Meine „demütige” Heilung
Julia Kelly
Ich kann mich an keine Zeit in meiner Kindheit erinnern, in der ich nicht gestottert hätte.
Eine meiner frühesten Erinnerungen ist die, dass meine Mutter zu mir sagt: „Beruhige dich. Sprich langsam.“ Jeder Satz war schwierig. Manchmal brauchte ich zehn Minuten um allen Mut zu sammeln jemanden nach der Uhrzeit zu fragen. Ich fürchtete den Gedanken mit Fremden sprechen zu müssen. Es war schwer genug für mich mit meiner Familie und Freunden zu sprechen. Einige Leute sagten, dass sie mein Stottern gar nicht so sehr bemerkten, aber nur, weil ich es vermied viel zu sprechen. Wenn ich aber nicht umhin konnte, es zu tun, wählte ich meine Worte sehr sorgfältig, sagte so wenig wie möglich und versuchte es so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, um die Verlegenheit, die Frustration und die mitleidigen Blicke zu vermeiden.
Als ich 16 wurde, hatte ich Jesus schon so oft gebeten mein Stottern zu heilen, dass ich fast überzeugt war, dass das nicht sein Wille für mich war, davon befreit zu werden. Ich beschloss Wege zu finden, das Problem, das nicht weggehen wollte, zu umgehen, aber fragte mich schon manchmal, wo denn all meine Gebete landeten. Ich sollte es herausfinden.
Eines Tages, als ich etwas stille Zeit mit Jesus verbrachte, hörte ich Seine Stimme in meinem Herzen deutlich sagen: Statt dafür zu beten, dass ich dich heilen soll, bete, dass dich dieses Leiden demütig macht.
Mich demütig macht? Wurde ich nicht jedes Mal wenn ich versuchte zu sprechen, genug gedemütigt? Und wieder kam Seine Stimme. Erlaube mir in deinem Leben zu wirken, wie ich es für richtig halte. Sobald du die Lektionen, die ich für dich bereit habe, gelernt hast, werde ich dich heilen.
Da wusste ich, dass ich aufhören musste, Gott meinen Plan aufzudrücken und mich stattdessen Seinem übergeben sollte.
Also anstatt wie gewöhnlich für meine Heilung zu beten, betete ich, dass ich durch mein Stottern gedemütigt würde. Und ich begann sogar etwas zu tun, was ich bis dahin um jeden Preis vermieden hatte – in der Öffentlichkeit zu lesen. Ich begann in der täglichen Andachtsgruppe, an der ich teilnehme, laut vorzulesen. Ich bin sicher, dass es nicht einfach für die anderen war, wenn es lange dauerte, bis ich einen einzigen Absatz geschafft hatte. Jedes Mal, wenn ich mit Lesen dran war, brach mir kalter Schweiß aus, aber ich machte weiter. Ich stellte mir vor, dass wenn ich mich über meine Behaglichkeitsgrenze hinaus anstrengen würde, etwas passieren müsste – und schließlich geschah das auch!
Innerhalb einer Woche, nachdem ich mit meinen Gebeten für Demut begonnen hatte, war mein Stottern vollständig verschwunden! Das ist jetzt drei Jahre her, und seitdem hatte ich keine Spur mehr davon. All die Jahre hatte ich damit verbracht für Heilung zu beten, dabei war alles was ich wirklich tun musste, um Gottes Willen zu beten und zu tun, was Er mir auftrug!
Artikel aus dem Activated Magazin Jahrgang 8, Ausgabe 7
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Demut ist ein wichtiges Kapitel für Christen. Denn nur in Demut ist Liebe! Und für Liebe – göttliche Liebe – sollten Christen bekannt sein. Hier noch Gedanken über Demut kontra Stolz
Demut und Stolz
Eine Zusammenstellung
Stolz machte aus den Engeln Teufel; Demut macht aus Menschen Engel. – Augustinus de Hippo
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Gütige Demut
Wir könnten die Argumente dafür vorbringen, Gottes ureigene Natur und Sein Umgang mit den Menschen bestehe aus gnadenreicher Demut und erstaunlicher Herablassung.
Zunächst sollten wir uns aber über die Definition von „Stolz“ (eine aufgeblähte Meinung von sich selbst) und „Demut“ (eine angemessene und realistische Selbsteinschätzung) klar werden. Wir sollten fragen, „wie definiert man den Stolz?“ Beim Stolz stellen wir ein Bild unser Selbst in den Vordergrund, weil wir bezweifeln, andere würden akzeptieren, wer wir wirklich sind. Stolz ist im Grunde eine Lüge über die Identität einer Person oder was sie zustande bringt. Stolz zu sein bedeutet, in einer von Unwahrheiten über uns selbst gestützten Welt zu leben, sich in unangemessener Weise mit fremden Federn zu schmücken.
Allerdings sprechen wir hier nicht davon, zufrieden oder stolz über seine eigene Leistung zu sein (wie Paulus als Apostel – 2.Korinther 10,17) oder stolz über jemandes Fortschritt im Glauben (2. Korinther 7,14; 9,3–4) und in der Umsetzung und richtigen Nutzung von Gott gegebenen Veranlagungen und Fähigkeiten zu sein. In all dem erkennen wir die Gnade Gottes an, die es uns ermöglicht. Selbstverständlich, sich „in dem zu rühmen, was der Herr getan hat“ – 2.Korinther 10,17 und im Kreuz Christi, (Galater 614) rückt unsere völlige Abhängigkeit von Gott in die ihr zustehende Perspektive und rechte Licht. Dieses sich selbst an den Haaren zum Erfolg hochgezogene Selbstvertrauen ist ein Ausdruck des Stolzes – ein Fehler und Versagen oder ein sich dagegen sträuben, unseren angemessenen Platz vor Gott einzunehmen. Gnade wird dem Demütigen zuteil, nicht dem Stolzen.
Demut andererseits beinhaltet, eine wahrheitsgetreue, realistische Selbsteinschätzung. Dazu gehört es, nicht nur Schwächen, sondern auch Stärken anzuerkennen. Offensichtlich ist es illusorisch, zu behaupten, man hätte die Aluminiumfolie erfunden oder Post-it Notizzettel, wenn es nicht der Fall ist. Aber genauso ist es wahnhaft, zu sagen, du könntest „wirklich nicht so gut Klavier spielen“, wenn du ein preisgekrönter Pianist bist, der regelmäßig mit den Berliner Philharmonikern oder dem Cleveland Orchester Konzerte gibt. Das wäre ebenfalls falsche Demut, die unrealistisch wäre – ganz zu schweigen, dass dies (vielleicht) der Versuch wäre eine Hintertür offen zu lassen, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen! Ein wahrhaft demütiger Mensch, wird seine Fähigkeiten nicht verleugnen, sondern gleichzeitig zur Kenntnis geben, dass seine Kunstfertigkeit von Gott gegeben ist, und man dafür keine Anerkennung einstecken kann. Demütig zu sein, bedeutet zu wissen, wo wir vor dem Herrn stehen. – Paul Copan
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Ehrlich sich selbst gegenüber
Wie Shakespeare sagte, „Vor allem, sei redlich dir selbst gegenüber, denn dann wirst du es auch gegen jedermann sein.“ Wie wahr! Wenn du dir selbst gegenüber ehrlich bist, wirst du auch ehrlich mit dem Herrn, mit deinen Angehörigen und mit deinen Mitmenschen sein.
Am schwersten fällt es uns wohl, sich selbst seine Fehler einzugestehen! Wir hassen es buchstäblich, uns unsere eigenen Fehler, Sündern und Verfehlungen einzugestehen, weil es uns sehr entmutigt, demütigt und erniedrigt. Deshalb entschuldigen wir uns vor uns selbst, verteidigen uns vor uns selbst und entlasten uns und sprechen uns von unseren Sünden frei, damit wir vor uns selbst bestehen können – doch das führt nur dazu, die Angelegenheit schlimmer zu machen, denn wenn wir nicht ehrlich uns selbst gegenüber sind und wir weiterhin versuchen, uns selbst etwas vorzumachen, versuchen wir dasselbe mit Gott und anderen und das Ergebnis ist ein heilloses Durcheinander. Du machst aus deinem eigenen Leben ein Chaos, du verletzt diejenigen, die mit dir zu tun haben, und am allermeisten schmerzt du Gott, zudem hinderst du dein eigenes Beispiel und deine Arbeit. Möge Gott uns allen helfen, mit uns selbst, mit anderen und mit Gott aufrichtig zu sein. Das wird uns helfen, mit anderen ehrlich zu sein. Verfälschung ist ein Produkt des Stolzes, ein Bemühen, die schreckliche Wahrheit, der wir uns schämen, zu verbergen.
Damit möchte ich aber nicht sagen, wir müssten uns groß und breit über all unsere Sünden und unser Versagen vor jedem auslassen, der uns in die Quere kommt, auch nicht vor der ganzen Gemeinde, nur um zu beweisen, wie ehrlich, aufrichtig, bescheiden und demütig wir sind! Auch das ist Stolz! Ob du es glaubst oder nicht, der Demütige weiß nicht, dass er demütig ist. Wenn du meinst, du seist demütig, bist du es wahrscheinlich schon nicht mehr (stolz darauf, wie demütig du bist). „Darum, wer meint, er stehe, soll zusehen, dass er nicht falle.“ – 1.Korinther 10,12 Gerade in dem Moment, in dem du meinst, du hättest es geschafft, wird Gott eine Nadel in deinen kleinen Ballon stecken, dein Luftschloss platzt, all die heiße Luft wird sich verflüchtigen und du landest tiefer als je zuvor. Stolz macht es einem sogar noch schwerer, sich selbst zu vergeben, selbst wenn du weißt, dass Gott dir vergeben wird.
Sei ehrlich zu dir selbst und gib Gott die Anerkennung für alles Gute in dir. Gewöhnlich ist das eine ziemlich gute Regel. „Was hast du vorzuweisen, das du nicht von Gott bekommen hast?“ – 1.Korinther 4,7 „Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott!“ – Jakobus 1,17 Gib Gott alle Anerkennung. Halte dir vor, nichts ohne Ihn zu sein. Mach dich sogar selbst lächerlich. Mach einen Witz aus dir. Mach dir einen Spaß daraus, wie albern du bist und was du alles Blödes anstellst, wie meine Mutter es über ihre Zerstreutheit machte. Sie erzählte immer die lustigsten Begebenheiten über sich selbst, über die verrückten Sachen, die sie anstellte, nur um sich selbst und dich daran zu erinnern, dass das einzig Gute an ihr der Herr war.
Zeig eine gute Portion Humor über dich selbst! Hilf auch anderen, mit dir mitzulachen! Ja, erinnere selbst Gott daran, wie lächerlich du doch eigentlich bist. „Denn er weiß, dass wir vergänglich sind, er denkt daran, dass wir nur Staub sind.“ – Psalm 103,14 Denn „Wie sich ein Vater über seine Kinder zärtlich erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten.“ – Psalm 103,13 Auch Gott besitzt einen Sinn für Humor, und vielleicht kannst du Ihn dazu bringen, es mit einem Lachen abzutun, wenn du ehrlich bist, bekennst und Ihm sagst, wie leid es dir tut! – David Brandt Berg (Erschienen Februar 1971, gekürzt.)
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Nimm die Wahrheit Gottes, auf die Art, wie Er selbst sie vorgibt, denn Er sieht die Schwächen unserer Schritte. Die besteht darin, erstens aus Demut, zweitens, aus Demut. drittens, aus Demut. Wenn Demut all unserem Guten, das wir erreichen, nicht vorausgeht, begleitet und nachfolgt wenn wir nicht unsere Augen auf sie gerichtet halten, wird der Stolz uns gleich wieder alles aus den Händen reißen. – Augustinus von Hippo
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Ich habe mich darangemacht, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Das hat mir gutgetan, denn sonst würde ich in der falschen Vorstellung sterben, ein Gelehrter zu sein. – Martin Luther
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Vinicio Riva, ein verunstalteter, entstellter Italiener, wurde weltberühmt, als Papst Franziskus ihn mit einer Umarmung begrüßte. Es war ein überwältigender Moment. Zugleich ist es in vieler Hinsicht ein ziemlicher Kontrast. Ich war im Vatikan und der schreit uns nicht zu, „Kümmert euch um die Armen!“ Traditionell sitzt der Papst buchstäblich auf einem goldenen Thron. Dieser Papst jedoch, Papst Franziskus, nimmt diejenigen, denen die Welt unverfroren aus dem Weg geht, in die Arme. Der Papst, einer der wichtigsten und mächtigsten Persönlichkeiten unseres Planeten, geht den Ausgestoßenen dieser Gesellschaft nicht aus dem Weg. Buchstäblich akzeptiert und umarmt er sie. Das reflektiert ein Muster der Demut, beispielhaft durch die Entscheidungen des Lebensstils, der Abkehr von der Prunkhaftigkeit und hin zum Einbeziehen der Randschichten. Könnten wir solch eine demütige Haltung einnehmen? Wird man sich an uns erinnern, die Ausgestoßenen mit Demut und Gnade umarmt zu haben? – Ed Stetzer
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Wenn du noch weiteres über dieses Thema studieren möchtest findest du hier gute Artikel und Beispiele anderer
https://anchor.tfionline.com/de/tag/demut/