und anderen Fischen vollgefüllt waren.
Endlich war es Zeit, das Eis zu verlassen und nach Hause zu fahren. Gerade als wir die letzten Vorbereitungen trafen, hörte ich in der Ferne ein dumpfes widerhallendes Geräusch. Donner? Eilig steckte ich den Bolzen hinein, der die Deichsel mit dem Schlitten verbindet.
Ich klopfte Tom und Queen auf die Flanke. Wie müde sie aussahen! Doch ich wusste, sie würden uns gut heim bringen, wenn sie nicht mehr als das tun mussten.
Ich stieg auf den Schlitten und wollte nur noch nach Hause. Irgendetwas, ich wusste nicht was, ließ in mir ein ungutes Gefühl aufsteigen.
„Lass uns zunächst auf dem Eis fahren”, sagte Metro, „das wird leichter sein.” Er winkte mit seiner behandschuhten Hand und fuhr los. Ich lenkte mein Gespann ihm nach, während der Schlitten unter der schweren Last knarrte.
Wir zogen einige hundert Meter von der Küste entfernt dahin und sahen bald zwei Männer, die dort hinsteuerten, wo wir gewesen waren. “Wie ist das Fischen?”, riefen sie.
„Nicht mehr der Mühe wert”, rief Metro zurück. „Letzte Woche waren eine Menge Leute hier.” In dem Augenblick hörte ich wieder das gleiche, tiefe, dumpfe Geräusch und der Schlitten unter mir erzitterte; doch diesmal wusste ich, dass es kein Donner war. Das Eis brach!
Plötzlich geriet die Oberfläche unter mir in Bewegung, verschob sich und wankte! Wasser spritzte zwischen Metro, mir und den Männern mit den leeren Schlitten hoch. Die Neuankömmlinge drehten um und peitschten ihre Pferde zum Ufer zurück.
Metros Pferde befanden sich an der sich öffnenden Spalte. Er gab ihnen einen Peitschenhieb und sofort überquerten sie den Bruch und zogen ihn und seinen Schlitten in Sicherheit. Seine Pferde schossen über das Eis hinweg der Küste entgegen.
Ich stand auf und peitschte mein verängstigtes Gespann. Die schwankende Eisscholle unter uns fing an zu sinken! „Hü Tom, hü Queen!”, schrie ich und versuchte, sie zum Überwechseln auf die höher liegende, feste Fläche zu bringen. Unsere Eisinsel sank weiter, wir waren schon etwa 25 cm tiefer als die übrige Oberfläche, von der wir uns schnell entfernten. Wir neigten uns nach vorne. Jeden Augenblick konnten wir kentern und ins eisige Wasser tauchen.
Die Pferde wurden wild. Sie bäumten sich auf und wieherten. In ihrer Angst weigerten sie sich, sich aus dem frostigen Wasser zu bewegen, das ihre Hufe überflutete.
Verzweifelt versuchte ich den Verbindungsbolzen herauszuziehen. Unserer Ladung befreit, könnten die Pferde – und ich – uns in Sicherheit bringen. Und dann hallte meine Stimme über das Eis: „Gott hilf mir, bitte Gott, hilf mir!”
Plötzlich gab es einen unglaublichen Ruck. Ich sah auf und erblickte Tom – Tom, das ruhige Pferd, welches kurz zuvor zum Laufen zu müde erschien – über die eisige Kluft zur höheren Eisebene hinauf schießen. Noch nie zuvor und nie mehr danach sah ich ein Pferd von solch übermäßiger Kraft erfüllt. Tom riss Queen, mich und den beladenen Schlitten mit sich. Während seine Hufe auf der anderen Seite aufschlugen, kam unsere Eisscholle für den Bruchteil einer Sekunde hoch, gerade hoch genug, um unseren Schlitten auf das feste Eis hinüber gleiten zu lassen, bevor sie dann wieder auf eine Ebene hinabstürzte, die wir nicht hätten überbrücken können.
Tom und Queen jagten in vollem Galopp auf die Küste zu, während ich mich festklammerte und ständig zu Gott betete. Vor mir waren nicht mehr eine graue Stute und ein brauner Wallach, sondern zwei in Angst fliehende Wirbelwinde. Sie trafen auf das Ufer und klapperten über das steinige Land, wobei der Schlitten fast von den Stößen zerbrach. „Brr Tom, brr Queen, ruhig jetzt; wir sind sicher, wir sind sicher.” Die Pferde hielten, ich taumelte vom Schlitten und warf die Arme um ihren Hals. Tom zitterte ziemlich stark. Ich tätschelte ihn. „Ruhig, mein Freund, ruhig.” Ich fragte mich, was ihn zu so etwas Unglaublichem getrieben hatte. Als ich mich das fragte, wusste ich auch schon die Antwort:
Ich hatte zu Gott um Hilfe gerufen, und Er hatte mich erhört. Und der verängstigte alte Tom hatte uns bei seinem Überlebenssprung mitgenommen.
Als wir uns fünf Tage später fast nach Hause durchgekämpft hatten, machte ich mir Gedanken, wie ich wohl empfangen werden würde. Mein Vater hatte mich gedrängt, nicht zu gehen. Er hatte gewarnt, dass es gefährlich sein könnte. Und jetzt kam ich Tage später als versprochen an, mit Pferden, die ich fast getötet hätte, und einem arg angeschlagenen Schlitten. Dazu war es durch all die anderen Fischer am Primelsee klar, dass ein Überangebot an Fisch auf dem Markt geben würde. Ich kam nicht als triumphierender Geldmacher heim, sondern als müder, fast ertrunkener Junge mit einem Haufen unerwünschter Fische an den Händen.
Als wir schließlich bei dem großen Holzhaus angeklappert kamen, fühlte ich mich wie ein Schafskopf und ziemlich gedemütigt. Alle stürzten aus dem Haus, um uns zu begrüßen. Mama schüttelte den Kopf, während sie unserer Geschichte zuhörte und fing schließlich leise zu weinen an. „Gott sei Dank, dass ihr wieder heil zu Hause seid!”, sagte sie.
Mein Vater schaute mich gedankenvoll an. Als ich ihn ansah und mich fragte, was für einen ernsten Tadel er mir erteilen würde, füllten sich seine Augen mit Tränen. Dann streckte mein Vater die Arme aus und zog mich an sich. „Du bist daheim”, sagte er mit einem Seufzer der Erleichterung, „rechtzeitig zu Weihnachten zu Haus.”
Und was für ein Weihnachten es war! Meine Mutter bereitete Delikatessen aus ihrer Heimat der Ukraine zu. Es gab besondere Brote mit Trockenfrüchte und Nüsse, einige glitzerten vom Zucker, eine seltene Köstlichkeit für Kinder, die gewöhnlich salzigen Brei essen. Und es gab warme Knödel, die mit runden Blaubeeren überstreut waren, die im Herbst davor eingemacht wurden. Auch gab es knusprige, süße Mohnbrötchen und natürlich einen riesigen, goldenen Truthahn.
Verwandte und Freunde kamen in Pferdeschlitten, deren Glocken in der eisigen Luft bimmelten. Drinnen versammelten sich alle um einen duftenden Baum, der mit Kiefernzapfen und weichen Girlanden – aus Wolle von unseren eigenen Schafen – bedeckt war. Vater las die Weihnachtsgeschichte aus der großen Familienbibel vor. Dann dankte er Gott im Gebet für die Gabe Seines himmlischen Sohnes und er betete für Gottes Segen für jedes einzelne seiner 15 Kinder. Und er sagte: „Herr, besonders danken wir Dir für die sichere Rückkehr von Alex.”
Einige Jahre vergingen noch, bis ich mein Leben Jesus übergab und als Evangelist in den vollzeitigen christlichen Dienst trat.
Aber an jenem Weihnachtsfest hatte ich eine Fülle an Geschenken bekommen. Wie gewöhnlich wurden die kleinen braunen Tüten verteilt – und wie ich sie wertschätzte! Gold, Weihrauch und Myrrhe hätten nicht willkommener sein können; denn jetzt erstrahlte das Leben, welches einst so arm schien, von dem Reichtum, der immer da gewesen war.
Doch das allergrößte Geschenk von damals, welches ich durch mein ganzes Leben wertschätze, bekam ich im Augenblick der Verzweiflung auf der schwankenden Eisscholle: das Wissen, dass Gott nicht irgendein strenges Wesen ist, welches mich vom sonntäglichen Spaß abhielt, sondern ein wirklicher Gott. Ein Gott, welcher sich genug sorgte, um einem hilflosen Jungen am Tag, als das Eis brach, zu helfen.
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Lobpreis: Du behandelst jeden von uns als individuelle Persönlichkeit
– Jeder von uns ist für Dich wie ein besonderer Kristall. Du hast jeden von uns einzigartig geformt, Dir zum Gefallen, und dafür preisen wir Dich. Wir wissen, dass wir nicht vollkommen sind, doch wenn uns bewusst ist, dass wir in Deinen Augen perfekt sind und wissen, dass kein anderer genauso ist wie wir – so wie auch kein Kristall dem anderen gleicht – dann hilft das jedem einzelnen von uns, sich besonders, sicher und behütet in Deiner Liebe zu fühlen.
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Was schenkte ich der Welt zu Weihnachten? Mein Leben, zur Vergebung eurer Sünden. Damit ihr von mir und durch mich und in mir Leben habt. (Römer 11,36)
Es begann, als ich die erstaunliche und wunderschöne Welt erschuf, in der ihr lebt, und als ich euch das Leben schenkte. Dann gab ich euch „mein“ Leben. Dieses Opfer verschaffte euch den Zugang zum Ewigen Leben. Ich schenke euch Hoffnung durch das Wissen, dass ich ewig und unveränderlich bin und immer da sein werde.
Ich verspreche euch Gutes, jetzt und im Leben nach dem Tod. Ich weiß, dass ihr in diesem Leben mit Schwierigkeiten und Problemen konfrontiert seid, aber ich verspreche euch, sie mit euch zusammen durchzustehen. (Johannes 16,33) Seid versichert, dass ihr mit meiner Stärke die Schwierigkeiten überwinden könnt, anstatt von ihnen überwältigt zu werden. (1. Johannes 4,4) Ich verspreche euch, dass ihr niemals allein sein werdet. „Ich werde dich nie verlassen und dich nicht im Stich lassen. Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen.“ Hebräer 13,5, Johannes 14,18
Vor langer Zeit, als ich auf die Erde kam, gab ich euch das Versprechen des ewigen Lebens. Ich wurde geboren, lebte und starb, weil ich euch liebte, und ich werde euch immer lieben. Ich bin euer Weihnachtsgeschenk.
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